Franco Foda hat seine Männer beisammen. Der Teamchef ist nachdenklich. Wegen des Krieges. Wegen Corona.

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Wien – Die Kaderbekanntgabe hatte etwas Gespenstisches. Teamchef Franco Foda saß Dienstagmittag daheim in Graz, war per Zoom zugeschaltet. Auch Bernhard Neuhold, der ÖFB-Wirtschaftsgeschäftsführer, meldete sich aus dem Homeoffice. Iris Stöckelmayr, die Leiterin der Kommunikationsabteilung, moderierte. Aus ihrem Wohnzimmer. "Es geht uns allen gleich", sagte Foda. "Schwierig, an Fußball zu denken." An Corona habe man sich insofern gewöhnt, "als wir aufpassen müssen, uns weiter nur in der Blase bewegen dürfen. Bisher haben wir es im Nationalteam geschafft, Infektionen zu verhindern. Ich hoffe, es gelingt weiterhin. Garantien gibt es keine."

Die Welt, sagte Foda, spiele verrückt. "Der Krieg in der Ukraine macht uns alle fassungslos." Vielleicht könne der Fußball einen kleinen Teil dazu beitragen, "dass es irgendwann wieder besser wird". Die ÖFB-Auswahl ist insofern betroffen, als die Ukraine ein möglicher Gegner im Finale des WM-Playoffs am 29. März in Wien gewesen wäre. Da das Playoff-Halbfinale in Schottland in den Juni verlegt wurde, muss Österreich auf Katar warten. Das Treffen in Cardiff gegen Wales findet planmäßig am 24 März statt.

Im Falle einer Niederlage wäre Katar Geschichte, ehe es im November Gegenwart für 32 andere Nationen wird. Man würde dann am 29 März gegen Schottland testen. Wird Wales überwunden, kommt der Verlierer aus Schweden gegen Tschechien ins Happel-Stadion. In aller Freundschaft. Der Sieger arbeitet am selben Tag gegen Polen ums WM-Ticket. Die Polen hatten ja wegen des Ausschlusses von Russland ein Freilos. Das mögliche Finale von Österreich gegen die Ukraine oder Schottland kann erst im Juni steigen. Neuhold und Foda müssen und werden den Durchblick bewahren.

Fest steht: 50 Prozent der Einnahmen vom Match am 29. März gegen irgendwen werden an die Ukraine-Hilfe gespendet. "Eine Selbstverständlichkeit", sagte Neuhold.

Keine Experimente

Foda hat 24 Männer nominiert, es gibt keine Debütanten, der 55-Jährige setzt auf bewährte Kräfte, die die Abläufe kennen. Die Zeit für Experimente ist nicht reif und zu kurz. Das Angebot war quasi größer als die Nachfrage, Stefan Ilsanker, Alessandro Schöpf, Ercan Kara und Karim Onisiwo fanden keinen Platz. Die Youngsters Yusuf Demir, Junior Adamu und Bielefelds Patrick Wimmer wurden der U21 überlassen. Wobei speziell Wimmer laut Foda "sehr bald ein Thema wird. Er hat sich enorm entwickelt."

Viele Rückkehrer

Die im Herbst verletzt gewesenen Stammkräfte Stefan Lainer, Sasa Kalajdzic, Xaver Schlager und Valentino Lazaro kehren zurück. Auch Michael Gregoritsch, der Sohn von U21-Trainer Werner, darf am Sonntagabend zur Vorbereitung in Wien erscheinen. Er hat sein Augsburg-Tief überwunden. Die drei Torhüter sind Daniel Bachmann, Heinz Lindner und Patrick Pentz. Foda vertraut allen, wobei ihm natürlich nicht entgangen ist, dass die Nummer eins, nämlich Bachmann, seit Monaten auf Watfords-Ersatzbank darbt.

Zuversichtlich stimmt, dass nicht wenige bei ihren Vereinen Höchstleistungen bringen. Christoph Baumgartner in Hoffenheim, Konrad Laimer in Leipzig, David Alaba in Madrid, Marko Arnautovic in Bologna. Die Liste ist unvollständig." In der verrückten Welt sind Träume erlaubt, Foda könnte der erste österreichische Teamchef sein, der sich sowohl für eine EM- als auch eine WM-Endrunde qualifiziert. "Das gilt noch mehr für die Spieler. Es wäre außergewöhnlich."

