Unsere Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen – so oder so ähnlich wurde es niedergeschrieben.

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Gut ist er nicht, der Vertrauensbefund für Unternehmenslenker – da es aber oft um Vergleiche geht, dürfen sich Business-Leaders noch besser fühlen als Politikerinnen und Politiker: Laut globalem Edelman-Trust-Barometer vertrauen etwa 52 Prozent der Menschen den Firmenchefs, aber nur 34 Prozent der Politik. In Österreich erscheint die Vertrauenskrise aktuell sogar so dramatisch, wie sie schlimmer nicht sein könnte. Eine aktuelle Umfrage des STANDARD ergab kürzlich, dass nur vier Prozent der heimischen Politik "gute Absichten" zutrauen. Dass die heimische Politik bei den jungen Generationen eine Repräsentationskrise und damit eine weitreichende Abkehr verursacht hat, ergeben viele Studien der Jugendkulturforschung.

Ist jemand überrascht? Nach der Lehman-Pleite und der folgenden Finanzkrise 2008 wurden haufenweise Exegesen zur Zyklentheorie und den Konjunkturwellen nach Kondratjew publiziert. Dort hieß es immer wieder, dass der neue Zyklus am größten Mangelpunkt beginne. Was war das damals? Genau, Vertrauen. Es kam der Spruch der "härtesten Währung, die Vertrauen heißt", auf. Diese Hartwährung fand sogleich Eingang in diverse Mission-Statements und Wertedefinitionen von Unternehmen. Unsere Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen – so oder so ähnlich wurde es niedergeschrieben. Den Umfragewerten von Edelman zufolge hat das nicht wirklich gut geklappt.

Mehr als nur Worte

Die Ursache mag wohl in einem Missverständnis liegen: Vertrauen entsteht nicht durch Worte, sondern durch Taten. Dort, wo es nur Worte gibt, herrscht guter Glaube, und dieser wurde und wird offenbar vielfach enttäuscht.

Vertrauen ist die härteste, jedenfalls eine sehr fragile Währung im Zusammenleben und -arbeiten. Was sie bedroht, ist offensichtlich: Unklarheit und falsche oder schnell wechselnde Versprechen. Nicht eingehaltene Kontrakte und fehlende Reziprozität. Eine spürbare Kluft zwischen Reden und Tun. Ein Kommando für andere, ohne selbst in Vorlage zu treten oder sich an die Anordnungen zu halten. Unbegründbares Verschweigen relevanter Informationen und Halbwahrheiten. Unerreichbarkeit und Abgehobenheit. Fehlende Empathie. (Karin Bauer, 21.3.2022)