Nach einem Wien-Protesttag im Herbst gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Kindergärten am 21. März nun in mehreren Bundesländern auf die Straße.

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Die Corona-bedingten Personalausfälle machen sich auch in den Kindergärten bemerkbar. In Wiens öffentlichen Kindergärten fallen momentan zwischen 300 und 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen pro Woche aus: weil sich Personen angesteckt haben oder sie aufgrund einer Infektion im familiären Umfeld zu Hause bleiben. Die Ausfälle betreffen den gesamten Bereich mit seinen 8.000 Stellen: den pädagogischen ebenso wie Verwaltung oder Reinigungskräfte.

Die privaten Kindergärten beklagen ähnliche Probleme. Aus der Diakonie ist zu vernehmen, in ihren Einrichtungen habe man "zwei sehr schwierige Wochen" hinter sich. Die St.-Nikolaus-Stiftung der Erzdiözese Wien, zu der 90 Kindergärten und Horte in der Hauptstadt gehören, verzeichnet seit Anfang Jänner mehr als 1.420 Erkrankungen – 1.000 davon betrafen Kinder; mehr als ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steckte sich an.

Keine Bundesstrategie

"Wir haben mit vielen Ausfällen zu kämpfen", sagt Geschäftsführer Elmar Walter: "Wir haben aber auch das Problem, dass nach zwei Jahren Pandemie, in denen unsere Mitarbeiterinnen Großartiges geleistet haben, eine ganz große Erschöpfung da ist." Das bedeute immer mehr Kündigungen bei gleichzeitig immer weniger Bewerbungen. "Wir wissen nicht mehr, wie wir die Leute motivieren können", sagt Walter. Die pädagogische Leiterin der Nikolaus-Stiftung, Susanna Haas, beklagt die "mangelnde Wertschätzung" vonseiten der Politik. So wurde für Kindergärten im Gegensatz zu den Schulen nie eine bundesweite Teststrategie beschlossen.

Deshalb gingen zahlreiche Einrichtungen dazu über, die Eltern um das Testen der Kinder zu bitten. Einige Bundesländer setzen außerdem auf PCR-Testungen für das Bildungspersonal sowie Lollipop-PCR-Tests für Kinder. In Wien greift man zusätzlich auf das Alles-gurgelt-Programm zurück. Zumindest war all das bisher Usus. Wie es weitergehen soll, wenn die Tests ab April nicht mehr unbegrenzt kostenlos zur Verfügung stehen, blieb bisher offen.

Protestaktionen geplant

Kindergartenkinder sind besonders ungeschützt. Für die unter Fünfjährigen wurde noch kein Vakzin zugelassen. Weitere Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Masken oder das Einhalten von Sicherheitsabständen sind in Kindergärten zudem schwierig einzuhalten und seien "im pädagogischen Alltag nicht zielführend", sagt Thomas-Peter Gerold-Siegl, Geschäftsführer von "Kinder in Wien" (Kiwi), einem der größten privaten Kindergarten- und Hortträger Wiens. Er plädiert dafür, Kindern weiterhin ein regelmäßiges Testen zu ermöglichen.

Am kommenden Montag gehen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der öffentlichen Einrichtungen im ganzen Land für mehr Personal und Geld sowie ein einheitliches Bundesrahmengesetz auf die Straße. Die Privatkindergärten demonstrieren am 29. März. Es sei "beschämend", dass man derart für bessere Rahmenbedingungen kämpfen müsse, sagt Gerold-Siegl. Der Beruf müsse attraktiver gestaltet werden, sagt auch Gudrun Kern, pädagogische Leiterin von Kiwi. "Fachkräfte fehlen, aber wir dürfen auch nicht die verlieren, die wir haben." (Anna Giulia Fink, 18.3.2022)