Die Hirzmann-Talsperre in der weststeirischen Gemeinde Edelschrott: Die Produktion von Strom war für den teilstaatlichen Verbund-Konzern 2021 ein gutes Geschäft.

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Das Geschäft von Verbund läuft unbeschadet von Corona und vom Krieg in der Ukraine wie geschmiert. Mit jeder Kilowattstunde (KWh), die verkauft wird, steigt der Gewinn, zumal Verbund einen Gutteil des Stroms in längst abgeschriebenen Wasserkraftwerken günstigst produzieren und dennoch nahe am Großhandelspreis verkaufen kann. Und der ist schon längere Zeit ausgesprochen hoch.

Aber selbst wenn man wollte, könne Verbund seinen Kunden den Strom nicht billiger verkaufen, sagte der Vorstandschef von Österreichs größtem Stromerzeuger, Michael Strugl, am Donnerstag bei der Bilanzpräsentation. Er verwies auf das Wettbewerbs- und Kartellrecht sowie auf das Aktiengesetz. Seit der im Herbst 2018 erzwungenen Auftrennung der gemeinsamen Strompreiszone mit Deutschland sei die wettbewerbs- und kartellrechtliche Sensibilität noch größer geworden.

Marktbasierte Preisbildung

Um rechtskonform vorzugehen, müsse man eine marktbasierte Preisbildung vornehmen, andernfalls könne man gegenüber anderen Marktteilnehmern potenziell einen Missbrauchstatbestand setzen, sagte Strugl – und spielte damit auf das Diskriminierungsverbot an. Sogenannte "Kampfpreise" würden sofort eine Wettbewerbsklage hervorrufen. Auch konzernintern müsse man dementsprechend handeln, sonst könne das als verdeckte Einlagenrückgewähr gewertet werden. Zudem verpflichte das Aktiengesetz den Vorstand, kaufmännisch vorzugehen, um nicht einen Untreuevorwurf zu rechtfertigen.

Es sei ein Faktum, dass Verbund mit Haushaltskunden aktuell nichts verdiene. "Die erhöhten Preise, zu denen wir auch intern beschaffen müssen, haben wir bisher noch nicht weitergegeben", sagte Strugl. Das werde man mit 1. Mai und damit später als andere tun.

Das starke Gewinnwachstum im Vorjahr mit einem um 22,1 Prozent höheren Ebitda (1,58 Milliarden Euro) glaubt Verbund heuer noch übertreffen zu können. Angepeilt wird im laufenden Jahr ein Ebitda zwischen 2,6 und 3,5 Milliarden Euro; der Nettogewinn wird bei 1,4 bis 2,9 Milliarden Euro erwartet – nach 874 Millionen (plus 38,3 Prozent) im Vorjahr.

Die Gewinnausschüttung je Aktie wird vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung von 0,75 auf 1,05 Euro angehoben. Im Leitindex der Wiener Börse zählte das Verbund-Papier am Donnerstag zu den Gewinnern. Mit einer Marktkapitalisierung von 30 Milliarden ist der zu 51 Prozent der Republik gehörende Stromkonzern das wertvollste Unternehmen Österreichs.

Schnellere Genehmigungsverfahren urgiert

Als "Riesenherausforderung" betrachtet Strugl die auch von der Bundesregierung forcierte Energiewende. "Wir sind bereit und wollen in den Umbau investieren, man muss uns aber auch lassen", sagte Strugl und urgierte unter anderem raschere Genehmigungsverfahren. (Günther Strobl, 17.3.2022)