Bei den Spielern und Fans herrscht derzeit auch Unverständnis gegenüber vielen Maßnahmen.

Foto: Twitter/Natus Vincere

Der Ukraine-Krieg hat mittlerweile auch großen Einfluss auf die sportliche Computerspielszene weltweit. Nachdem der Veranstalter ESL vor zwei Wochen verkündet hat, russischen Teams die Teilnahme an seinen Events zu verweigern, ziehen jetzt andere bekannte Ligen nach.

Neutraler Banner

"Wir sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine", lässt der Spielegigant Electronic Arts in einer Aussendung wissen. Man sei schockiert über die Geschehnisse, die sich in der Ukraine abspielen, und wolle sich den Stimmen auf der ganzen Welt anschließen, die Frieden und ein Ende der Invasion fordern. Man selbst würde deshalb Spielern und Teams, die aus Russland oder Belarus kommen, die Teilnahme an den Ligen in Apex Legends und Fifa 22 untersagen. Die Länder Russland und Belarus würden von der Karte des EA-E-Sport-Programms verschwinden, so der Spielehersteller und Ligaverantwortliche.

Der Turnierveranstalter ESL, der bereits vor zwei Wochen etwa die zwei großen russischen Teams Virtus.pro und Gambit von der ESL Pro League suspendiert hatte, lockerte nun die Auflagen für betroffene E-Sportler. Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen dürfen Teams und Spieler aus Russland antreten, sofern sie neutrale Namen und keine Teamlogos oder Farben der eigenen Nation nutzen würden.

Auch der französische Spielehersteller Ubisoft zog mit einer Stellungnahme bezüglich seiner eigenen Rainbow Six Siege Pro League nach. "Angesichts der anhaltenden Tragödie in der Ukraine sind alle offiziellen Wettbewerbe unseres Spieleportfolios in Russland wie die russische Major League bei Rainbow Six Siege ausgesetzt", verkündete Ubisoft. Russische Teams würden, ähnlich wie bei der ESL, unter neutralem Banner weiter antreten dürfen. Ob Electronic Arts für seine Spiele ähnliche Kompromisslösungen anbieten wird, damit Teams aus dem betroffenen Land weiterhin um Preisgelder mitspielen dürfen, ist noch unklar.

Rührende Worte

Passend zu der Thematik hatte ein ukrainischer Profispieler am Tag nach Kriegsbeginn eine Rede auf einer Turnierbühne genutzt, um die russischen E-Sportler aus der Schusslinie der Kritiker zu nehmen. "Wir alle haben Angst", sprach der junge Mann vom ukrainischen Team Natus Vincere sichtlich gerührt. Er habe mit Russen gespielt, mit Amerikanern – alles seien korrekte Menschen gewesen. Unabhängig von der Nation wollen alle Spieler Frieden, "in der Ukraine und auf der ganzen Welt".

Eine Branche reagiert

Auch abseits des E-Sports ist die Games-Branche in den letzten Tagen immer wieder mit Meldungen bezüglich des Ukraine-Krieges aufgefallen. Viele Studios, darunter etwa Square Enix, CD Projekt Red oder 11bit Games, sammeln durch Spieleverkäufe Geld oder zahlen aus der eigenen Tasche an Hilfsorganisationen, die sich in der Ukraine engagieren. Microsoft stellte indes sämtliche Produktverkäufe in Russland ein, und auch Take-Two beziehungsweise Rockstar stoppten alle Marketingkampagnen in Russland und Belarus.

Ubisoft, das auch ein Studio in Kiew betreibt, bot den Mitarbeitern der Niederlassung an, sie beim Umzug aus der Ukraine zu unterstützen. Auch Wargaming, das in ihrem Büro in Kiew 550 Mitarbeiter beschäftigt, kommuniziert vorgezogene Gehaltszahlungen und zusätzliche Mittel für Reisen oder Umzüge aus dem Kriegsgebiet. (aam, 17.3.2022)