Krieg als Gegenstand des Kapitalismus: "Plastic Heroes" im Schubert Theater Wien.

Anael Resnick

Zwei Athener Bürger hegten in Aristophanes’ Komödie Die Vögel schon vor zweitausendfünfhundert Jahren den Wunsch, über den Wolken eine bessere Welt zu begründen. Die Idee hat bis heute nichts an Attraktivität eingebüßt. Regisseurin und Puppenspielerin Martina Gredler gibt dem utopischen Unterfangen mit Texten von Sibylle Berg, Laurie Penny, Fahim Amir, Margarete Stokowski unter anderem nun neuen Auftrieb. Unter dem Titel Wolkenkuckucksheim XX eröffnet das Stück heute das Internationale Figurenfestival im Wiener Schubert Theater.

Schubert Theater Wien

Zwei Uraufführungen und eine Wien-Premiere innerhalb von vier Tagen: Nach zwei pandemiebedingten Absagen 2020 und 2021 kann es auf der Alsergrunder Bühne, die Simon Meusburger seit 15 Jahren leitet, heuer wieder Festivalstimmung geben. Zuletzt hat sich das Schubert Theater in einem Monatsschwerpunkt um digitale Theaterhandschriften verdient gemacht. Und deshalb sind beim Festival auch Virtual-Reality-Stationen für das Publikum zugänglich – sie geben Einblicke in neue "Pixel-Produktionen" wie etwas Circus der Träume.

Zehn-Minuten-Theater

Mit Ariel Doron ist auch ein internationaler Objekttheaterkünstler zugegen. Sein Stück Plastic Heroes befasst sich unter Zuhilfenahme von allerlei industriell gefertigten Spielfiguren, Puppen und Tieren aus dem Kinderzimmer mit kriegerischen Auseinandersetzungen bzw. zeigt, wie sehr Krieg weltweit als kapitalistischer Gegenstand fungiert. In einem Miniformat wiederum nähert sich die neuseeländische Wahl-Wienerin Rebekah Wild dem Narrentum per se und speziell einer Figur namens Tilda Eulenspiegel. Die als Erfolgsseminar für jeweils einen Gast (zu je zehn Minuten) entwickelte Aufführung verhandelt unsichere Werte wie Geld, Ruhm und Macht. (Margarete Affenzeller, 17.3.2022)