Uhren mit zweiter Zeitzone sind Produkte der Vereinheitlichung der Uhrzeit: 1884 beschlossen 25 Nationen auf der Meridiankonferenz in Washington, die Greenwich Mean Time (GMT) als verbindliches Maß einzuführen. Man teilte die 360 Grad der Erde durch 24, die Zahl der Stunden eines Tages, erhielt den Wert 15 und einigte sich darauf, dass innerhalb einer Zone von 15 Längengraden die gleiche Zeit gelten sollte.
Zeitstandard
Dass man dafür ausgerechnet die mittlere Ortszeit der Sternwarte in der englischen Ortschaft Greenwich als Referenzpunkt heranzog, war eine politische Entscheidung. "Da sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, wäre theoretisch jede von Pol zu Pol gezogene Linie als Bezugslängengrad (Meridian) möglich gewesen", heißt es dazu beim Fachmagazin Watchtime. Sei es wie es sei: seit damals verläuft durch Greenwich der internationale Null-Meridian.

Am 1. Januar 1972 wurde schließlich die UTC, die koordinierte Weltzeit, als internationaler Zeitstandard eingeführt. Grundlage für die Bestimmung der UTC sind die Messung durch Atomuhren, die Messung der Erdrotation und die Anpassung durch Schaltsekunden. Wobei die Greenwich Mean Time eine UTC-Zeitverschiebung von +/- Null hat, das heißt die Uhrzeit von GMT und UTC sind exakt gleich.
Schon kurz nach der Einführung der GMT tüftelten Uhrmacher daran, Zeitmesser zu bauen, die eine zweite Zeitzone anzeigen konnten. Die erste Taschenuhr von Longines etwa, die zwei Zeitzonen anzeigte, wurde 1908 für das Osmanische Reich gefertigt. Diese Uhr verfügte über Doppelzeiger für die Stunden- und Minuten und ermöglicht so die Anzeige der türkischen und der französischen Zeit auf ein und demselben Zifferblatt.

Longines meldete 1911 ein Patent für diese Technik an ("Montre turque à deux tours d'heures"), gefolgt von einem zweiten Patent im Jahr 1918 ("Montre à double cadran"). 1931 entwickelte die ganz amtlich älteste eingetragene Uhrenmarke der Welt eine spezielle Cockpituhr, die an den amerikanischen Piloten Clyde Pangborn geliefert wurde, der gemeinsam mit Hugh Herndon als erster nonstop von Japan in die USA flog. Dieses Spezialinstrument war mit Doppelzeigern zur Anzeige von Stunden und Minuten sowie zwei konzentrischen 24-Stunden-Zifferblättern ausgestattet.

In dieser Familie von Cockpituhren findet sich etwas später auch eine Uhr mit zwei 12-Stunden-Zifferblättern, ebenfalls mit Doppelzeigern. Für das Handgelenk von Piloten modifizierte Longines 1933 eine große 47-Millimeter-Weems-Uhr, die ebenfalls mit einem doppelten Satz an Stunden- und Minutenzeigern ausgestattet war.
Z wie Zulu
Zum 190. Jubiläum greift Longines mit der Spirit Zulu Time nun dieses Erbe auf. Ursprung und Name des Zeitmesser gehen auf die erste Longines Armbanduhr mit zwei Zeitzonen zurück, die 1925 gefertigt wurde und die auf ihrem Zifferblatt die Signalflagge Zulu trug – Zulu bezieht sich auf den Buchstaben Z, der in der Luftfahrt und beim Militär für die Weltzeit steht.

Ein neues für Longines gefertigtes Kaliber mit Siliziumspiralfeder und Chronometer-Zertifizierung treibt die Neuheit an. Dies ermöglicht, den Stundenzeiger unabhängig von der GMT-Anzeige einzustellen. Die zusätzlichen Zeitzonen werden über einen 24-Stunden-Zeiger und eine beidseitig drehbare Lünette mit 24-Stunden-Skala abgelesen. (max, 23.3.2022)