Wie rasend schnell sich die Zeiten ändern können. Vor kurzem noch waren es die Wellen der Pandemie, die das Geschehen bestimmten; die Maßnahmen, die die Regierung dagegen ergriff oder nun nicht mehr ergreift. Bis heute halten uns die Chats von ein paar vorübergehend Übermächtigen in Atem, die uns zeigen, auf welch verkommene Weise man Österreich regieren, Macht missbrauchen kann. Schamlosigkeit, Selbstüberschätzung, Hybris hatten türkise Blütezeiten, man wundert sich, was manchen möglich war. Ihnen gebührt, was unser Rechtsstaat dafür vorsieht.

In Russland lassen sich Demonstranten für ihren Protest gegen den Krieg ins Gefängnis werfen.
Foto: imago images/NurPhoto

Und nun: der Krieg. Während wir uns noch damit befassen, wer ein Putin-Versteher sei und wer nicht, ist anderswo die Zeit der Mutigen gekommen. Da lassen sich Demonstranten in Russland für ihren Protest gegen den Krieg im Nachbarland, für ihre Haltung ins Gefängnis werfen. Versuchen Journalisten, trotz Androhung schwerer Strafen weiterhin ihrer Berichtspflicht nachzukommen.

Da hält die Fernsehredakteurin eines staatlichen russischen TV-Senders mitten in der meistgesehenen Nachrichtensendung des Landes ein Antikriegsplakat in die Kamera und ruft die Zuseher auf, die dort verbreiteten Lügen nicht zu glauben.

Da stemmen sich Ukrainerinnen und Ukrainer gegen den Aggressor, finden Mütter mit ihren Kindern den Mut zur Flucht in die Fremde. Dort sind die Heldinnen und Helden. Ihnen gebühren all unsere Hilfe, Unterstützung und all unser Respekt. (Renate Graber, 15.3.2022)