Ein Experiment zeigt, dass mehr Tonnen zu mehr Mülltrennung motivieren.

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Die Leberkäsesemmel schmeckt am besten mit einem kühlen Cola. Zum Nachtisch noch ein Schokoriegel, und der Schmaus für unterwegs ist komplett. Übrig bleiben: Papiersackerl, Plastikflasche und Alufolie. Zusammengeknüllt landen sie meist im nächsten Mistkübel. Der bewusste Gang zur Restmülltonne hat allerdings einen Haken.

Verschwindet nämlich alles in einem Behälter, werden die einzelnen Materialien nicht recycelt – und das summiert sich. Laut Ara (Altstoff Recycling Austria AG) enthalten Restmülltonnen durchschnittlich 22 Prozent an nicht wiederverwertbarem Verpackungsmaterial.

Um dem entgegenzuwirken und die Mülltrennung im öffentlichen Raum zu forcieren, hat die Ara gemeinsam mit dem Institut für höhere Studien (IHS) ein verhaltensökonomisches Experiment gestartet. Ein Forscherteam um Katharina Gangl sollte herausfinden, welche Anreize zum Abfalltrennen motivieren.

Mehr Mistkübel, mehr Mülltrennung

Dafür haben Müllmänner und -frauen an 90 Standorten in Krems, Leoben und Steyr zusätzliche Behälter zur getrennten Sammlung aufgestellt. Um optisch Aufmerksamkeit zu erregen, waren die Tonnen zudem teilweise mit grellen Mustern oder Bildern aus der Natur, wie etwa von den Donau-Auen, beklebt. Im Anschluss untersuchten die Forscherinnen und Forscher einen Monat lang den Inhalt der Mistkübel.

Die Ergebnisse: In Fußgängerzonen sowie in der Nähe von Restaurants und Bars füllten sich zusätzliche Mistkübel besonders gut. In den Behältern war der Abfall zu 64 Prozent korrekt getrennt. Kunststoffverpackungen wie die bereits erwähnte PET-Cola-Flasche fanden häufig den Weg in die richtige Tonne.

Als effektiv haben sich auch die Donau-Auen auf den Tonnen in der Stadt erwiesen – sie waren im Vergleich zu den grellen oder gar nicht beklebten Kübeln doppelt so voll.

Überall Zigarettenstummel

Die Studie zeigt auch, dass Littering – achtloses Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall – in Österreich kein Problem ist. Allein Zigarettenstummel konnten fast überall gefunden werden. Besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen und die Umgebung nicht als attraktiv empfunden wird, sagt Gangl.

Ein Lösungsvorschlag könnte etwa ein spielerischer Zugang sein, indem mit Zigarettenstummeln im Mistkübel abgestimmt werden kann, wer der beste Fußballspieler ist.

Die Ergebnisse der Studien werden laut Ara-Vorstand Christoph Scharff nun ans Klimaministerium und die kommunalen Ara-Partner geschickt. "Steyr, Leoben und Krems haben gezeigt, dass österreichweit Interesse und Kooperationsbereitschaft vorhanden ist, um gemeinsam noch effizientere Mülltrennung zu forcieren", sagt er. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten Österreich bei Maßnahmen zur Erreichung der Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets unterstützen. (Julia Beirer, 17.3.2022)