Voraussichtlich ab Mittwoch müssen auch außerhalb Wiens in Innenräumen wieder FFP2-Masken getragen werden. Schon jetzt müssen ungeimpfte Kontaktpersonen nicht mehr in Quarantäne.

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Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) geht von einem weiteren Plateu bei den Neuinfektionen aus.

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Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will bis Ostern an den Schulen nichts ändern.

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Die Bundesregierung will Jugendliche mit Zungenküssen motivieren. "Beim ersten Date schmusen? Geht sicher", ist eine der Botschaften der am Montag angelaufenen Impfkampagne. Unter dem Titel #GemeinsamGeimpft sollen Menschen mit TV- und Radiospots sowie Inseraten zur Impfung gebracht werden.

Dass in Österreich mehr immunisiert werden muss, ist klar, denn die Zahl der neuen Impfungen geht weiter zurück. In der vergangenen Woche wurden nur 22.115 Impfungen verabreicht, weniger als ein Zehntel davon waren Erststiche. Obwohl die zugelassenen Impfstoffe zu einem hohen Grad vor schweren Verläufen schützt, haben nur 73 Prozent der impfbaren Bevölkerung ein gültiges Impfzertifikat.

Die Montagszahlen wiesen 31.872 Neuinfektionen in Österreich aus, das sind weniger als vorigen Montag (34.220 Fälle). Gleichzeitig steigt die Auslastung der Krankenhäuser mit Covid-Patientinnen und -Patienten, die ja mit mehreren Tagen Verzögerung eintritt: Mehr als 3.000 Menschen mit einer Corona-Infektion sind aktuell auf ein Spitalsbett angewiesen.

Spitäler am Anschlag

Die Krankenanstalten stellt das vor enorme Herausforderungen. Die Infektionslage und die Ausfälle beim eigenen Personal seien "noch nie so hoch wie derzeit" gewesen, sagt Ludwig Gold, zuständig für das Industrieviertel in der niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur (LGA), laut Austria Presse Agentur. Man passe das Leistungsprogramm an, "um die Akutversorgung gewährleisten zu können", planbare Leistungen würden zurückgefahren. Die Akutversorgung sei aber gesichert, heißt es.

Die Situation in den Krankenhäusern ist auch Auslöser für eine neuerliche Kehrtwende im Pandemiemanagement der Bundesregierung: Voraussichtlich ab kommendem Mittwoch wird die Maskenpflicht in Innenräumen wieder eingeführt. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht darin das gelindeste Mittel, um die Neuinfektionen einzudämmen. Dass die Maskenpflicht in Innenräumen erst am 5. März abgeschafft wurde, sei aufgrund von Prognosen passiert, die sich nicht bewahrheitet hätten.

Prognosen zeigten Plateau

Tatsächlich errechnete das Corona-Prognosekonsortium noch Mitte Februar, dass mit einer "vorübergehenden Plateauphase" zu rechnen sei. Die Gesamtstaatliche Krisenkoordination (Gecko) sah ein Absinken der Zahlen als Voraussetzung für Öffnungsschritte.

Ebenfalls ab Mitte der Woche plant Rauch die Lockerung der Quarantäneregeln: Gesundheitspersonal soll arbeiten gehen können, wenn es infiziert, aber symptomfrei ist. Darüber, ob das sinnvoll ist, sind die Gecko-Mitglieder unterschiedlicher Meinung.

Schon seit Montag gilt eine Erleichterung für Ungeimpfte: Sie müssen nach Kontakt mit einer Corona-positiven Person nicht mehr in Quarantäne. Es gelten allerdings "Verkehrsbeschränkungen": Unimmunisierte Kontaktpersonen dürfen das Haus verlassen – allerdings nur mit Maske, und sie dürfen nicht in Restaurants oder Fitnessstudios gehen.

Harte Kritik an Polaschek

Vom Maskenumschwung der Regierung ausgenommen sind übrigens die Schulen: Dort ändert sich bis Ostern gar nichts, wie Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag erklärte. Am Sitzplatz müssen Schülerinnen und Schüler weiterhin keine Maske tragen. Das rechtfertigte Polaschek unter anderem damit, dass die Infektionszahlen zwar hoch, aber die Belastung in den Spitälern nicht groß sei. Das Covid-19 Future Operations Board, eine interdisziplinäre Plattform von Expertinnen und Experten, sammelte allerdings schon im Jänner eine Reihe von Maßnahmen, die den Präsenzunterricht an den Schulen sichern sollen. Eine davon: "Masken sollten von allen Personen in der Schule durchgehend getragen werden", also auch im Unterricht.

Bis zu den Ferien soll sich auch an der Testfrequenz nichts ändern. Derzeit wird in den Schulen dreimal pro Woche getestet, nach Ostern soll das weniger werden, kündigte der Bildungsminister an.

Aus Sicht der Unabhängigen Lehrergewerkschafter:innen, der zweitgrößten Fraktion in den Personalvertretungen, zeigten die Aussagen Polascheks, dass er "keine Ahnung von der Situation an den Schulen in Österreich" habe – sie fordern ihn zum Rücktritt auf. (Sebastian Fellner, 21.3.2022)