Einsatzkräfte auf dem Weg zum Unfallort.

Durch den Einschlag kam es zu einem Waldbrand.

Foto: IMAGO/Xinhua

132 Menschen sind am Montagnachmittag chinesischer Zeit bei einem Flugzeugabsturz in der südchinesischen Provinz Guanxi ums Leben gekommen. Die Boeing-737 der Fluggesellschaft China Eastern stürzte nahe der Stadt Wuzhao ab. Die Maschine war von Kunming, der Hauptstadt der Provinz Yunnan, auf dem Weg nach Guangzhou im Südosten des Landes. An Bord waren 123 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder. Laut der Website FlightRadar24 war die Maschine um 13.11 Uhr Ortszeit gestartet. Um 15.05 Uhr hätte die Maschine mit der Flugnummer MU 5735 in der Hauptstadt der Provinz Guangdong landen sollen.

Laut der Nachrichtenagentur China News soll die Maschine zunächst eine Flughöhe von 8.800 Metern erreicht haben. Um 14.19 Uhr verlor das Flugzeug dann rasant an Höhe. Zwei Minuten später riss der Kontakt ab.

In Chinas sozialen Medien tauchten bald auch Videos auf, die den Absturz zeigen. Die Dashcam eines Autofahrers sowie Überwachungskameras zeigen ein Flugzeug, das auf bewaldete Hügel fällt und explodiert. Auch tauchten bald Aufnahmen von Bewohnern der Region auf, die Flugzeugteile gefunden hatten. Durch die Explosion kam es in der Region zu einem Waldbrand, der sogar von NASA-Aufnahmen erfasst wurde. Laut einer chinesischen Nachrichtenseite berichteten Dorfbewohner, dass das Flugzeug "komplett zerstört" worden sei. Guanxi ist eine relativ arme und von bewaldeten Hügeln geprägte Provinz. Sie grenzt im Süden an Vietnam. Die Fluggesellschaft China Eastern wechselte auf ihrer Webseite die Farbe in Grau, um ihre Trauer zum Ausdruck zu bringen.

Xi verspricht Aufklärung

Staatspräsident Xi Jinping kündigte kurz darauf an, alle Maßnahmen in Gang zu setzen, um nach Überlebenden zu suchen und den Vorfall aufzuklären. Rund 1.000 Feuerwehrmänner und Sicherheitspersonal wurden umgehend zur Absturzstelle geschickt.

Die beiden großen chinesischen Fluggesellschaften, China Airlines (Mitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance) und China Eastern (Teil von Skyteam), fliegen mit modernen Maschinen von Boeing und Airbus; die Flugzeuge gelten als gut gewartet. Bei der abgestürzten Maschine handelte es sich um eine sechs Jahre alte Boeing 737-800NG – auch kein besonders altes Modell. Das Durchschnittsalter der Flotte liegt bei 7,9 Jahren. Allerdings hat die Boeing 737 Max nicht unbedingt die beste Bilanz: Eine solche Maschine stürzte zuletzt 2018 in Indonesien und 2018 in Äthiopien ab.

Der Flugverkehr in China gilt allgemein als sicher. Während es in den 1990er-Jahren noch häufiger zu Abstürzen und bizarren Erlebnissen an Bord gekommen war, modernisierte sich die Luftfahrt ab 2000 rapide. In den vergangenen zehn Jahren hat China sogar eine der besten Sicherheitsstatistiken weltweit aufweisen können. Zuletzt war im Jahr 2010 eine chinesische Maschine der Fluggesellschaft Henan Airlines abgestürzt. Damals kamen 44 von 96 Passagieren ums Leben.

Militär braucht Platz

Problemlos ist der Luftverkehr in China trotzdem nicht: Da das chinesische Militär große Teile des Luftraums für sich beansprucht, bleiben der zivilen Luftfahrt nur relativ enge Korridore. Das wiederum hat zur Folge, dass es oft zu mehrstündigen Verspätungen kommt.

Außerdem hat der Luftverkehr in den vergangenen 20 Jahren rapide zugenommen. 2009 lag das Passagieraufkommen innerhalb Chinas noch bei 230 Millionen. 2019, also bevor die Pandemie-Maßnahmen den Luftverkehr drastisch reduzierten, flogen schon über 650 Millionen Chinesen. Infrastrukturprogramme ab 2008 sorgten außerdem dafür, dass mittlerweile alle größeren Städte einen Flughafen besitzen. Durch das schnelle Wachstum kommt es immer wieder zu Staus und Verspätungen. (Philipp Mattheis aus Schanghai, 21.3.2022)