Danke der Nachfrage, aber keine Sorge: Es geht mir gut, ich bin weder krank noch (bisher zumindest) positiv getestet. Die Indoor-Sport-Geschichte an dieser Stelle vergangene Woche sollte lediglich ein paar Optionen aufzeigen, wie man die – symptomfreie! – Zeit einer Quarantäne ein bisserl weniger zach erleben könnte.

Angesichts von täglich rund 50.000 Neuinfektionen, respektive positiv Getesteten, gibt es da leider tatsächlich eine Zielgruppe in relevanter Größe – und dass ich bis heute nicht dazugehöre, ist derzeit wohl vor allem dem Glück geschuldet. Und vielleicht ja auch ein bisserl der Risikoreduktion qua Maske. Ja, oft auch an Orten, an denen es nicht zwingend vorgeschrieben ist.

Foto: Tom Rottenberg

Wobei es auch immer Momente gibt, in denen man es dann doch nicht in der Hand hat. Vergangenen Sonntag etwa. Da lief ich mit einer Gruppe des "Weekly Long Run" einen entspannten Plauderlauf. Vorgabe der Veranstalter war, dass alle Mitläufer ein aktuelles Testergebnis vorlegen. Taten sie auch. Aber Montagnachmittag kam dann die Nachricht, dass einer aus meiner Tempogruppe Montagmorgen positiv getestet worden sei.

Blöd – weil: Natürlich rennt man einen langen Gruppenlauf nicht dauerhaft mit großen Abständen. Schon gar nicht bei teils starkem Gegenwind. Auch wenn man tut, was möglich ist, bleibt eben doch ein Restrisiko.

Mal sehen, was das Gurgelorakel morgen sagt …

Foto: Tom Rottenberg

Doch um den Sonntagslauf an sich soll es hier und heute gar nicht gehen. Höchstens um einen Nebenaspekt davon: Ich bin am Sonntag nämlich mit zwei Uhren gelaufen. Nicht weil ich einer nicht traue, sondern weil ich wieder einmal ein bisserl Technik vergleichen wollte: meine Aktuelle – tatsächlich ja auch ziemlich neue – mit einer anderen, die mir vor kurzem zum Testen geschickt worden ist.

Meine ist die vor kurzem auf den Markt gekommene "Epix 2". Dazu, ob sie tatsächlich das aktuelle Flaggschiff der Garmin-Fitnessuhren ist, komme ich später.

Denn an der andern Hand hatte ich die "Instinct 2 Solar" – ebenfalls von Garmin: Mit 450 Euro auch nicht unbedingt billig, aber im Vergleich zum Tausender für die Epix fast eine Mezzie.

Foto: Tom Rottenberg

Die Grundproblematik rund um das Laufuhrenthema wurde hier schon dutzende Male aufgedröselt. Jedes Mal nämlich, wenn hier neue Laufwecker präsentiert wurden oder werden: Kein Hobbysportler, keine Hobbysportlerin braucht die aufgemotzten, fetten Teile, die in den Laufrevieren dieser Welt herumgetragen werden, tatsächlich. Auch der versierteste Amateursportler (und seine Kollegin ebenso) verwendet höchstens einen Bruchteil der Features, die heute Standard sind.

Aber um das "Brauchen" geht es nicht – sondern ums Wollen. Ums Habenwollen. Um den Spaß an Schnickschnack: Wer tatsächlich ein Navi braucht, um sich im Schlosspark von Schönbrunn nicht zu verlaufen, sollte das Haus lieber nie unbegleitet verlassen. Aber mit dem Teil kann man dann halt auch im Gelände navigieren. Oder: könnte.

Foto: Tom Rottenberg

Navigieren ist eh noch easy. Aber kaum ein oder eine "Normalo" versteht auch nur ansatzweise, was er oder sie mit diesen Uhren sonst alles anzeigen, errechnen oder messen könnte – auch weil er oder sie mit den so aggregierten Datenbergen in der Regel nichts anzufangen wüsste: Vo2-Max? Bodenkontaktzeit? Herzfrequenzvariabilität? Pulsoxymeter? Restenergielevel? Stressfaktoren? Schlafanalyse? Eh alles nett – aber wenn Sie einfach nur laufen wollen, um Spaß zu haben, brauchen Sie nur zwei gesunde Beine. Und wenn Sie nachher wissen wollen, wie weit Sie gekommen sind, reicht die GPS-Funktion Ihres Handys, eine Gratis-Tracker-App – und eventuell ein Bluetooth-Pulsgurt um 30 Euro.

Oder eine Uhr wie die Hama "Fit Watch". Die kaufte eine "meiner" Laufgruppen-Damen unlängst um 69 Euro beim Lebensmittel-Diskonter: "Die kann alles, was ich brauche."

