Asahi bringt Linux auf M1 Macs.

Grafik: Asahi Linux

Als Apple im November 2020 den Wechsel seiner gesamten Mac-Reihe auf Chips aus eigener Fertigung verkündete, wurde eine Frage schnell aufgeworfen: Würde auf dieser Hardware mit all ihren Besonderheiten überhaupt ein vollständig anderes Betriebssystem laufen?

Challenge: Accepted

Die Linux-Community fühlte sich durch solch zusätzliche Hürden aber nur extra angespornt. Also gab es schon bald danach erste Erfolgsmeldungen – von einem wirklich nutzbaren System für die breite Masse war man damit aber noch weit entfernt. Fast eineinhalb Jahre später gibt es nun den nächsten großen Meilenstein.

Eine erste Alpha

Asahi Linux hat die erste öffentliche Testversion seiner Distribution veröffentlicht. Deren Anspruch: die einfache Installation eines vollständigen Linux-Desktopsystems auf Macs mit M1-Chip zu ermöglichen. Konkret werden dabei derzeit Geräte mit M1, M1 Pro und M1 Max unterstützt, der gerade erst vorgezeigte M1 Ultra soll später hinzukommen.

Asahi basiert auf dem bekannten Arch Linux und nutzt von Haus aus einen KDE Plasma Desktop. Insofern dürften sich jene, die Linux-Erfahrung mitbringen, rasch zurechtfinden. Der Installer klärt selbsttätig über alle notwendigen Schritte auf. Ausgelegt ist er auf eine Parallelinstallation zum macOS-System, die Festplatteneinteilung wird dabei automatisch angepasst.

Platzverbrauch

An dieser Stelle findet sich dann noch ein wichtiger Hinweis: Vor der Installation von Asahi Linux müssen mindestens 53 GB an Platz auf dem Mac-System frei sein. Das liegt aber nur zum kleineren Teil am Linux-System und hauptsächlich an macOS. Bei diesem müssen nämlich 38 GB freibleiben, damit System-Updates weiter funktionieren.

Gleichzeitig betonen die Entwickler, dass es sich dabei nur um eine erste Alpha-Version handelt, die nur für jene gedacht ist, die auch Fehler berichten wollen. Denn auch wenn in den vergangenen Monaten deutliche Fortschritte gemacht wurden, so verbleiben doch noch einige Lücken in der Softwareausstattung.

Einschränkungen

Derzeit müssen die User etwa ohne GPU-Beschleunigung oder Hardware-Video-Codecs auskommen, was sich an einer eingeschränkten Performance bemerkbar macht. Aber auch Displayport, Bluetooth oder gar die Neural Engine für Maschinenlernaufgaben werden von der Distribution noch nicht abgedeckt. Der Suspend-Modus geht ebenfalls nicht.

Zudem warnt man davor, dass einige bekannte Programme aktuell noch nicht unter Asahi Linux laufen – allen voran Chromium. Das liegt daran, dass die Distribution für ein besseres Zusammenspiel mit dem M1 Speicherseiten mit einer Größe von 16 KB statt der sonst beim Linux Kernel gewohnten 4 KB benutzt. In naher Zukunft soll der Support für die integrierten Lautsprecher sowie die Helligkeitsregelung nachgereicht werden.

Fix

Die Alpha-Version ist aber auch aus einem anderen Grund ein wichtiger Meilenstein. Die Entwickler gehen davon aus, dass damit die Basisinstallation fix abgedeckt ist. Weitere Updates können einfach über die Linux-eigenen Softwaretools vorgenommen werden, ohne wieder eine Neuinstallation oder größere Umbauten vornehmen zu müssen.

Alternativen

Übrigens ist Linux nicht das einzige System, das man unterstützt. Wer will, kann mit dem Installer auch nur eine minimale UEFI/Firmware-Umgebung am Mac einrichten, von der aus dann ein OpenBSD-System für ARM installiert werden kann. Dessen aktuelle Funktionalität und Einschränkungen sollen dabei sehr ähnlich sein. (Andreas Proschofsky, 21.3.2022)