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Ein iranischer Angriff auf Erbil im nordirakischen Kurdistan am vergangenen Sonntag zielte laut iranischen Quellen ebenfalls auf israelische Infrastruktur ab.

Foto: Reuters/ Lashkari

Israel wurde in den Abendstunden des Montags von einem schweren Cyberangriff heimgesucht. Zahlreiche Internetseiten der israelischen Regierung waren vorübergehend nicht abrufbar. Die Attacke, die gegen 18 Uhr Ortszeit begann, zielte vor allem auf die von Ministerien und anderen Regierungsstellen genutzte Domain gov.il ab. Auch die Webseite des Premierministers war vorübergehend lahmgelegt. Noch vor Mitternacht waren die meisten Dienste wieder nutzbar. Ob über die temporären Ausfälle hinaus weitere Schäden entstanden sind, wird derzeit untersucht.

Mehrere Insider sprechen von einem der schwersten Cyberangriffe auf die israelische Infrastruktur. Die Attacke wird dem Iran zugerechnet. Israel ist laufenden Cyberangriffen aus dem Iran ausgesetzt, manche davon treffen ins Herz der kritischen Infrastruktur. So hatten sich vor zwei Jahren mehrere Cyberangriffe auf Israels Trink- und Abwassersteuerung ereignet, für die ebenfalls iranische Kräfte verantwortlich gemacht wurden. Seither wurde die Cyberabwehr des Landes massiv aufgestockt.

Stiller Krieg

Derzeit vergeht keine Woche ohne einen Zwischenfall an einer der vielen Fronten im stillen Krieg zwischen dem Iran und Israel. Ein Luftangriff nahe Damaskus zu Beginn der vergangenen Woche war Israel zugeschrieben worden. Iran erklärte einen Tag danach, dass bei dem Angriff zwei hohe Offiziere der Revolutionsgarden ums Leben gekommen seien. "Israel wird dafür bezahlen", verkündeten die Revolutionsgarden daraufhin laut mehreren iranischen Medien.

Ein iranischer Angriff auf Erbil im nordirakischen Kurdistan am vergangenen Sonntag zielte laut iranischen Quellen ebenfalls auf israelische Infrastruktur ab. Washington bestreitet, dass es ein Ziel des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad war, vielmehr sei ein ziviles Ziel unter Beschuss genommen worden. Teheran bezichtigt Israel wiederum eines angeblich geplanten Sabotageakts im iranischen Urananreicherungszentrum Fordow.

Drohnenangriffe häufen sich

Israel weist seine Verbündeten im Westen seit Jahren darauf hin, dass die nukleare Aufrüstung nicht der einzige Aspekt der iranischen Bedrohung Israels ist. Neben Cyberattacken häufen sich auch Drohnenangriffe seit mehreren Jahren. Jerusalem befürchtet, dass ein neues Atomabkommen auch an diesen dezentralen Fronten zu einer Eskalation führen könnte: Ein Ausschleifen der Sanktionen des Westens gegenüber dem Iran könnte Teheran mehr finanziellen Spielraum bieten, um in diese Technologien zu investieren, heißt es.

Schon jetzt sei Teheran in der Lage, Drohnen mit einer Reichweite von 3.000 Kilometern zu lancieren, erklärt ein hoher Offizier der israelischen Streitkräfte. Es ist also möglich, unbemannte Fluggeräte aus dem Iran Richtung Gazastreifen und retour fliegen zu lassen, um palästinensische Terrorgruppen in dem von Israel und Ägypten abgeriegelten Landstrich mit Waffen und Munition zu versorgen oder einen Sprengsatz abzuwerfen. Entsprechende Versuche habe man in der Vergangenheit schon vereitelt, heißt es. Angriffe von Drohnen drohen nicht nur aus dem Iran, sondern auch von den irantreuen Milizen in Syrien und dem Libanon, im Gazastreifen und im Jemen.

Von Moskau abhängig

In den vergangenen fünf Jahren war es iranischen Drohnen mehrmals gelungen, in den israelischen Luftraum einzudringen. Israels Luftwaffe setzt die Fluggeräte mittlerweile auch mit F-35-Kampfflugzeugen außer Kraft. Alle israelischen Militärpiloten werden nunmehr auch auf solche Einsätze trainiert.

Israel sieht sich an dieser Front auch von Moskau abhängig: Es liegt an Russland, ob Israel weiterhin im syrischen Luftraum gegen Terroristen vorgehen darf. Zugleich ist Moskau ein entscheidender Faktor in der Frage, ob und wann die Wiener Verhandlungen über ein Atomabkommen mit dem Iran zu einem Abschluss kommen. (Maria Sterkl aus Jerusalem, 15.3.2022)