Foto: Tom Rottenberg

Einen 1.000-Euro-"Prater" (ich glaube, dieses Wort für "Uhr" stirbt langsam aus) braucht zwar keiner – er macht aber einfach Spaß. Mir zumindest. Erst recht, wenn er etwas kann, was in der Zielgruppe derer, die sich so was leisten können und auch wollen, vielleicht wichtiger ist als all die tollen Funktionen, die viele andere Flaggschiffuhren im Grunde eh schon hatten: Wenn man ins Lesebrillenalter kommt, werden Kontrast und Brillanz eines Uhrendisplays irgendwann kaufentscheidend – auch wenn man das selbst nie zugeben darf.

"Schasaugert" sind nämlich nur die anderen. Trotzdem haben in dem Fitnesscenter, in dem ich trainiere und schwimme, mittlerweile zwei Kollegen ihre Premiumuhren auch gegen die "Epix" getauscht. Ganz zufällig sind die Herr- und Damschaften etwa so alt wie oder älter als ich.

(Im Bild: oben die die Garmin Fenix 7, unten die Garmin Epic).

Foto: thomas rottenberg

Die Sache ist nämlich die: Garmin – heute wohl endgültig Marktführer auf dem Gebiet der Sportuhren, auch wenn Polar, Suunto, Coros und auch Wahoo wirklich tolle Sportwecker herstellen – hat mehrere unterschiedliche Uhrenserien am Markt. In meiner Welt relevant sind vor allem die optisch reduziert wie Swatch-Uhren aussehende "Vivoactive"-Serie, die auf Sport und Performance fokussierten "Forerunner", die von der einfachen Laufuhr bis zur ausgefuchsten Triathlon- und Multisportuhr rangieren, und die "Fenix"-Serie.

Die Fenix ist auffällig fett, wirkt robuster und hat aufgrund des Platzes im größeren Gehäuse die stärkeren Akkus. "Fenixe" gibt es in unterschiedlichen Größen und (Luxus-)Ausstattungen.

Tatsächlich war das langjährige Premiummodell, die "Fenix 6", mit der "größten" Forerunner-Uhr (der 945er) aber technisch de facto ident. Der Akku meiner 945er war auch stark genug, um mich problemlos durch einen Volldistanz-Ironman zu begleiten – und ich war nicht schnell.

Foto: Tom Rottenberg

Dennoch wartete alles gespannt auf die "7er". Ursprünglich hätte sie schon im Vorjahr kommen sollen, doch der Launch verzögerte sich immer wieder. Dementsprechend hoch kochte die Gerüchteküche. Ein paar "Leaks" Anfang Jänner befeuerten die Erwartungen noch einmal. Darüber, ob das wirklich "ungewollt" war, kann man diskutieren.

Um die Aufmerksamkeit von Markt und Medien brauchte Garmin da nämlich nicht wirklich zu buhlen: Seitens der Mitbewerber wurde seit Monaten nichts tatsächlich Neues angekündigt. Und seit Garmin im Jänner die 7er in mehreren Größen und Ausstattungen und dazu auch gleich die "Epix Gen 2" präsentiert hat, ist da auch nichts gekommen.

Foto: Tom Rottenberg

Der Hauptclou der 7er ist – abgesehen davon, dass sie halt neu ist, es unter anderem Touchscreen-Funktionen gibt, sie ein präziseres GPS-Tool besitzt, eine Art Taschenlampe eingebaut hat und man zum Beispiel auch präzises Bahnlaufen tracken kann (wobei ich noch keinen Elite-Leichtathleten mit so einer fetten Uhr auf der Bahn gesehen habe …) – das Solar-Pad im Uhrglas der meisten Modelle.

"Solar" konnten einige Modelle der Vorgängerserie auch schon. Aber mit der 7er, hieß es, könne man fast einen Monat ohne Ladekabel unterwegs sein.

Praktisch und supernützlich. Etwa dann, wenn man plant, wochenlang fernab aller USB-Anschlüsse durch die Wüste zu laufen. Oder tun Sie das etwa nicht regelmäßig?

Spott beiseite: Natürlich ist so ein Feature toll. Es geht geschätzten 95 Prozent der Userinnen und User ja nicht ums "Brauchen", sondern um das Potenzial. Man könnte – wenn man wollte.

Foto: Tom Rottenberg

Ich bin für so was bei Autos gar nicht, bei Sport-Tech-Stuff aber umso mehr anfällig. Nur: Da war auch noch eine zweite Uhr gekommen. Die Epix. Und die sah der 7er (in der mittelgroßen Variante – es gibt drei Größen) zum Verwechseln ähnlich: gleich groß. Gleiches Gewicht. Gleiche Features – bis auf eines: Die Epix fängt die Sonne nicht über das Glas ein, sondern lässt sie aus der Uhr heraus leuchten.

