Für in die Jahre gekommene Kinos wie das Bellaria in Wien werden oft neue Konzepte entwickelt, die über den reinen Filmgenuss hinausgehen.

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Noch bis 1. April läuft die jüngst gestartete Crowdfundingaktion, doch bereits jetzt lässt sich prognostizieren: Das alte Wiener Bellaria Kino wird wieder auferstehen. Über 1.000 Menschen haben sich bereits an der cineastischen Reanimierung mit Spenden beteiligt, wodurch rund 100.000 Euro von mittlerweile angestrebten 165.000 Euro zusammenkamen. Nun kündigt die Stadt Wien an, mit weiteren 100.000 Euro ebenfalls ihr Scherflein beizutragen.

Die Mittel aus der Crowdfundingaktion kommen der Erneuerung der Infrastruktur des 2019 nach 107 Jahren Betriebs geschlossenen Kinos hinter dem Volkstheater zugute. Dazu gehören etwa nötige Schallschutzmaßnahmen, eine neue Bestuhlung und Lüftung. Eine komplette Generalsanierung wird allerdings auf 270.000 Euro taxiert, und hier kommt nun der Beitrag der Stadt ins Spiel.

Man freue sich, mit dem finanziellen Beitrag auch zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken, betonte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) in einer Aussendung: "Es ist sehr erfreulich, dass damit ein Kulturstandort mitten in der Stadt gerettet und neu definiert wird."

Votiv-Kino-Betreiber übernehmen

Hinter der Wiederbelebung eines vermeintlich toten Kinostandorts stehen die Betreiber des Votiv Kinos und zwei Cafetiers. Zuletzt beglückte das knapp 250 Menschen fassende Bellaria vor allem die ältere Generation bzw. Retrofans, spielte man doch vor allem heimische Streifen aus den 1930- bis 1960er-Jahren – von Hans Moser bis Franz Antel.

Diese Zielgruppe soll sich nach dem neuen Konzept wandeln. "Es soll ein Nachbarschaftskino für Stammgäste genauso wie für junge Filmenthusiast:innen werden. Ideen für Spezialreihen gibt es genug: Kulinarisches Kino, Trash Filmreihe, Schwarz-Weiß Filmabende. Außerdem soll es ein Festival-Spielort werden", hat Michael Stejskal, einer der Votiv-Betreiber, gegenüber der APA einige Ideen für die Filmprogrammierung umrissen.

Aber nicht nur mit cineastischen Gustostückerln, auch mit Kulinarik will man wieder Publikum anlocken. Denn auch die Gastronomen Moritz Baier und Daniel Botros, die bereits die hippen Cafés Liebling und Burggasse 24 betreiben, beide wie das Bellaria in Neubau gelegen, sind mit an Bord. Sie planen ein "gemütliches Lokal, das über die Spielzeiten hinaus geöffnet hat", wie sie wissen lassen. Dafür soll der einstige Gastrobereich erneuert und ausgebaut werden.

Klosterneuburg will Kulturzentrum

Auch in Klosterneuburg im Bezirk Tulln (NÖ) soll ein geschlossenes Kino wieder bespielt werden: Das Kino auf dem Rathausplatz, das 2013 seine Pforten geschlossen hat, soll mit neuem Konzept wieder öffnen. Die Stadt als Eigentümer sucht nun Interessenten, die eine kulturelle Nutzung der Räumlichkeiten umsetzen. Ein entsprechender Beschluss ist nach Angaben des Rathauses in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates gefasst worden.

Mit der Nutzung des Kinos ist einer Aussendung zufolge auch das Ziel verbunden, "die stadteigenen Veranstaltungsstätten zu erweitern". Es sollen der wachsende Bedarf der Stadt selbst und ihrer Kulturschaffenden gedeckt sowie neue Möglichkeiten für "mittelgroße" Formate geboten werden. Angestrebt werde eine kulturelle Bespielung mit der Möglichkeit für Bühnen-, Kino-, Vortrags- und Konzertbetrieb samt gastronomischer Betreuung.

Das Kino Klosterneuburg ist eine denkmalgeschützte Veranstaltungsstätte, die in ihrer Grundstruktur als Bühnen- und Lichtspieltheater mit Bühnenbereich samt Orchestergraben und den technischen Einrichtungen und Anlagen (Leinwandkonstruktion) erhalten werden soll, so die Stadtgemeinde. (APA, red, 16.3.2022)