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Wolf pflegt beste Verbindungen nach Russland und ist an Deripaskas (im Bild) GAZ mit zehn Prozent beteiligt.
Wien/Steyr – Nach der Strabag distanziert sich auch Steyr Automotive vom russischen Industriellen Oleg Deripaska. Grund sind die von Großbritannien verhängten Sanktionen gegen Russland und seine auf der ganzen Welt investierten Oligarchen. Von der EU wurde Deripaska zwar noch nicht mit Bann belegt, das dürfte allerdings nur mehr eine Frage der Zeit sein.
Das im Vorjahr durch den Investor Siegfried Wolf vom deutschen Nutzfahrzeughersteller MAN übernommene Lkw-Werk Steyr Automotive setzt seine Kooperation mit dem zu Deripaskas Imperium gehörenden russischen Automotive-Unternehmen GAZ nun aus. "Solang gemeinsame europäische Maßnahmen einen Warenaustausch mit Russland sanktionieren, wird die Kooperation mit GAZ nicht wie geplant fortgesetzt", teilte Steyr Automotive am Mittwoch mit.
Keine Änderung des Geschäftsmodells
Am grundlegenden Geschäftsmodell ändere das aber nichts. Contract-Manufacturing sowie Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugen und Bussen der Marke Steyr blieben bestehen. Die Produkte würden nun eigenständig entwickelt, Komponenten lokal oder international – entsprechend den Gesetzen – beschafft.
Am Geschäft – rund 2.100 Beschäftigte (inklusive rund 150 Lehrlingen und 250 Leasingkräften) sind wegen Komponentenmangels bis Ende Juni zur Kurzarbeit angemeldet – ändere die Distanz zu GAZ nichts. Denn noch laufen die Produktions- und Abnahmeverträge mit der Volkswagen-Tochter MAN (bis Ende 2023). Parallel dazu sollten ab 2023 in Steyr Kleintransporter auf Basis von GAZ-Modellen entwickelt werden. Der notwendige Transfer von Komponenten in beide Richtungen scheint angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine allerdings fraglich. Steyr Automotive weist auf "eine generelle Knappheit bei Rohstoffen und Energie durch die Beendigung der Geschäftsbeziehungen von Europa mit Russland" hin.
Der gesamte MAN-Verbund sei vom Mangel an Kabelbäumen aus der Ukraine betroffen. Deshalb ruhe die Fertigung jedenfalls noch diese und kommende Woche. Wie es ab dem 28. März weitergehe, sei offen und richte sich "nach den werksübergreifenden Planungen und dem Sourcing von MAN", heißt es weiter.
Elektro-Lkw läuft wie geplant
Davon nicht betroffen sei die Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge der schwedischen Elektro-Lkws Volta Trucks. Sie laufe plangemäß, weil von Sanktionen gegen Russland oder Lieferschwierigkeiten nicht betroffen.
Wolf pflegt beste Verbindungen nach Russland und ist an Deripaskas GAZ mit zehn Prozent beteiligt. Ende Februar legte er den Aufsichtsratsvorsitz in der Sberbank Europe zurück – nachdem die Finanzmarktaufsicht (FMA) den Geschäftsbetrieb untersagt hatte.
"Solang europäische Maßnahmen einen Warenaustausch mit Russland sanktionieren, wird die Kooperation mit GAZ nicht fortgesetzt." (ung, APA, 16.3.2022)