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Die Raiffeisen Bank International (RBI) prüft alle Optionen, wie es weitergehen wird.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien – Für die Raiffeisen Bank International (RBI) spitzt sich die Lage in Russland immer weiter zu. Die Bank prüft nun alle Optionen für das Geschäft in dem Land – "bis hin zu einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg aus der Raiffeisenbank in Russland", wie RBI-Chef Johann Strobl in einer Aussendung am Donnerstag erklärte. "Diese noch nie dagewesene Situation veranlasst die RBI, ihre Position in Russland zu überdenken."

Die RBI und ihre Töchter würden weiterhin "in Übereinstimmung mit den lokalen und internationalen Sanktionsgesetzen" agieren. Zudem wies die Bank darauf hin, dass die Töchter eigenfinanziert und gut kapitalisiert seien.

Die RBI ist in Russland stark investiert. Das Geschäft in dem Land machte zuletzt fast ein Drittel des Nettogewinns der Gruppe aus.

Kehrtwende

Die Ankündigung, auch einen Verkauf der Moskauer Tochterbank zu prüfen, bedeutet eine Kehrtwende in der Strategie des börsennotierten Instituts, das zu fast 59 Prozent den Landesbanken gehört. Bisher hatte Strobl einen Rückzug aus Russland ausgeschlossen. Weder werde man sich aus Russland noch aus der Ukraine zurückziehen, meinte Strobl etwa Anfang März in einem Interview in der "ZiB 2" des ORF. Die russische Bank stehe gut da und sei auch gut kapitalisiert, begründete er das damals.

Dem Vernehmen nach gibt es Interessenten für die Moskauer RBI-Tochter, als potenzieller Interessent wird wie berichtet die Alfa Bank von Michail Fridman und Pjotr Awen gehandelt. Beide stehen auf der EU-Sanktionsliste.

Mit welchem Wert die RBI ihre Tochter in den Büchern hat, gibt sie nicht bekannt. In der Vorjahresbilanz hat die RBI zunächst einmal mit 115 Millionen Euro vorgesorgt.

Enger Kontakt zur Aufsicht

Die Bankenaufseher haben die RBI jedenfalls genau im Blick. Sie muss täglich bestimmte Kennzahlen wie etwa jene über ihre Liquidität bekanntgeben.

Für russische Verhältnisse ist die RBI-Tochter mit einem Marktanteil von unter zwei Prozent klein; beschäftigt sind dort aber immerhin 9000 Mitarbeiter. Das Gesamtexposure in Russland lag zuletzt bei 23 Mrd. Euro, knapp 12 Mrd. Euro hat die Bank an Krediten vergeben. Davon sind 470 Millionen Euro von den Sanktionen betroffen.

USA schauen genau

Derzeit arbeitet die Bank in Russland weiter, im Rahmen dessen, was die Sanktionen erlauben. Vor allem die USA beobachten die Aktivitäten der RBI wegen ihres großen Russland-Engagements aber schon lang wie die Haftlmacher. Und der Druck der US-Behörden auf Institute, die auch Dollar-Geschäfte machen, kann recht groß werden, wie Banker wissen – selbst, wenn es nur moralischer Druck ist.

Sollte sich die RBI angesichts all dessen wirklich von ihrer Russland-Tochter verabschieden, müsste sie ein neues, auch von der Bankenaufsicht abgesegnetes Geschäftsmodell ersinnen. Abtrennen ließe sich die aus eigener Kraft finanzierte Moskauer Bank: Die Mutter hat überschaubare 2,4 Mrd. Euro Eigenkapital dort stecken und Liquidität bekommen die Moskauer nicht aus Wien.

Landesbanken auf Seiten der RBI

Die Raiffeisen Landesbanken, denen 59 Prozent der Anteile des börsennotierten Instituts gehören und für die die RBI-Dividende recht bedeutsam sind, sollen im Fall Russland ganz auf der Seite ihres Spitzeninstituts sein. Man habe großes Verständnis für die Situation und werde die jeweilige Entscheidung der RBI-Verantwortlichen mittragen, ist aus dem Sektor zu hören. (APA, gra, 17.3.2022)

*Der Artikel wurde um 16.30 Uhr erweitert.