Bis vor kurzem konnte man auf oeticket.at Karten für "Das Duell" zwischen Sebastian Bohrn Mena und Gerald Grosz kaufen.
Wien – Es gibt Stücke, die nicht wegen ihrer Handlung interessant sind, sondern wegen der handelnden Personen. Der Inhalt dieser Meldung zum Beispiel ist schnell erzählt: Zwei Männer haben eine gemeinsame Bühnentour angekündigt und nun um ein Jahr verschoben, ein Dritter sagt, das sei wegen des mangelnden Publikumsinteresses passiert, die Darsteller widersprechen dem.
Die Besetzung dieses Theaters liest sich allerdings wie das Who's who des politischen Kuriositätenkabinetts: Bei den Schaustellern handelt es sich um Sebastian Bohrn Mena und Gerald Grosz. Bohrn Mena war früher bei der SPÖ, dann bei der Liste Pilz (mit beiden hat er sich überworfen). Gerald Grosz folgte einst Jörg Haider von der FPÖ zum BZÖ. Heute fetzen sich die beiden regelmäßig bei – Achtung, der nächste Kapazunder – Wolfgang Fellner auf dessen TV-Sender Oe24.tv.
Menschen bezahlen dafür, sich das anzuschauen
Für April haben Grosz und Bohrn Mena eine Tour durch Österreich und Deutschland angekündigt, bei der sie sich auf den Bühnen der beiden Länder streiten. Das übliche, aber in diesem Fall nicht für viele nachvollziehbare Konzept: Menschen bezahlen dafür, sich das anzuschauen.
Auftritt Heinz-Christian Strache. Der behauptet nun auf Twitter, dass die Tour abgesagt werden musste, weil zu wenige Karten verkauft worden seien. "Welchen Absagegrund sich die zwei wohl jetzt einfallen lassen werden?", fragt der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Chef und schickt ein Zwinker-Emoji hinterher.
Grosz droht mit Klage
Das sei unrichtig, antwortet nun Grosz ebenfalls auf Twitter: Die Tour sei wegen des Ukraine-Kriegs auf das Frühjahr 2023 verschoben. "Herr Strache behauptet, sie wäre ABGESAGT. Leider muss gegen diese Falschbehauptung vorgegangen werden. Es wird somit Klage gegen Herrn Strache eingebracht!" Strache hat seinen Tweet mittlerweile gelöscht, Grosz hat ihn allerdings per Screenshot gesichert (und weiterverbreitet).
Auch Bohrn Mena dementiert im Gespräch mit dem STANDARD, dass die Tour überhaupt abgesagt sei. In einem mit seinem Gesicht illustrierten Facebook-Posting schreibt Bohrn Mena: "Ich werde mich ganz sicher nicht auf eine Bühne stellen, um zu streiten, während nur wenige hundert Kilometer von uns entfernt Bomben fallen und Menschen sterben." Heinz-Christian Strache behaupte wohl anderes, weil er Gerald Grosz nicht möge.
Er sei in den Kartenverkauf nicht involviert, höre aber, dass er sehr gut laufe. Auch in deutschen Städten wie München und Frankfurt sei das Interesse demnach groß.
Streiten bei Fellner gleich unanständig wie Konzernjob
Zur immer wieder geäußerten Kritik, dass er sich als ausgesprochener Linker zum nicht unumstrittenen Wolfgang Fellner setzt und mit Vertretern der Rechten wie Grosz, Strache oder Ursula Stenzel streitet, sagt Bohrn Mena: "Ich werde dafür bezahlt, es ist ein Job. Ich halte ihn nicht für anständiger oder unanständiger, als wenn ich für einen Konzern arbeiten würde, der die Welt kaputtmacht." Darüber hinaus halte er es für wichtig, "in den Diskurs zu gehen", vor allem vor einem Publikum, das nicht so gut informiert und reflektiert sei wie jenes des STANDARD.
Wer also das Bedürfnis hat, "Gerald Grosz vs. Sebastian Bohrn Mena" live auf der Bühne zu sehen, hat dazu wahrscheinlich 2023 Gelegenheit. Und alle anderen können sich mit dem Theater rund um die Verschiebung von ernsteren Themen ablenken. (Sebastian Fellner, 17.3.2022)