Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich liegt mittlerweile bei 3.465,6.

Foto: AFP / Odd Andersen

Am Mittwoch haben die Corona-Zahlen in Österreich bisher nicht da gewesene Dimensionen erreicht. 58.583 Neuinfektionen sind den Ministerien zufolge in den vergangenen 24 Stunden verzeichnet worden. Das ist – elf Tage nach dem Aus fast aller Schutzmaßnahmen und der Aussetzung der Impfpflicht – mit Abstand der höchste Wert seit Ausbruch der Pandemie. Der bisherige Höchstwert war mit 49.432 bestätigten Fällen am vergangenen Donnerstag registriert worden.

Auch die Zahl der hospitalisierten Covid-Kranken steigt – mehr als 3.000 liegen wieder in den Krankenhäusern. Innerhalb eines Tages ist die Anzahl der Covid-Patientinnen und -Patienten in den Spitälern um 46 auf nunmehr 3.033 angewachsen. Mehr mit Covid-19 Hospitalisierte hatte es zuletzt am 7. Dezember des Vorjahres gegeben, als sich Österreich in einem allgemeinen Lockdown befand.

Konsortium rechnet mit Anstieg der Spitalszahlen

Die Expertinnen und Experten des Covid-Prognose-Konsortium erwarten in ihrer aktuellen Vorschau bereits am kommenden Mittwoch (23. März) bis zu 3.900 stationär aufgenommene Covid-Patientinnen und -Patienten im Normalpflegebereich. Der Punktschätzer liegt bei 3.427. In 14 Tagen (30. März) wird dieser mit 3.904 angegeben, als Konfidenzintervall wird eine Grenze zwischen 3.108 und 4.904 ausgewiesen. Im Mittelwert muss also damit gerechnet werden, dass – bei stets steigenden Infektionszahlen und Ausfällen bei den Spitalsmitarbeitern – am Monatsende jedenfalls um die 4.000 Covid-Kranke auf Normalstationen Betreuungsbedarf haben werden. Derzeit sind es 2.812.

Im intensivmedizinischen Bereich (ICU) werden gegenwärtig 221 schwerkranke Covid-Patientinnen und -Patienten behandelt. Auch ihre Anzahl wird – behält das Covid-Prognose-Konsortium recht – deutlich zunehmen. Schlimmstenfalls könnten es am kommenden Mittwoch an die 300 sein, als Konfidenzintervall wird ein Wert zwischen 223 und 294 ausgewiesen. Der Punktschätzer liegt bei 256, in der Woche darauf bereits bei 295 mit einem Intervall zwischen 239 und 363.

Was die Infektionszahlen betrifft, könnten diese der Einschätzung der Experten zufolge am kommenden Mittwoch bei knapp 69.000 zu liegen kommen. Der Punktschätzer liegt bei 52.186, als oberstes Limit sind 68.861 neue Fälle ausgewiesen.

Mortalitätskurve Anlass zur Sorge

Von den aktuellen stationären Fällen wurden am Mittwoch 221 auf Intensivstationen betreut – um zwei mehr als am Vortag. Binnen einer Woche ist die Anzahl der schwerkranken ICU-Patientinnen und -Patienten damit um 39 Patienten gestiegen. Zuletzt hatte es derart viele schwere stationär aufgenommene Covid-Fälle vor zwei Monaten gegeben. Das Covid-Prognose-Konsortium hatte mit dem Erreichen der aktuellen Belagszahl im ICU-Bereich erst am kommenden Mittwoch (23. März) gerechnet. Auf den Normalstationen werden derzeit 2.812 Covid-Kranke behandelt, das sind um 230 mehr als am vergangenen Mittwoch.

Auch die Entwicklung der Mortalitätskurve gibt Anlass zur Sorge. Sars-CoV-2 hat in den vergangenen 24 Stunden weitere 28 Menschen das Leben gekostet. Im Sieben-Tage-Schnitt sterben inzwischen pro Tag 25,1 Menschen an Covid-19. In den vergangenen sieben Tagen wurden 176 Todesfälle registriert. Insgesamt hat die Covid-19-Pandemie seit Ausbruch 15.289 Tote in Österreich gefordert. Pro 100.000 Einwohner sind bereits 170,3 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben.

35.251 seit Dienstag wieder gesund

Mit dem neuen Allzeitrekord ist der Sieben-Tage-Schnitt bei den Infektionen auf 44.458 gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt mittlerweile 3.465,6 Fälle je 100.000 Einwohner – ein europaweiter Spitzenwert. Am zweiten Jahrestags des allerersten Lockdowns gibt es in Österreich 416.899 aktive Fälle. Das sind 4,6 Prozent der Gesamtbevölkerung und deutlich mehr als Vorarlberg Einwohnerinnen und Einwohner hat und entspricht einem Plus von 23.304 aktiven Fällen binnen eines Tages.

Seit Pandemiebeginn hat es in Österreich fast 3,29 Millionen bestätigte Fälle gegeben. Genesen sind seither rund 2,85 Millionen Menschen. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden wurden 35.251 wieder gesund.

Impfungen stagnieren

Das Impfen gegen Corona stößt auf immer weniger Interesse. 3.404 Personen haben sich am Dienstag gegen Covid-19 schützen lassen. Das waren um 1.000 weniger als am vorangegangenen Dienstag. Von den Geimpften waren 269 Erststiche, 804 Zweitstiche und 2.331 Drittstiche.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner forderte am Mittwoch angesichts der aktuellen Entwicklungen die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen, das Festhalten am aktuellen Testsystem, 2G in der Gastronomie und Anstrengungen zur Erhöhung der Impfquote.

"Die Bundesregierung verliert offensichtlich jetzt komplett die Kontrolle über die Ausbreitung des Coronavirus in unserem Land", kritisierte Rendi-Wagner. Die Entwicklung sei dramatisch, auch weil mit 5. März fast alle Schutzmaßnahmen aufgegeben worden seien. (APA, 16.3.2022)