Die 1979 von Zoltan Benko gegründete Punk-Band CPg war in Ungarn immer wieder mit Repressalien konfrontiert.

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Zoltan Benko, Gründer der ungarischen Punkrock-Band CPg, heute.

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Der tschechische Sänger, Geiger, Gitarrist und Songwriter. Jiri Kabes ist ein Mitglied der Band The Plastic People of the Universe.

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Der Rockclub Leningrad wurde 1981 gegründet und war der erste derartige Klub in der Sowjetunion.

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Rockmusik als revolutionäre Kraft! Eine solche Ansage mag heute auch bei jenen, die gerade überlegen, für das anstehende Stones-Konzert besonders tief ins Geldbörsel zu greifen, nur ein müdes Lächeln hervorrufen. Wie bedrohlich aber Popkultur im einstigen Ostblock wahrgenommen, mit welcher Mischung aus Gewalt und Hilflosigkeit auf sie reagiert wurde, davon zeugt die erhellende und ziemlich witzige Doku Der Pop im Kommunismus, zu sehen am Freitag um 22.45 Uhr auf Arte und weiterhin in der Mediathek.

Die Rundreise führt durch die frühere DDR, die Tschechoslowakei, Polen, Ungarn und die Sowjetunion. Großartiges Archivmaterial spricht für sich selbst. Die Rede ist von "akustischen Betäubungsmitteln", die zu Gesetzesbrüchen führen und sich gegen den Staat richten. In neuen Interviews wird von handfesten Konsequenzen erzählt. Ein turbulenter Auftritt der Rolling Stones auf der Berliner Waldbühne 1965 zog in der DDR umfassende Repressalien nach sich. Mit dem Gefängnis machten Mitglieder der ungarischen Punkband CPg ebenso Bekanntschaft wie jene der legendären Plastic People of the Universe. Deren mehrmals inhaftierter Weggefährte Václav Havel ist zu sehen, wie er sich in den 70ern auf Tonnen als Perkussionist versucht, um später die Stones als Präsident zu empfangen.

Dass sich Anfang der 80er-Jahre ausgerechnet in Russland Freiräume für die Popkultur eröffneten, erscheint angesichts der aktuellen Ereignisse als bittere Ironie. Das in der Doku als "Virenwirt" für freie Gedanken gepriesene Radio Free Europe hat übrigens dieser Tage seinen Betrieb in Russland eingestellt – wegen eines neuen Mediengesetzes Putins. (Karl Gedlicka, 18.3.2022)