Alexej Nawalny nahm per Videoschaltung an der Gerichtsanhörung teil.

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Wien – In einem neuen umstrittenen Prozess gegen den inhaftierten russischen Regimekritiker Alexej Nawalny hat die Staatsanwaltschaft 13 Jahre Haft wegen Veruntreuung beantragt. Staatsanwältin Nadeschda Tichonowa forderte in dem als politische Inszenierung kritisierten Verfahren am Dienstag auch die Verhängung einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Rubel (9.000 Euro). Nawalnys Team sprach von einem neuen Beweis für die Justizwillkür in Russland.

"Wir haben gesagt, dass Putin Nawalny für immer im Gefängnis halten will", sagte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch. Nawalny ist der schärfste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

421 Tage – so lange ist Alexej Nawalny bereits in Haft.

Verfahren laut Nawalny-Sprecherin Rache Putins

Verantworten muss sich Nawalny diesmal wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern für seine inzwischen verbotene Antikorruptionsstiftung und wegen Beleidigung einer Richterin. Nach Angaben seines Teams drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Das Gericht lehnte es ab, den Prozess in die rund 100 Kilometer entfernte russische Hauptstadt Moskau zu verlegen. Die Auftraggeber des Verfahrens hätten Angst, dass dann jeder sehen könne, dass die Anklage erfunden sei, meinte der 45-Jährige vor Gericht. Mehrere Journalisten fanden sich allerdings in dem Straflager in Pokrow im Gebiet Wladimir ein, berichtete die kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta".

Jarmysch meinte, Putin räche sich mit dem Verfahren an Nawalny, "nachdem es ihm nicht gelungen ist, ihn zu töten". Der Regimegegner hatte einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok im August 2020 nur knapp überlebt. Putin wies eine Beteiligung zurück. Die EU hatte wegen des Attentats Sanktionen gegen Russland verhängt. Nawalny war nach seiner Genesung in Deutschland, wo ihn die damalige Kanzlerin Angela Merkel in der Charité in Berlin besuchte, vor einem Jahr nach Russland zurückgekehrt. Er wurde am 17. Jänner 2021 noch am Flughafen in Moskau festgenommen, weil er während seiner Genesung gegen Auflagen in einem anderen Strafverfahren verstoßen haben soll. (APA, 15.3.2022)