Irgendwann wusste man nicht mehr so richtig, was eigentlich lauter ist. Das Quietschen der Reifen. Oder das Heulen der Flugzeugturbinen. Cupra hatte eingeladen, um den Formentor VZ5 auf einem Handling-Parcours am Münchener Flughafen zu testen.
Was die junge Marke, die am 22. Februar 2022 ihren vierten Geburtstag feierte, damit zeigen wollte: Der Formentor VZ5 ist ein Auto, mit dem man Spaß haben kann und soll. Einer seiner Modi, der mit dem Namen Drift, ist nämlich nur auf abgesperrten Strecken erlaubt. Das betont Cupra nicht nur immer wieder, das Auto betet es einem sogar noch einmal mit einer Meldung auf dem Display vor.

Der Grund dafür ist einleuchtend. Im Drift-Modus ist das ESC komplett ausgeschaltet. Bedeutet, es gibt keine Software mehr, die verhindert, dass das Heck ausbricht. Und das ist ja das Ziel des Driftens. Hinzu kommt der Torque-Splitter des VZ5. Er ermöglicht es dem Auto, die volle Kraft auf nur ein Hinterrad zu legen. Das macht es einfacher, den Po um die eigene Achse zu schleudern. Das funktioniert erstaunlich gut, macht einen aber nicht gleich zu einem Driftkönig, wie wir feststellen mussten.
Stellt man das ESC wieder an, beispielsweise im Sport- oder Cupra-Modus, dann zeigt der Formentor, dass man nicht unbedingt rutschen muss, um das Maximum aus dem Wagen rauszuholen. Denn das Torque-Splitting hilft auch dabei, Kurven besser und schneller nehmen zu können und Untersteuern, also das Schieben des Autos aus der Kurve, zu verhindern. Dazu kommen mindestens 390 PS. Eine krumme Zahl, die aber, so munkelt man, die Bedingung Audis für die Nutzung des Motors war. Der im Audi RS 3 hat nämlich 400 PS.
Aber da steht auch nicht umsonst "mindestens". Denn Cupra ist diese kleine Hürde umgegangen und hat sich erneut mit der Tuning-Firma Abt zusammengetan. Hier kann man auf Wunsch ein Upgrade bekommen, speziell für den Formentor VZ5. In Zahlen: von 390 auf 450 PS, dazu gibt’s noch eine Aufhebung der Maximalgeschwindigkeit extra. Statt 250 km/h schafft der VZ5 dann 270 km/h. Freilich eher etwas für Kundinnen und Kunden in Deutschland, dessen Autobahnen immerhin die Möglichkeit bieten, das auch auszutesten. Kostenpunkt für das Upgrade: rund 5000 Euro.
Born to be alive
Der VZ5 kostet in seiner Basis-Version ab 79.990 Euro. Ein stolzer Preis, allerdings für ein Auto, das vor allem Liebhaber ansprechen dürfte. Hinzu kommt, dass davon nur 300 Stück ihren Weg nach Österreich finden, insgesamt werden 7000 Fahrzeuge produziert. Und laut Cupra gibt es auch keinerlei Überlegungen, das zu ändern.
Darüber hinaus gab es noch den elektrischen Ableger Born zu begutachten und zu fahren. Auch der bekommt mit dem e-Boost-Paket ein Upgrade verpasst, nämlich steigt seine Leistung dann auf 231 PS (170 kW). Optional ist auch eine 77-kWh-Batterie erhältlich, die soll laut Cupra bis zu 547 Kilometer reichen.
Was sich bei der Ausfahrt zum Ammersee wieder einmal heraus gestellt hat: Die Kälte ist kein Freund des Elektrofahrzeugs. Die 58-kWh-Batterie des herkömmlichen 150-kW-Borns ist mit einer WLTP-Reichweite von über 400 Kilometern angegeben. Bei den rund drei Grad, die es am Münchener Flughafen zu dem Zeitpunkt hatte, schmolz die konkrete Reichweite bei fast voller Batterie allerdings auf 270 Kilometer. Die etwas flottere Autobahngeschwindigkeit half dabei auch nicht unbedingt weiter.

Nichtsdestotrotz ist der Born immer noch ein gut verarbeitetes E-Auto, das sich vor allem design-technisch nicht vor seinem ID.3-Bruder verstecken muss. Selbst auf der Autobahn fährt sich Cupras Ableger komfortabel, außer man erreicht die 160 km/h Maximalgeschwindigkeit, dann pfeift es etwas durch die Ritzen, sprich: Windgeräusche.
Zudem ist der Born intelligent. Erkennt das System geschwindigkeitsbegrenzende Straßenschilder, bremst er automatisch auf die erlaubte Schnelligkeit ab. Wer das nicht will, kann es entweder ab stellen oder aber auch mit einem sanften Tritt aufs Gas abbrechen.
Mit diesen beiden Boliden braucht sich die Marke Cupra auch nicht am Markt zu verstecken. Wolfgang Wurm, in der Geschäftsführung von Porsche Austria unter anderem für Cupra zuständig, stellte die Zahlen vor: 2021 stand man mit Cupra bei 0,8 Prozent, bereits eine Steigerung. In den ersten beiden Monaten 2022 lautete die Kennzahl 2,2. Man sei sehr zufrieden. Und erhoffe sich von Formentor und Born einen weiteren Schub. (Thorben Pollerhof, 26.3.2022)