Als der finnische Entwickler Jussi Koskela im Jahr 1999 eine kleine Skisprungsimulation namens "Deluxe Ski Jump" veröffentlichte, konnte er wahrscheinlich nicht ahnen, wie viele Anhänger das Game anziehen würde. Trotz der schon für damalige Verhältnisse krümelig-simplistischen Grafik zog die Mischung aus einfacher Maussteuerung und Rekordjagd gegen Wind und Punkterichter viele Spieler in ihren Bann. Dass das Spiel praktisch auf jedem Rechner funktionierte, auf dem MS-DOS lief, macht es zum Hit in Schulpausen und unbeobachteten Informatikstunden. Auf die Maussteuerung ist Koskela bis heute stolz, erklärte er 2019 gegenüber dem STANDARD.
2001 folgte Teil zwei, der mehr Schanzen und etwas Politur mitbrachte und abermals trotz Pseudo-3D-Grafik in zwei Dimensionen gespielt wurde. Bis heute genießt diese Edition des Spiels Kultstatus, auch wenn Koskelas Firma Mediamond seit 2011 bereits Teil vier hegt und pflegt. Die große Zuneigung der Spielerschaft zum Oldie ist ihm freilich nicht entgangen, weswegen der das Game – von mir leider unbemerkt – Ende 2020 auch für Android und Apples iOS veröffentlichte. Das Game ist kostenlos zu haben, wer die Werbeeinblendungen abdrehen möchte, kann dies mit einer Einmalzahlung von rund drei Euro tun.
Höchste Zeit, (anhand der Android-Version) zu prüfen, ob der Charme von "Deluxe Ski Jump 2" sich auch auf Mobilgeräte übersetzt. Und schon kurz vorab gesagt: Ja, das tut es. Aber in mancher Hinsicht ist die Umsetzung fast zu nah am Original.
Gelungene Portierung der legendären Steuerung
Was ich damit meine? Dazu später – zuerst zu den positiven Dingen. Klarerweise schließen die wenigsten Spieler eine Maus an ihr Handy an, weswegen eine Steuerlösung gefunden werden musste, die ähnlich simpel ist wie beim Original für den PC. Und das ist gelungen.
Wo man früher mit einem bzw. zwei Mausklicks startete, absprang und landete, drückt man nun mit den Daumen auf den Bildschirm. Die Neigung des Winterathleten wird allerdings nicht per Touchscreen gesteuert, sondern über den in jedem Smartphone integrierten Neigungssensor, indem man das Handy horizontal nach vorn oder hinten kippt. Besser hätte man das Steuerungsprinzip nicht übernehmen können.

Was so bleibt, wie bisher, ist der "Einfach zu lernen, schwer zu meistern"-Faktor. Das korrekte Timing beim Absprung und das sorgfältige Austarieren des Springers gegen den Wind sind der Schlüssel zum Erfolg. Bei meinem ersten Anlauf in "Deluxe Ski Jump 2" am Handy lernte ich, dass man auf einer Schanze mit K-Punkt bei 105 Metern auch nur 34 Meter weit springen kann. Da helfen auch überdurchschnittliche Haltungsnoten nicht mehr.
Über die Jahre der "DSJ"-Abstinenz bin ich eindeutig eingerostet. Nach über einer halbe Stunde an Trainingsanläufen habe ich den Dreh immer noch nicht raus, komme aber zumindest recht verlässlich auf über 80 Meter. Eine Performance, die im Weltcup-Bewerb gegen Computergegner zumindest für Platz 13 von 16 reicht. Der Weg zu Schlierenzauer'schen Ergebnissen ist noch ein weiter und mein Ehrgeiz, wie damals, ungebrochen.

Leider kein Online-Multiplayer
An Optimierungen hat man bei der Mobile-Umsetzung gespart. Selbst auf einem recht großen Handydisplay ist das im Prinzip 1:1 übernommene Menü eher "frickelig" zu bedienen. Aber immerhin lassen sich eigene Sprünge wie gehabt als Replay speichern und in dieser Form auch per "Teilen"-Funktion an Freunde bzw. Konkurrenten schicken.
Das ist auch die einzige Möglichkeit, miteinander Wettkämpfe auf Distanz auszutragen. Über das Internet in Einzelspringen oder Bewerben gegen andere Spieler anzutreten, ist leider nicht möglich. Ebenso gibt es auch keinen Onlinevergleich für Schanzenrekorde – eine verpasste Chance. Sicher ist es lustig, nebeneinander auf dem Sofa um die längsten Sprünge zu wetteifern, doch eine echte Multiplayerfunktion würde "Deluxe Ski Jump 2" wohl auch am Handy unsterblich machen.
PC-Vollversion gratis freischalten
Die PC-Version ist zwar offiziell immer noch Shareware, jedoch veröffentlichte Mediamond zum zehnten Geburtstag der Reihe einen Freischaltcode, der immer noch funktioniert. Die auf der Homepage des Entwicklers herunterladbare Demo kann mit dem Namen "10TH ANNIVERSARY" und dem Schlüssel "099-169-2883" (jeweils ohne Anführungszeichen) freigeschaltet werden.
Auf neueren Windows-Versionen muss zum Spielen die DOS-Box zu Hilfe genommen werden. Wir empfehlen ausdrücklich das Frontend D-FEND Reloaded (die DOS-Box ist dort bereits im Download integriert). Wie das Spiel dort eingerichtet wird, damit es sowohl im Vollbild- als auch im Fenstermodus flüssig läuft, zeigen wir in Form einer bebilderten Anleitung, die Sie als PDF unter diesem Link herunterladen können. (gpi, 17.3.2022)