Die ersten Sommersprossen sollen blühen, die ersten Blumen sollen sprossen. Der Frühling wird schon hart erwartet, das Herz hat über Winter Raureif angesetzt, und der Wind fuhr ungebremst durch die Knochen. Das soll jetzt vorbei sein, endlich. Noch sind die zart blumenweiß gesprenkelten Äste der Apfelbäume nur eine Erwartung, noch zieht sich im Magen alles zusammen, wenn man sich vorstellt, die nackten Füße schwungvoll ins Wasser eines Bächleins zu hängen.

Die ersten Frühlingsboten.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Andererseits hat das auch etwas Gutes: Noch springt einer die allgegenwärtige Schlagzeile "In 5 Tagen zum Beachbody" nicht aus jeder bunten Gazette entgegen, dabei könnte man sich diese Schlagzeile längst sparen, alles, was man für den Beachbody braucht, ist ein Strand und ein Körper, und die hat man eindeutig auch jetzt schon zur Verfügung.

Aber noch liegen diese Strände brach, noch können Hunde am Neusiedler See statt der Badegäste voller Lebensfreude zur grauen Gischt der Wellen laufen, noch sitzt kaum jemand des Abends im Schanigarten des Eissalons, außer den wenigen, die ein Yeti-Gen in sich tragen.

Die Sonne lässt sich mehr und mehr Zeit, bevor sie ihr Licht unter den Scheffel stellt. Man wartet hungrig auf noch längere Tage. Es soll endlich Hasen regnen und Eier! Lächeln und Schmetterlinge! Geduld. Die Vorfreude ist die größte Freude. (Julya Rabinowich, 20.3.2022)