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86 Prozent der Studierenden haben keine klare Vorstellung mehr von ihrer beruflichen Zukunft.

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Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist Studierenden das Gefühl dafür abhandengekommen, was sie in der Arbeitswelt erwartet, so lautet eine Erkenntnis des aktuellen Karrierebarometers "Young Talents" von Jobteaser, einer Karriereplattform für Studierende. Viele blicken mit Sorge und ohne einen wirklichen Plan auf ihre künftige berufliche Laufbahn. Seit Anfang 2020 fragt die Plattform regelmäßig zu Semesterbeginn die Erwartungen an den Beruf und die anstehenden Herausforderungen von Studierenden ab. An der aktuellen Umfragen nahmen im Jänner über 3.200 Studierende und Absolventinnen aus Deutschland und Österreich teil.

Die große Konstante der Umfragen in den letzten beiden Jahren war die Verunsicherung der jungen Berufseinsteiger. Mangelnde Praxiserfahrungen, Studium und Jobantritt im Remote-Modus haben deutliche Spuren hinterlassen. Für etwa ein Drittel finden Vorlesungen immer noch rein virtuell statt. Und so haben mittlerweile 86 Prozent der Studierenden und Absolventen auch keine klare Vorstellung mehr von ihrer beruflichen Zukunft.

Zukunftssorgen

War im Herbst noch die Angst vor sozialer Isolation die größte Sorge der "Generation Lockdown" (also der 16- bis 24-Jährigen), steht mittlerweile vor allem die konkrete Sorge um den beruflichen oder akademischen Werdegang im Vordergrund. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) machen sich diesbezüglich Sorgen. Zu den am häufigsten genannten konkreten Bedenken zählen ein Mangel an Stellenangeboten (39 Prozent), die Finanzierung des eigenen Lebensunterhalts (37 Prozent) sowie die Angst, das aktuelle Studienjahr nicht beenden oder Prüfungen nicht bestehen zu können (27 Prozent).

In puncto Erwartungen an den künftigen Job ist neben jener einer sinnvollen Tätigkeit im Laufe der Pandemie das Bedürfnis nach beruflicher Sicherheit größer geworden. Immerhin 70 Prozent der Befragten sind ein unbefristeter Arbeitsvertrag wichtig bzw. sehr wichtig. Etwa ein Drittel der Befragten (32 Prozent) kann sich vorstellen, unbegrenzt für nur einen Arbeitgeber tätig zu sein, ein weiteres Viertel kann sich das für einen Zeitraum von zehn Jahren vorstellen.

Gehalt ist wichtig

Gefragt nach den drei wichtigsten Kriterien bei der Suche nach potenziellen Arbeitgebern, führen zwei Drittel (66 Prozent) die generellen Arbeitsbedingungen an. Auf Platz zwei folgt mit 54 Prozent das Gehalt. Für knapp die Hälfte der Teilnehmer (47 Prozent) ist auch die Work-Life-Balance ein wichtiger Aspekt.

Im Vergleich mit der vorherigen Umfrage hat das Gehalt an Bedeutung gewonnen (von 44 auf 54 Prozent), die Work-Life-Balance abgenommen (von 60 auf 47 Prozent). Knapp ein Viertel der Teilnehmerinnen zählt zu den Top-drei-Kriterien auch das Image des Unternehmens (28 Prozent) sowie generelle Weiterbildungsangebote (25 Prozent). Für ein knappes Fünftel (18 Prozent) ist auch die Möglichkeit von Homeoffice ein Entscheidungskriterium.

Plan fehlt vielen

Waren es im September 2021 noch 73 Prozent der Absolventinnen und 84 Prozent der Studierenden, die angaben, keinen klaren Weg für die berufliche Zukunft vor Augen zu haben, sind es mittlerweile insgesamt 86 Prozent aller Befragten, die nicht (mehr) wirklich klare Vorstellung von ihrem beruflichen Werdegang haben. Nur jeder siebente Teilnehmer (14 Prozent) gab an, den eigenen Karriereweg bereits klar definieren zu können. Der Anteil der Befragten, die keine klare berufliche Vorstellung vor Augen haben, ist unter den Absolventinnen (13 Prozent) ungefähr gleich hoch wie unter den Studierenden (14 Prozent).

Aus dieser Unklarheit heraus erscheint es naheliegend, dass sich der akademische Nachwuchs weiterhin von den Unternehmen Orientierung und Hilfestellung wünscht. 58 Prozent erhoffen sich diese Form der konkreten Unterstützung durch die Karriereservices ihrer Hochschulen. Auch die Möglichkeit, direkt über das Career-Service mit Unternehmen in Kontakt treten zu können, hält fast jede Dritte (29 Prozent) für sinnvoll. Die Präsenz der Unternehmen auf (digitalen) Karrieremessen wird hingegen nur von 29 Prozent der Befragten als relevanter Faktor angesehen. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) wünscht sich aber ein aktives Zugehen der Unternehmen auf potenzielle Mitarbeiter. (red, 17.3.2022)