
"Kronen Zeitung"-Boss Christoph Dichand (li.) und sein Rechtsvertreter Michael Rami sind vor Beginn der Verhandlung gegen die "Mediengruppe Österreich" durchaus entspannt.
Wien – Zumindest Medienanwälte werden über die juristischen Auseinandersetzungen zwischen "Österreich", das ja mittlerweile als "Oe24.at" auftritt, und der "Kronen Zeitung" froh sein, bieten sie doch eine sichere Einnahmequelle. Montagnachmittag durften Anwalt und Verfassungsrichter Michael Rami als Vertreter von "Krone"-Chef Christoph Dichand und Daniel Bauer für die "Mediengruppe Österreich" vor Richter Christian Noe die verbalen Klingen kreuzen.
"Österreich" hatte berichtet, Dichand sei im Frühjahr 2019 mit Thomas Schmid, damals Kabinettschef und Generalsekretär im Finanzministerium, sowie einem gemeinsamen Freund auf Urlaub geflogen. Schmid habe alle drei Tickets via London nach Äthiopien über das Finanzministerium buchen lassen, und das Ressort habe diese "offenbar bezahlt".
Herrenurlaub in Äthiopien
Stimmt nicht, sagt Dichand auch am Montag vor Richter Noe: Es habe sich um einen privaten Urlaub der drei Herren gehandelt. Da es eine "komplizierte Reise" in ein infrastrukturell unterentwickeltes Land gewesen sei, habe Schmid seine Sekretärin beauftragt, Tickets für sich und Dichand zu besorgen. Die habe das von ihrem privaten Konto gezahlt. Als er die Bankdaten hatte, habe er die Reisespesen "sofort überwiesen". Nebenbei bemerkt habe es sich um einen Direktflug von Wien nach Addis Abeba gehandelt.
Eigentlich wurde "Österreich" dafür bereits vom Gericht eine Gegendarstellung zugunsten Dichands aufgetragen, das Medium ist aber überzeugt, dass die Gegendarstellung inhaltlich falsch sei, deshalb muss weiter prozessiert werden.
"Das wird echt strange"
Antragsgegnervertreter Bauer bezweifelt beispielsweise die "sofortige" Überweisung: Die Buchung sei am 8. Februar erfolgt, Dichands Geld erst am 22. Februar auf dem Privatkonto der Assistentin Schmids eingetroffen. Der Anwalt versteht auch nicht, warum der "Krone"-Chef nicht seine eigenen Untergebenen für solche Buchungen bemühe. Er will auch wissen, warum Schmid dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einem Chat schrieb: "Jetzt geht es ab nach Äthiopien. Das wird echt strange." "Das weiß ich nicht", antwortet Dichand lapidar – dem vor der Verhandlung amüsiert bewusst ist, dass das Medieninteresse weniger seiner Person gilt, sondern vielmehr einem von "Österreich" beantragten Zeugen. Allein: Man wartet vergeblich auf Thomas Schmid, Richter Noe weiß auch nicht, ob die Ladung zugestellt werden konnte. Die frühere Sekretärin fehlt ebenso, sie ist erkrankt.
Anwalt Bauer beharrt auf dem Auftritt des Duos, Rami quittiert das mit: "Mir fehlen die Worte." Noe vertagt auf den 20. April. (Michael Möseneder, 22.3.2022)