Die mittelfristigen Auswirkungen der zuletzt sukzessive erweiterten Sanktionen gegen Russland und damit verknüpfte wirtschaftliche Kollateralschäden sind derzeit nicht absehbar. Der Kunstmarkt ist nur eine von vielen Branchen, die es betrifft. Im Einvernehmen mit den anderen G7-Staaten verabschiedeten die britische Regierung und die EU diese Woche weitere Verschärfungen, die auch ein Ausfuhrverbot von hochwertigen Luxusgütern vorsehen: Darunter fallen Schmuck, Uhren sowie explizit Kunstwerke und Antiquitäten.

Für den heimischen Kunsthandel dürften die direkten Folgen überschaubar bleiben. Das gesamte österreichische Handelsvolumen mit Russland bezifferte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) mit unter zwei Prozent. Noch 2016 war es bei über vier Prozent. Und im Segment "Kunstgegenstände, Sammlungsstücke und Antiquitäten"?

Aiwasowski – ein russischer Maler armenischer Abstammung, geboren auf der Krim – wird international gehandelt. 2020 wechselte dieses Kleinformat mit dem Blick auf den Bosporus für 81.550 Euro im Dorotheum den Besitzer.
Foto: Dorotheum

Statistik belegt Rückgang

Einblick gewähren hier die Daten der Außenhandelsstatistik, die den Warenverkehr mit Drittstaaten (Zolldeklarationen, "Extrastat") sowie mit EU-Ländern (Direkterhebung Statistik Austria, "Intrastat") erfasst. Letztere Ergebnisse werden um "schwellenbedingte Zuschätzungen" ergänzt, da Unternehmen erst ab einem bestimmten Handelsvolumen meldepflichtig sind.

Eine Abfrage bei der Statistik Austria zeigt, dass das Exportvolumen dieser Warengruppe nach Russland in den vergangenen vier Jahren zurückging: von 5,3 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 1,3 Mio. Euro 2020. Für das abgelaufene Geschäftsjahr liegen derzeit nur vorläufige Ergebnisse der Monate Jänner bis inklusive November vor: Demnach wurden in diesem Zeitraum Kunstobjekte im Wert von 1,6 Mio. Euro exportiert. Importiert wird hingegen nur geringfügig: 2020 etwa im Wert von 385.000 Euro, auf knapp 117.000 Euro kam man im Folgejahr.

Absage "Russian Sales"

Eine Entwicklung, die Auktionshäuser auf Anfrage bestätigen: Einlieferungen gebe es kaum, Käufer durchaus, wenngleich diese vorrangig auf Objekte aus der eigenen Kultur- und Kunstgeschichte fokussiert blieben. Laut Dorotheum hat sich "bereits seit 2014, infolge der Krim-Krise", die "Anzahl russischer Kunden drastisch reduziert", weshalb man "kaum mit weiteren Auswirkungen rechnen" würde.

Auf internationaler Ebene wurden nun erste Auktionen gecancelt: Sowohl Sotheby’s als auch Christie’s sagten die üblicherweise im Juni in London anberaumten "Russian Sales" ab. Am Donnerstag folgte Bonhams und nahm den Termin ebenfalls aus dem Auktionskalender. (Olga Kronsteiner, 19.3.2022)