Eine Aufnahme der Gecko-Spitze: Chief Medical Officer Katharina Reich und Generalmajor Rudolf Striedinger.

Foto: Heribert CORN

Im Gecko-Gremium kriselt es – das gipfelte diese Woche im Austritt von Rotkreuz-Chef Gerald Foitik aus dem Gremium. Und das hat damit zu tun, dass die Politik – so die Auffassung einiger Mitglieder – die Experten und Expertinnen vorschieben würde, sich gleichzeitig aber nicht immer an deren Empfehlungen halten oder diese gar nicht erst einholen würde.

Im neuesten Report des Gremiums, der Samstagmittag veröffentlicht wurde, bildet sich das aber nicht ab, da geht es in erster Linie um Fachfragen. Und da gehen die Meinungen der Mitglieder zum Teil auseinander, etwa, wenn es um eine Verkürzung der Absonderungsdauer geht. Bekanntlich sollen ja ab kommender Woche erstens ungeimpfte Kontaktpersonen arbeiten gehen dürfen, zweitens sollen die Regeln für infiziertes Gesundheitspersonal geändert werden.

Das könnte womöglich sogar kontraproduktiv für die Lage in den Spitälern sein. Einzelne Mitglieder der Kommission, so heißt es in dem Bericht, seien der Meinung, "dass das Infektionsgeschehen durch pauschale Verkürzungen weiter befeuert werden könnte". Denn: Dann habe man zwar mehr Gesundheitspersonal, aber auch mehr Infizierte und damit mehr Patientinnen und Patienten in den Spitälern. Andere Gecko-Mitglieder halten eine Verkürzung der Quarantänedauer "in Settings, die durch die Personalsituation bedroht werden" für vertretbar.

Zur generellen Lage in den Spitälern heißt es in dem Bericht: "Zwar liegen derzeit keine gravierenden Probleme in versorgungskritischen Bereichen vor. Allerdings wird die Lage in den Krankenhäusern als mittlerweile sehr angespannt beschrieben". Die Rede ist von zehn Prozent an Personalausfällen, außerdem heißt es: "Dazu herrscht beim Personal mitunter große Müdigkeit und Erschöpfung."

Maskenpflicht wirkt

Einig scheinen sich die Mitglieder aber, wenn es um die Wiedereinführung der Maskenpflicht geht. Im Report wird festgehalten, "dass die Einführung einer Maskenpflicht die Infektionszahlen deutlich senken kann". Das ist allerdings schon länger die Ansicht des Gremiums, schon im Februar hielt man fest, das Masken ein gelindes, aber wirksames Mittel seien. Dennoch wurden sie am 5. März zu weiten Teilen abgeschafft.

Die Prognosen, die im Report angeführt sind, gehen jedenfalls von steigenden Zahlen aus – sowohl bei den Infektionszahlen, als auch in den Normal- und Intensivstationen. Der Mittelwert der wöchentlichen Fallzahlen werde wohl in der kommenden Woche auf 50.000 Neuinfektionen am Tag steigen, in der Intensivpflege rechnet man mit 300, auf den Normalstationen mit etwa 4.000 belegten Betten.

Vorbereitungen für den Sommer

Die Politik stellte Gecko auch die Frage, wie man sich über den Sommer auf einen möglichen Fallanstieg im Herbst vorbereiten könne. Recherchen bei internationalen Quellen hätten allerdings ergeben, dass " zum aktuellen Zeitpunkt keine spezifischen Maßnahmen beschrieben werden, die jetzt ergriffen werden sollen, um eine etwaige nächste Welle durch eine Variante bzw. im Herbst oder Winter 2022/23 einzudämmen oder bestenfalls zu verhindern", heißt es im Gecko-Bericht dazu.

Generell aber würden Abstand halten, Maske tragen, auf die Händehygiene achten und lüften als sinnvoll erachtet werden, außerdem soll eine hohe Durchimpfungsrate angestrebt werden. In den USA, so wird angeführt, seien außerdem im Gesundheitsbereich mehr Arbeitsplätze geschaffen worden, die Einrichtungen finanziell unterstützt worden. Im Bericht heißt es weiter: Eine ausreichend hohe Testkapazität und Abwassermonitoring könnten "Varianten frühzeitig detektieren, um frühestmöglich (re)agieren zu können". Bekanntlich werden die Gratistests am April in Österreich eingeschränkt.

Gecko fordert bessere Kommunikation

Bemerkenswert sind auch die Ausführungen zum Thema Krisen-Kommunikation. Da sah zuletzt etwa Gecko-Mitglied Niki Popper ein Problem, es sei unklar, welches Ziel die Regierung verfolge, sagte er dem STANDARD. Im Gecko-Report heißt es nun, es sei die "Stringenz und Konvergenz aller kommunikativen Maßnahmen im weiteren Sinne wiederherzustellen". So müssten die politische Kommunikationen und die Kampagnen-Kommunikation abgestimmt werden auf die wissenschaftliche Kommunikation und tatsächliche Maßnahmen, die Rede ist auch von einer "Vorbildwirkung öffentlicher Akteure und Institutionen".

Wichtig sei das auch im Hinblick auf eine Impfkampagne – der Gesundheitsminister kündigte den Start einer solchen für Montag an. Die müsse "durchgehend aufrechterhalten und kontinuierlich intensiviert werden, um möglichst viele Impfungen kurz vor Beginn der Herbstwelle durchführen zu können", heißt es im Gecko-Report, außerdem müsse sie gezielt junge Menschen ansprechen. (elas, 19.3.2022)