Die Pandemieerfahrungen der letzten Jahre haben uns gezeigt, dass die Politik in Sachen Corona-Krisenmanagement in schmerzhafter Regelmäßigkeit einen Bauchfleck einer aufrechten Haltung vorzog. Zu langsam, zu lasch, zu wenig nachvollziehbar sind Entscheidungen immer wieder gefallen. Ein fast krampfhaftes Festhalten an einer Ad-hoc-Kommunikation machte zumeist jegliches vorausschauende Handeln unmöglich.

Vor diesem Hintergrund muss man der Bundesregierung zumindest jetzt zugutehalten, einen klaren Schritt gesetzt zu haben: Maßnahmen wurden fast vollständig zurückgefahren, die Quarantänebestimmung werden mit April deutlich gelockert. Damit rauscht die Corona-Welle im Moment weitgehend ungebremst durch das Land. Und auch wenn man von politischer Seite das Wort scheut wie der Teufel das Weihwasser: Man hat den Weg der Durchseuchung eingeschlagen. Nichts anders passiert aktuell in Österreich.

Maßnahmen wurden fast vollständig zurückgefahren, die Quarantänebestimmung werden mit April deutlich gelockert
Foto: APA/FLORIAN WIESER

Drängt sich weiter die Frage auf, ob dieser heikle Pfad bewusst gewählt wurde – oder letztlich nichts anderes als eine Kapitulationserklärung eines völlig überforderten Krisenstabs ist. Beantworten lässt sich dies nur sehr bedingt. Denn längst ist es für Bürgerinnen und Bürger nicht mehr nachvollziehbar, nach welchen Kriterien eigentlich politische Entscheidungen gefällt werden und was so in den Untiefen des Gecko-Baus von den Experten ausgeheckt wird.

Massive Verunsicherung

Von der eisernen Regel der Krisenkommunikation, mit nur einer Stimme zu sprechen, hat man sich jedenfalls schon längst verabschiedet. Von politischer Seite wird die Maske an den Nagel gehängt, parallel dazu hadern die Gecko-Experten öffentlich mit dem weitgehenden Ende der Maßnahmenpolitik. Tenor: Wir würden es vielleicht, eventuell, möglicherweise doch ein wenig anders machen, wenn nur die Politik auf uns hören würde. Dieses pandemische Herumgenudel sorgt lediglich für eine massive Verunsicherung in der Bevölkerung.

Es bleibt das Gefühl, dass man sich auf Regierungsebene die Bettdecke über den Kopf gezogen hat. Was es hingegen brauchen würde, wäre eine klare Kommunikation. Gibt es eine Obergrenze hinsichtlich der Neuinfektionen? Was sind die aktuellen Indikatoren für erneute Maßnahmen?

Oder man legt ein Bekenntnis zu einer Durchseuchungsstrategie ab. Dazu würde es aber entsprechenden Mut brauchen. Doch Mut ist auf politischer Ebene in Dauerquarantäne.(Markus Rohrhofer, 17.3.2022)