Foto: Meta/Ray-Ban

Parallel zur virtuellen Realität setzt der Facebook-Mutterkonzern Meta bei der Umsetzung der eigenen Metaverse-Pläne auch auf Augmented Reality, also das Anreichern der Realität mit virtuellen Informationen. Und dazu wird – ähnlich wie mit den Oculus-Brillen bei den VR-Plänen – die passende Hardware geliefert. Der erste Schritt in diese Richtung sind die "Ray-Ban Stories", die in Kooperation mit der kultigen Brillenmarke entstanden sind und neben Schutz vor UV-Licht auch mit diversen smarten Features punkten sollen.

Ray-Ban Stories: Verfügbarkeit und Preis

Vorgestellt wurden die Ray-Ban Stories bereits im September vergangenen Jahres, vorerst waren sie aber nur in ausgewählten Märkten – Nordamerika, Irland, UK, Australien und Italien – verfügbar. Ab 17. März sind sie auch in weiteren Märkten erhältlich, neben Spanien und Belgien auch in Österreich. Ein Marktstart in Frankreich folgt am 14. April.

Preislich wird die smarte Brille bei 329 Euro aufwärts angesetzt sein, womit sie fast so viel kostet wie die aktuelle VR-Brille des Unternehmens, die Ocululs Quest 2 (ab 349 Euro). Im Gespräch mit dem STANDARD betont man seitens Meta allerdings, dass die beiden Produkte nicht vergleichbar sind und dass es sich bei den Ray-Ban Stories um eine gänzlich neue Produktkategorie handelt. Die Ray-Ban Stories sind außerdem mit polarisierten Gläsern (ab 359 Euro), Transitionsgläsern (409 Euro) und Korrektionsgläsern (Preis variiert) erhältlich. Den Vertrieb übernimmt Ray-Ban, die Brillen sind also über die Ray-Ban-Stores und auf Ray-Ban.com erhältlich.

Die Features der Ray-Ban Stories

Das folgende Video zeigt, wie Meta-CEO Mark Zuckerberg die Brille präsentiert und über die wichtigsten Features spricht.

Meta

Betont wird seitens Meta im Gespräch mit dem STANDARD, dass die Ray-Bans mit diversen Smart-Funktionen nur rund fünf Gramm schwerer sind als die herkömmlichen Sonnenbrillen dieser Marke – man habe sich vorerst auf das Design konzentriert und dieses um essenzielle, aber eben nicht zu viele smarte Funktionen angereichert. Das erklärt auch, wie sich Metas Ansatz von dem der Konkurrenz – namentlich Google Glass – unterscheidet. Hier können zwar keine Informationen direkt ins Auge projiziert werden, dafür sieht man mit Metas Brille aber auch nicht aus wie ein Borg aus "Star Trek".

Stattdessen konzentriert man sich vorerst darauf, Kameraaufnahmen und das Abspielen von Audioinhalten zu ermöglichen. Die Kameraaufnahmen werden durch zwei Linsen ermöglicht, die sich jeweils außerhalb eines Auges befinden und mit fünf Megapixeln (2.592 px mal 1.944 px) auflösen. Das ist nicht sonderlich viel, wie manche Tester in den USA anmerkten. Da man die Sonnenbrille aber hauptsächlich bei hellem Sonnenlicht trägt, dürfte die Bildqualität dennoch passabel sein. Außerdem sind Videoaufnahmen (1.184 px mal 1.184 px bei 30 FPS) mit einer Dauer von bis zu 60 Sekunden möglich. Die Aufnahmen werden entweder durch das Drücken einer Taste oder via Sprachbefehl gestartet.

Integriertes Bluetooth ermöglicht es außerdem, Musik, Podcasts und Telefonate auf die Brille zu übertragen. Aufgenommen wird der Ton – etwa für Telefonate – über drei integrierte Lautsprecher, ausgespielt wird er über zwei integrierte Mikrolautsprecher. Die Lautstärke lässt sich über ein integriertes Touchpad am Brillenbügel regeln.

Speicher, Akku und Verbindungen

Zu jeder Brille gehört freilich ein Brillenetui. Und dieses wurde so entworfen, dass es die smarte Brille nicht nur aufbewahrt, sondern – ähnlich wie bei Bluetooth-Kopfhörern – auch unterwegs auflädt. Laut Meta ist die Brille nach 70 Minuten im Etui vollständig aufgeladen, per Schnellladung ist die Brille nach 30 Minuten zu 50 Prozent geladen. Ein voll aufgeladenes Etui ermöglicht bis zu drei Ladungen, eine vollständig geladene Brille hält bei mäßiger Nutzung bis zu sechs Stunden.

Der interne Speicher der Brille reicht laut Meta für 30 Videos mit einer Dauer von je 30 Sekunden beziehungsweise für 500 Fotos. Neben dem genannten Bluetooth 5.0 verfügen die Ray-Ban Stories auch über ein Wi-Fi-Modul.

Facebook-App und Facebook-Zwang

Aber natürlich sollen die Bilder und Videos ja ohnehin nicht auf der Brille verbleiben, sondern mit der Welt geteilt werden. Zu diesem Zweck hat Meta die Facebook-View-App programmiert, über die die Bilder auf das Smartphone übertragen, bearbeitet und geteilt werden können.

Die Krux dabei: Wie schon bei Metas VR-Brillen, so ist auch hier ein Facebook-Account Pflicht, um die Funktionen nutzen zu können. Man betont aber auch, dass die aufgenommenen Bilder und Videos auch in anderen Netzwerken geteilt beziehungsweise einfach lokal auf dem Smartphone gespeichert werden können.

Knackpunkt Datenschutz

Womit wir auch schon beim wichtigen Thema Datenschutz wären – also einem, bei dem sich Meta in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat. Betont wird seitens Meta, dass man sich bei der AR-Brille viele Gedanken zu dieser Thematik gemacht habe. So gibt es unter anderem in der begleitenden App ein "Control-Center", in dem die Verwendung der Daten verwaltet werden kann. Standardmäßig sollen Inhalte nicht automatisch aus der App heraus geshared werden, auf Wunsch sollen die Inhalte lokal auf dem Smartphone verbleiben.

Bei der Brille selbst sollen kleine Lämpchen auf der Vorderseite anzeigen, ob gerade fotografiert oder gefilmt wird. Über einen Hardware-Button auf der Innenseite der Brille ist es außerdem möglich, die Aufzeichnungsfunktion temporär komplett zu deaktivieren. Seitens der EU wurde bereits bemängelt, dass die besagten Lämpchen zu klein seien, um einen ausreichenden Datenschutz zu gewährleisten – hier ist also sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Ausblick: Echte Augmented Reality?

Laut Mark Zuckerberg sind die Ray-Ban Stories "ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur ultimativen VR-Brille". Es müsse aber noch viel Technologie entwickelt und auch miniaturisiert werden, um jene AR-Brille zu schaffen, die er sich für die Zukunft vorstellt. Zum Beispiel könne man in Zukunft Hologramme über die Brillen einspielen – ebenso wie es die Google Glass eigentlich ermöglicht. Dass dies eine andere Form des Metaversums erschaffen würde, haben auch die "Pokémon Go"-Macher von Niantic zuletzt in einem Interview mit dem STANDARD erläutert. (Stefan Mey, 17.3.2022)