Ungeimpfte Kontaktpersonen müssen künftig auch im Freien eine FFP2-Maske tragen.

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Wien – Auch Kontaktpersonen ohne vollen Corona-Immunschutz müssen seit Montag nicht mehr in Quarantäne. Stattdessen gelten für die Betroffenen nun "Verkehrsbeschränkungen": Bei Kontakt mit anderen Personen muss durchgehend eine FFP2-Maske getragen werden, auch outdoor. Untersagt sind Besuche von Einrichtungen, wo dies nicht möglich ist, etwa Gastronomie oder Fitness-Klubs. Der Krankenpflegeverband warnte unterdessen vor der geplanten Quarantäne-Verkürzung für Gesundheitspersonal.

Angekündigt worden war der Schritt der Regierung schon am vergangenen Dienstag, nun sind die Lockerungen in Kraft. Laut dem am Montag auf der Webseite des Gesundheitsministeriums veröffentlichten Empfehlungen zur Kontaktpersonennachverfolgung müssen als Kontaktpersonen Eingestufte bei Kontakt mit anderen Personen eine FFP2-Maske (oder höherwertig) tragen. Dies gilt auch innerhalb des privaten Wohnbereichs. Bei Kindern von sechs bis 14 Jahren reicht ein Mund-Nasen-Schutz, jüngere Kinder sind davon nicht erfasst.

Einschränkungen

Bei dieser Vorgabe handelt es sich um eine Empfehlung des Ministeriums, die per Erlass von den lokalen Gesundheitsbehörden im Einzelfall umgesetzt wird. Jeweils gut begründet kann die Behörde das Vorgehen in eigenem Ermessen entscheiden, hieß es am Montag aus dem Gesundheitsressort.

Komplett untersagt ist Kontaktpersonen (auch mit Maske) der Besuch von Großveranstaltungen und Ähnlichem (Sportveranstaltungen, Konzerte ...). Auch der Besuch von Einrichtungen mit vulnerablen Personen oder "risikobehafteten Settings" ist nicht erlaubt. Das gilt etwa für Alten- und Pflegeheime, Gesundheitseinrichtungen, Obdachlosenheime, Gefängnisse oder Flüchtlingsheime. Möglich ist hingegen grundsätzlich das Verlassen der Wohnung sowie das Einkaufen, die Besorgung der Grundversorgung sowie die Arbeit, allerdings mit durchgängigem Tragen einer FFP2-Maske.

Weitere Änderung

Grundsätzlich nicht als Kontaktpersonen einzustufen sind vollständig immunisiert Personen mit drei "immunologischen Ereignissen" (zum Beispiel drei Impfungen) – bei Kindern bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr reichen zwei derartige Ereignisse. Auch Personen, die innerhalb der letzten drei Monate vor dem Kontakt von einer Infektion mit der Omikron-Variante genesen sind, gelten nicht als Kontaktperson. Ebenfalls nicht als Kontaktperson eingestuft werden Personen, sofern bei ihrem Kontakt zum bestätigten Fall "geeignete und nachvollziehbar korrekt umgesetzte Maßnahmen zur Minimierung des Infektionsrisikos" angewandt wurden. Darunter fällt etwa das beiderseitige Tragen einer FFP2-Maske.

Die nächste Änderung der Quarantänebestimmungen wird Mitte der Woche erwartet: Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat angekündigt, dass dann die Quarantäneregeln für infizierte Mitarbeiter zumindest in Spitälern und Pflegehäusern gelockert werden. Argumentiert wird das im Wesentlichen mit der Überlastung des Personals angesichts der hohen Patientenzahlen.

ÖGKV: "Recht gesund zu werden"

Der Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) übte am Montag an den geplanten Quarantäne-Verkürzungen im Gesundheitsbereich im Speziellen scharfe Kritik. Auch das Pflegepersonal habe, wie alle anderen Bürger, das Recht in Ruhe gesund zu werden und sich zu erholen. "Wir sehen eine weitere Verkürzung der Quarantänevorschriften für das Personal in Spitälern und Langzeitpflegeeinrichtungen kritisch und warnen dezidiert davor", sagte ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann in einer Aussendung.

Das ohnehin schon ausgelaugte Pflegepersonal, das seit Beginn der Pandemie am Anschlag arbeite, werde sich keine weitere Benachteiligung gefallen lassen. "Die professionellen Pflegepersonen sind am Limit, kündigen, haben Burn-Out. Sie jetzt auch noch dazu zu zwingen, halb genesen arbeiten zu gehen und insbesondere die Aufforderung positiv getestet zu arbeiten, wird das Fass zum Überlaufen bringen", warnte Potzmann.

Auch sieht der Verband das Aufheben der Maßnahmen generell sehr kritisch: "Die umfassenden Lockerungen der Covid-19-Maßnahmen in Österreich am 5. März 2022 kamen zu früh." Niemand habe die warnenden Stimmen – auch von Experten – hören wollen. "Jetzt steht man nie da gewesenen 450.000 aktiven Fällen gegenüber und einer Rate von bis zu 60.000 Neuinfektionen pro Tag. Der gefeierte Freedom Day brachte für das überlastete professionelle Pflegepersonal massive Mehrarbeit." Es dürfe nicht passieren, dass diese verfrühten Lockerungen jetzt das Gesundheitspersonal ausbaden muss. (APA, 21.3.2022)