Firmen wie Aurora Tech arbeiten an Systemen für fahrerlose Pkws und Lastwägen.

Foto: Aurora Tech

Geht es nach den Versprechungen von Elon Musk, dann wäre das Zeitalter vollautonom fahrender Autos längst angebrochen. Doch auch wenn die Realität seinen Ankündigungen hinterherhinkt, ist eines klar: Komplett eigenständig verkehrende Fahrzeuge werden kommen und dürften, so wie auch andere Roboter, großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel mit sich bringen.

Ein Mangel an Lkw-Fahrern, wie er derzeit in den USA herrscht, dürfte dann der Vergangenheit angehören. Das jedenfalls lässt sich aus einer Untersuchung der University of Michigan schließen, meldet Bloomberg. Diese rechnet vor, dass sich selbst mit noch nicht voll ausgereiften autonomen Lastern bis zu 90 Prozent aller heute noch menschlichen Lenker für Langstreckentransporte einsparen ließen. Das wären 500.000 Jobs.

Lange, einfache Strecken

Basis der Annahme ist, dass die größten Streckenanteile der Routen, über die innerhalb der USA Güter von A nach B gebracht werden, simpel zu bewältigen sind. Sie führen über Autobahnen, die, etwa im Vergleich zu innerstädtischem Verkehr, eine überschaubare Herausforderung sind. Diese tausenden Kilometer kann ein Laster auch automatisiert bewältigen. Die Kostenvorteile liegen auf der Hand: Der Fahrcomputer muss nicht anhalten für Essen, Notdurft oder Rast, sondern allenfalls zum Auftanken.

Das von den Forschern der Berechnung zugrunde gelegte System sieht vor, dass der Weg von Fabriken und Distributionszentren zur nächsten großen Verkehrsader – Interstate oder Highway – noch von einem Lkw mit menschlichem Fahrer zurückgelegt wird. Dort werden die Güter auf einem "Truck Port" auf einen Roboter-Laster verladen, der dann den Hauptteil der Distanz absolviert, ehe dann bei der finalen Abfahrt wieder auf einen manuell gesteuerten Lkw umverfrachtet wird.

Die Idee scheint auch bei den Truckern selbst auf Anklang zu stoßen. Praktisch jeder habe gesagt, dass man diesen Teil des Berufs automatisieren könnte, wird Aniruddh Mohan zitiert, der Co-Autor der Studie ist: "Wir dachten, sie würden etwas skeptischer sein."

Hürden

Bis so ein System tatsächlich in Betrieb gehen könnte, gibt es aber noch Hürden zu überwinden. Autonome Autos müssen etwa noch verbessert werden, wenn es um das Fahren bei und Erkennen von Hindernissen in Schlechtwetter geht. Dazu gibt es in zahlreichen US-Bundesstaaten auch noch keine regulatorische Grundlage für ihren Einsatz.

Selbst wenn autonome Trucks aber nur bei Schönwetter im sogenannten "Sun Belt" – im Prinzip der Streifen der südlich gelegenen Bundesstaaten von Südkalifornien bis South Carolina – unterwegs wären, könnte dies den Bedarf nach Menschen hinter dem Lkw-Steuer um zehn Prozent verringern. (gpi, 22.3.22)

Update, 9:25 Uhr: Die Berechnungen und Zahlen beziehen sich auf Fernstreckentransporte, nicht Transporte über Kurzstrecke. Dies wurde in der Einleitung ergänzt.