Der Auftritt von Bildungsminister Martin Polaschek in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag hinterließ den Eindruck, er lebe nicht in Österreich. Während Lehrer, Elementarpädagoginnen und das Gesundheitspersonal im Land im Krisenmodus sind, meint Polaschek, Spitäler seien nicht überlastet und die Maskenpflicht werde in Klassen nicht – wie sonst überall – wieder eingeführt. Er sagte sogar, hätte man immer auf alle Experten gehört, säße man allein mit einer Maske in einem Raum. Derartiges hat nie jemand gefordert.

Die Unabhängige Lehrer:innengewerkschaft fordert den Rücktritt von Bildungsminister Martin Polaschek.
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Doch es wurde noch bizarrer: Polaschek behauptete tatsächlich, es habe aus der Wissenschaft kein Veto gegen die Aufhebung der Maskenpflicht in Schulen gegeben. Das ist nicht wahr. Und Polaschek, der Anfang Dezember 2021 ins Amt kam, muss das wissen. Am 6. Jänner verfassten acht prominente Experten mit Unterstützung von 17 weiteren renommierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern ein Papier, in dem sie der Regierung "mehr denn je" neben anderen Maßnahmen Masken in Schulklassen empfohlen.

Dass jemand, der sein ganzes Berufsleben selbst im Dienst der Wissenschaft stand, derart ignorant mit dieser umgeht, ist enttäuschend. Die Unabhängige Lehrer:innengewerkschaft forderte nun Polascheks Rücktritt. Das ist nicht verwunderlich. Bildung ist ein Menschenrecht. Diese ohne unausweichliche Infektionen zu ermöglichen wäre der Job eines Bildungsministers. Unwahrheiten zu verbreiten ist es jedenfalls nicht. (Colette M. Schmidt, 21.3.2022)