In den ersten zwei Monaten dieses Jahres sollen sich rund 10.000 Menschen von der GIS verabschiedet haben.

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Wien – 2022 begann für den neuen ORF-General Roland Weißmann mit einem Warnsignal: Im Jänner und Februar meldeten sich ungewöhnlich viele Menschen von der GIS ab, berichtete der General diese Woche seinen Stiftungsräten.

Die GIS ist mit 645 Millionen Euro 2021 die wichtigste Einnahmequelle des ORF, sie macht rund zwei Drittel des Milliardenbudgets aus.

In den ersten zwei Monaten dieses Jahres sollen sich rund 10.000 Menschen von der GIS verabschiedet haben, viele offenbar mit der Erklärung, sie schauten und hörten nur noch online im Streaming.

Bei mehr als drei Millionen Gebührenhaushalten klingt die Zahl nicht dramatisch. Aber: Das waren nach STANDARD-Infos um 50 Prozent mehr Abmeldungen als im Jänner und Februar 2021.

Das kann an der jüngsten Gebührenerhöhung mit 1. Februar liegen. Aber: Bei den Gebührenerhöhungen 2012 und 2017 stiegen die Abmeldungen nach ORF-Daten um rund zwölf Prozent gegenüber regulären Werten. Und die Abmeldungen gingen damals nach der GIS-Erhöhung wieder rasch zurück.

"Hohes Risiko für ORF"

Für Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) ist "die GIS-Problematik ein Zeichen an der Wand. Das birgt, wenn es so weitergeht, ein hohes Risiko für den ORF." Weißmann kündigte im Stiftungsrat eine Taskforce an, die Motive für die Abmeldungen erheben soll. Er versprach einen Bericht in der Stiftungsratssitzung im Juni.

Schon früher erwartet der ORF eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs: Das Höchstgericht diskutiert in der aktuellen Session, ob Gebührenpflicht für TV und Radio, aber nicht für Streaming mit dem Gleichheitsgrundsatz und dem Bundesverfassungsgesetz Rundfunk vereinbar sind.

Der ORF hat Beschwerde eingelegt, er hofft, auf diese Weise die sogenannte Streaminglücke zu schließen. Also die Gebührenfreiheit für rein internetbasierte Nutzung auch von ORF-Programmen. (fid, 17.3.2022)