Es ist nicht das erste Mal, dass eine Maßnahme angekündigt wird, aber eine andere kommt. Das war schon zu Beginn der Pandemie so, als man monatelang die Menschen in dem Glauben ließ, die Corona-Regeln würden auch den privaten Raum betreffen. Und das ist auch jetzt so, als zuerst eine Maskenpflicht angekündigt wurde – aber dann bekannt wurde, dass Wirtinnen und Dienstleister diese durch eine 3G-Kontrolle ersetzen können.

Das ist aus Sicht der Krisenkommunikation ungeschickt und auch nicht fair gegenüber der Bevölkerung. Betrachtet man die neuen Corona-Regeln aber einmal rein inhaltlich, dann spricht einiges für sie.

Vorerst sind freilich auch noch Fragen offen – etwa wie der Kunde zu Hause schon wissen soll, ob er den grünen Pass oder eine Maske brauchen wird, wenn er sich auf den Weg zur Kosmetikerin macht. Dennoch: Es ergibt nur Sinn, dass Geschäftsleute und Wirtinnen, Friseure und Händlerinnen sich in Zukunft aussuchen können, welches Konzept der Gefahreneindämmung sie verfolgen. Immerhin sind in der Modekette in Neuhofen die Bedingungen anders als beim Schnitzelwirt in Neulengbach. Und manche Kundinnen oder Gäste fühlen sich im 3G-Setting wohler, während andere lieber von Masken umgeben sind.

Die Sache hat nur einen Haken: Vorerst sind die Maßnahmen bis zum 2. April befristet. Und damit treten sie voraussichtlich just einen Tag, nachdem sie so richtig ihre Wirkung entfalten könnten, außer Kraft. Denn ab 1. April werden bekanntlich die Corona-Tests beschränkt, und es ist wohl kaum davon auszugehen, dass das Gratiskontingent für die Personen aufgestockt wird, die ihren Test für die Bar oder fürs Kino brauchen. Damit haben jene, die bisher weder geimpft noch genesen sind, nur noch drei Möglichkeiten: Sie können entweder daheimbleiben oder sich mühselig informieren, ob alle Orte, die sie aufsuchen wollen, die Maskenregel anwenden. Oder sie lassen sich impfen.

Lässt die Regierung die neuen Maßnahmen also auch noch im April weiterlaufen – freilich vorbehaltlich aller epidemiologischen Entwicklungen –, dann könnte sie die Zahl der Impfungen tatsächlich noch ein Stückchen nach oben schrauben. Das ist dringend nötig, immerhin sinkt die Impfquote sogar. Nach einer katastrophal versenkten Impfpflicht und einer Impflotterie, die verworfen wurde, bevor sie überhaupt angelaufen war, wäre es den Versuch zumindest wert. (Gabriele Scherndl, 22.3.2022)