Klarer formuliert: Statt eines Solarpaneels im Displayglas hat die Epix ein sogenanntes AMOLED-Display – und das leuchtet selbst bei ausgeschalteter Hintergrundbeleuchtung so hell und klar, dass es auch für Menschen im Lesebrillenalter (oder mit sonst einer Sehschwäche) richtig gut zu abzulesen ist.

Foto: Tom Rottenberg

Solche Displays haben vor allem Smartwatch-Hersteller schon länger, aber ihre Uhren können halt weniger. Bei meiner – nun "alten" – 945er tat ich mir beim Schwimmen mitunter schwer, die Uhr schnell und aus dem Augenwinkel abzulesen.

Und die Akkulaufzeit? Ganz ehrlich? Sollte ich je einen mehrwöchigen Wüstenlauf machen, werde ich die Garmin-Presseleute bitten, mir für diesen Stunt eine Uhr mit Solarfunktion zu borgen.

Etwa die "Instinct 2", die ich am Sonntag als Zweituhr mit auf den Longrun genommen habe. Die kam ein paar Wochen nach der Fenix/Epix raus.

Die Zielgruppe ist eine andere: jünger und "hipper". Darum sieht die Instinct wohl mehr nach einer klassischen "G-Shock" aus und hat in einigen Versionen Tools, mit denen Surfer Wellen und Wind perfekt abchecken können. Oder aber ein Solarpaneel im Glas.

Foto: Tom Rottenberg

Weil wir gerade bei Tech-Spielereien sind, hier noch ein kurzer Nachtrag zum Kickr Bike, das ich vergangene Woche hier kurz erwähnte. Zu dem kamen einige Fragen – und die meisten drehten sich um den Unterschied zwischen dieser "Komplettlösung" und auf Smart-Trainern (also im weitesten Sinn "Rollen") montierten "normalen" Fahrrädern.

Beim Fahren selbst ist da – abgesehen von der Bergauf-bergab-Neigung – wenig Unterschied zu spüren. Beim Drumherum aber sehr wohl: Wenn in einem Haushalt mehrere Leute auf der Rolle fahren wollen, muss man nicht ständig Räder ein- oder ausbauen, sondern kann einfach und präzise umstecken.

Außerdem kann man der Software jede gängige Schaltung, aber auch Bremshebelbelegungen beibringen.

Wieder: braucht niemand– wollen aber viele.

Foto: Tom Rottenberg

Und man kann am Kickr Bike "lenken". Ein bisserl zumindest: Mit den Tippschaltern am Lenker lässt sich die Spur wählen oder optimieren. Was im Solo- oder Offline-Training wurscht ist, bringt auf Zwift tatsächlich etwas: Man kann sich spürbar besser in den Windschatten der Vorderleute hängen.

Freilich: Dagegen, von anderen Fahrern oder im Pulk einfach überwalzt zu werden, ist man weiterhin machtlos.

Aber: Man kann mit dem Kickr Bike lustige U-Turns fahren – bei voller Geschwindigkeit und ohne jeden Einfluss von Flieh- oder anderen Kräften zu spüren. Das braucht – schon wieder – niemand, es ist manchmal aber lustig.

Foto: Tom Rottenberg

Smarttrainer stoßen aber durchaus an Grenzen: Da sie – abgesehen von Rauf-runter-Neigungen – starr sind, fehlen viele kleine Seit- und Auf-ab-Bewegungen, die dem Radfahren einen Teil seiner Dynamik geben.

Diese "Weichheit" können auf Federn, Bällen oder Puffern gelagerte "Bike Boards" Rollentraining zurückgeben. Doch diese "Surfbretter" sind mitunter fast so teuer wie die Geräte, die auf ihnen stehen.

Das ärgerte den steirischen Triathleten Christian Stögerer vor zwei Jahren dermaßen, dass er begann, die Wackelbretter selbst zu bauen. Daraus ist mittlerweile ein Label ("Smart Trainer Board") geworden – weil es allem Anschein nach eine ganze Menge Menschen gibt, die für so ein Ding dings genug sind.

Ich (noch) nicht. Ich fahre zwar oft auf der Rolle, bin dann aber doch lieber draußen.

Vorausgesetzt, der Gurgeltest morgen ist negativ. (Tom Rottenberg, 22.3.2022)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Testuhren wurden von Garmin für einen beschränkten Zeitraum zur Verfügung gestellt.

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Foto: Smart Trainer Board