Wales sei ein harter Brocken. "Heimstark, sie lassen in der Defensive wenig zu, sind dynamisch, zielorientiert, schnell im Umschalten. Es ist davon auszugehen, dass wir mehr Ballbesitz haben." Um den Ball nicht in ungünstigen Momenten zu verlieren, "müssen wir präzise im Passspiel sein. Es geht um die eigene Qualität. Es ist eine Kopfsache, aber in entscheidenden Partien waren wir eigentlich immer präsent." Ob die Waliser mit oder ohne Gareth Bale antreten, sei nicht so entscheidend. "Es liegt an uns."

Die große Ungewisse bleibt Omikron. Obwohl die Uefa in der Vorbereitung keine PCR-Tests mehr vorschreibt, wird beim ÖFB getestet und getestet. Neuhold: "Um sicher zu gehen, wir müssen uns schützen, soziale Kontakte meiden." Frisch Genesene wie etwa Philipp Lienhart sind von der PCR-Testerei befreit. Es reichen Antigentests. Foda hat beschlossen, sich auf Cardiff zu freuen. Das sei alternativlos. (Christian Hackl, 15.3.2022)

TOR:

Daniel BACHMANN (FC Watford/ENG)
Heinz LINDNER (FC Basel/SUI)
Patrick PENTZ (FK Austria Wien)

VERTEIDIGUNG:

David ALABA (Real Madrid/ESP)
Aleksandar DRAGOVIC (Roter Stern Belgrad/SRB)
Martin HINTEREGGER (Eintracht Frankfurt/GER)
Stefan LAINER (Borussia Mönchengladbach/GER)
Philipp LIENHART (SC Freiburg/GER)
Stefan POSCH (TSG 1899 Hoffenheim/GER)
Christopher TRIMMEL (1. FC Union Berlin/GER)
Andreas ULMER (FC Red Bull Salzburg)

MITTELFELD:

Christoph BAUMGARTNER (TSG 1899 Hoffenheim/GER)
Florian GRILLITSCH (TSG 1899 Hoffenheim/GER)
Marco GRÜLL (SK Rapid)
Konrad LAIMER (RB Leipzig/GER)
Valentino LAZARO (Benfica Lissabon/POR)
Dejan LJUBICIC (1. FC Köln/GER)
Marcel SABITZER (FC Bayern München/GER)
Louis SCHAUB (1. FC Köln/GER)
Xaver SCHLAGER (VfL Wolfsburg/GER)
Nicolas SEIWALD (FC Red Bull Salzburg)

STURM:

Marko ARNAUTOVIC (FC Bologna/ITA)
Michael GREGORITSCH (FC Augsburg/GER)
Sasa KALAJDZIC (VfB Stuttgart/GER)

Auf Abruf:

Martin FRAISL (FC Schalke 04/GER)
Pavao PERVAN (VfL Wolfsburg/GER)
Alexander SCHLAGER (LASK)
Kevin DANSO (RC Lens/FRA)
Gernot TRAUNER (Feyenoord Rotterdam/NED)
Maximilian ULLMANN (Venezia FC/ITA)
Maximilian WÖBER (FC Red Bull Salzburg)
Yusuf DEMIR (SK Rapid)
Thomas GOIGINGER (LASK)
Sascha HORVATH (LASK)
Stefan ILSANKER (Eintracht Frankfurt/GER)
Jakob JANTSCHER (SK Sturm Graz)
Florian KAINZ (1. FC Köln/GER)
Romano SCHMID (SV Werder Bremen/GER)
Alessandro SCHÖPF (Arminia Bielefeld/GER)
Patrick WIMMER (Arminia Bielefeld/GER)
Junior ADAMU (FC Red Bull Salzburg)
Adrian GRBIC (Vitesse Arnheim/NED)
Ercan KARA (Orlando City SC/USA)
Karim ONISIWO (1. FSV Mainz 05/GER)
Andreas WEIMANN (Bristol City/ENG)