Tesla-Mitarbeiter in China schlafen wegen Corona im Werk.

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Bei Tesla ist es Corona, bei BMW und Volkswagen der russische Überfall auf die Ukraine. Die geopolitischen Problemlagen lassen die Autobauer nicht kalt.

Nach Volkswagen hat am Mittwoch auch der US-Elektroautobauer Tesla aufgrund verschärfter Corona-Restriktionen in China die Produktion in seinem Werk in Schanghai für zwei Tage eingestellt. Eine Begründung wurde in der von Reuters zitierten Information an Beschäftigte und Lieferanten nicht angeführt.

Wie berichtet, wurde in Schanghai und anderen Städten für 14 Tage die Bewegungsfreiheit der Menschen stark eingeschränkt, weil die Covid-Infektionszahlen auf den höchsten Stand seit 2020 stiegen.

Schlafen und essen im Betrieb

In einer Mitteilung an Lieferanten forderte Tesla diese auf, Vorkehrungen zu treffen für ein sogenanntes "closed-loop-management". Nach dem Konzept, das dem Apple-Zulieferer Foxconn die Aufnahme der Produktion in Shenzhen ermöglichte, dürfen die Arbeitskräfte den Betrieb nicht verlassen und müssen dort schlafen und essen. Tesla äußerte sich dazu nicht.

In der Tesla-"Gigafactory 3" werden rund um die Uhr das Model 3 und das SUV Model Y hergestellt. Nach Daten des chinesischen Automobilverbandes rollen täglich rund 2.000 Fahrzeuge vom Band. Von den 56.515 im Februar produzierten Wagen gingen fast 60 Prozent in den Export, zum Beispiel nach Japan und Deutschland.

Bei BMW sorgt hingegen der Krieg in der Ukraine für Bremsspuren. Der bayerische Autobauer rechnet heuer mit einer geringeren Rendite. "Mögliche weitere längerfristige Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind derzeit nicht abschätzbar und damit nicht in der Prognose enthalten", kündigte Finanzvorstand Nicolas Peter an.

Neuwagen gefragt

Zugutekommen dürfte BMW die starke Nachfrage nach Neuwagen sowie die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance. Insgesamt sei mit einem Plus bei Umsatz und Gewinn zu rechnen. Mit sieben bis neun Prozent dürfte die Rendite im Autogeschäft bei BMW 2022 aber einen Prozentpunkt niedriger ausfallen als erwartet. Langfristig peilt BMW ein Ziel von acht bis zehn Prozent Rendite an. Neben Produktionsunterbrechungen wegen fehlender Kabelbäume aus der Westukraine spürt BMW auch Gegenwind bei Rohstoffpreisen. Russland ist wichtiger Rohstofflieferant etwa von Nickel (für Autobatterien) oder Palladium (für Katalysatoren).

Rivale Mercedes-Benz Cars peilt eine bereinigte Umsatzrendite von 11,5 bis 13,0 Prozent an, nachdem im Vorjahr rekordhohe 13 Prozent erreicht worden waren. Die Folgen des Ukraine-Krieges wollte Vorstandschef Ola Källenius noch nicht beurteilen, dafür sei es zu früh. Als "enttäuschend" im Vergleich mit anderen Premiumherstellern bezeichnete Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer die Zahlen von BMW. Audi schaffe eine Ebit-Marge von 10,5 Prozent, BMW im reinen Autogeschäft aber nur 10,3 Prozent. Dabei habe BMW-Group mit 2,5 Millionen verkauften Fahrzeugen fast 50 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft. Trotz des großen Skalierungs- und Kostenvorsprungs (durch hohen Absatz) habe man eine schlechtere Gewinn-Marge pro Fahrzeug als Audi. Noch größer ist der Abstand zu Mercedes-Benz (12,4 Prozent Ebit-Marge pro Fahrzeug) und erst recht zu Tesla (12,1 Prozent Marge).

Wolfsburg läuft wieder an

Bei VW scheint sich die Versorgungslage zu entspannen. Im Stammwerk Wolfsburg soll die Produktion Anfang kommender Woche mit einer Schicht anlaufen, übernächste Woche der Zweischichtbetrieb aufgenommen werden. In Zwickau (E-Autos) werde ab April wieder produziert. Die Auslieferungen gingen im Vorjahr um acht Prozent zurück, der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 76 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verfünffachte sich auf 2,5 Milliarden Euro. (Reuters, red, 16.3.2022)