Die OMV ist auf Selbstfindungstrip. Lange hat man gut verdient mit Öl und Gas und ein bisschen Chemie. Auch wenn Österreichs größter Industriekonzern wegen der Preisrally bei fossilen Brennstoffen im Moment nicht nur gut, sondern blendend verdient – das Ende dieses Geschäftsmodells zeichnet sich nur zu deutlich ab. Trotz Krieges in der Ukraine, der die Preise treibt und seinerseits von den russischen Erlösen aus Öl- und Gasverkäufen befeuert wird, ist die entscheidende Frage, wie die Erderhitzung zu stoppen ist. Die wichtigste Antwort: raus aus Öl und Gas.

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Die OMV ist auf Selbstfindungstrip.
Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Diese Erkenntnis ist im teilstaatlichen Konzern nicht erst jetzt gereift. Eine Weichenstellung hat schon unter Rainer Seele, dem im Vorjahr nach heftigem Beschuss abgetretenen Generaldirektor, mit der Übernahme des Kunststoffproduzenten Borealis stattgefunden. Die Hinwendung zu mehr Chemie sorgte damals für deutlich mehr Aufregung als das stärkere Engagement in Russland, das zeitgleich stattfand und mit niedrigen Produktionskosten argumentiert wurde.

Das ist vorbei. Russland ist für OMV nicht mehr Kernregion, statt Öl und Gas sollen nun hochwertige Kunststoffe reichlich Geld in die Kassen spülen. Das Timing für die Präsentation der neuen Strategie hätte besser nicht sein können. Jetzt, wo alle von der Gasabhängigkeit wegwollen, ist der OMV breite Unterstützung auf dem Weg der Transformation wohl sicher. (Günther Strobl, 16.3.2022)