Beim Kauf des Smartphones gibt es drei Monate Zugang zum Google-Streaming-Service Stadia obendrauf.

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Alle getesteten Spiele liefen flüssig und auch die Ladezeiten waren erfrischend kurz.

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Makroaufnahmen lassen den Kameramann nicht ganz nah ran, erfüllen aber ihren Zweck.

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"Assassin's Creed Valhalla" dank Stadia und Xbox-Controller der perfekte Snack für zwischendurch.

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Die Rückseite wirkt verspielter als andere Smartphones, zieht aber auch magisch Fingerabdrücke an.

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Jugendliche, die in Werbespots von Getränkemarken und großen Mobilfunkern auf ihrem Smartphone diverse Videospiele konsumieren, sind mittlerweile allgegenwärtig. In der Realität merken dann aber viele Konsumenten, dass die meisten Handys nicht wirklich für diese Art der Nutzung gedacht sind. Entweder zeigt sich der Akku sehr bald erschöpft, oder das Spielgerät wird so heiß, dass man es lieber als Herdplatte denn als Konsolenersatz nutzen möchte.

Diese Marktlücke erkennend, buhlen schon seit Jahren diverse, vor allem asiatische Hersteller mit auf Gaming fokussierten Smartphones um diese Zielgruppe. Der taiwanesische Konzern Asus hat dafür 2018 die Serie "Republic of Gamers" (ROG) in diesem Bereich ins Leben gerufen und mit dem 5S und dem 5S Pro kürzlich seine neuesten Sprösslinge auf den Markt entlassen. Halten sich die Neuerungen für Kenner des Vorgängers in Grenzen, finden Quereinsteiger mit den Geräten attraktive Kraftpakete vor.

Die Verbesserungen zum Vorjahresmodell sind sehr überschaubar.
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Hübscher Ziegelstein

Schon beim Test des ROG Phone 5 vor etwa einem Jahr fiel das nicht gerade zierliche Äußere der Reihe schnell auf. Mit 238 Gramm wiegt es etwa gleich viel wie sein Vorgänger, im Vergleich zu anderen Flagship-Smartphones merkt man allerdings das Mehr an Gewicht schnell. Dafür sind vor allem die eindrucksvollen Spezifikationen verantwortlich, die bereits beim 6,78 Zoll großen 144-Hz-AMOLED-Display anfangen, das mit 2448x1080 auflöst. Der Touch-Layer aktualisiert laut Asus sogar mit 360 Hertz und tatsächlich sind bei sämtlichen Eingaben praktisch keine Verzögerungen bemerkbar. HDR10+ wird nativ unterstützt und auch DC Dimming kann auf der Checkliste abgehakt werden. Sogar bei der Helligkeit muss kein Kompromiss eingegangen werden. Bis zu 1.200 Nits sind möglich, in der Regel wird eine Helligkeit von etwa 800 Nits erreicht. Das alles schafft ein sehr lebendiges Bild bei Spielen und Filmen, einen großartigen Dynamikbereich und einen großen Farbraum.

Ganz ohne Ränder kommt das Display zwar nicht aus, allerdings sind diese so dünn ausgefallen, dass sie bei keiner Anwendung negativ auffallen. Das Format von 20,4:9 wird allerdings weder von den meisten Streaming-Services noch deren Serien unterstützt, und auch bei Spielen sorgt das langgestreckte Display immer wieder für schwarze Ränder an den Seiten.

So ergeben sich auch die Abmessungen von 173 x 77 x 9,9 Millimeter, die typische Hosentaschen an ihre Grenzen bringen – und sie wohl zumeist sprengen werden. Wer zudem Probleme mit Fingerabdrücken auf seinem Smartphone hat, der wird keine Freude mit dem 5S haben, da die Rückseite aus Glas ein regelrechter Magnet für diese ist. Hier kann lediglich mit einer zusätzlich zu kaufenden Hülle abgeholfen werden, aber das kennt man auch von anderen Smartphones, die solche Materialien nutzen.

Was die Anschlüsse betrifft, finden sich ein USB-C 3.1- und ein USB-C-2.0-Port im Rahmen, sowie ein Klinkenanschluss für Kopfhörer, der laut Hersteller 32 Bit und 384 kHz unterstützt. Die nach vorne gerichteten Dual-Stereo-Lautsprecher brauchen sich beim Klang aber ebenfalls nicht zu verstecken und erlauben eine Lautstärke, die in dieser Form selten bis gar nicht bei einem Smartphone zu hören ist. Unter einer roten Abdeckung verstecken sich zudem zwei Nano-SIM-Steckplätze.

Für das Game-Center kann der eigene Avatar dank lustiger AR-Spielereien inszeniert werden.
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Powerhouse

Wurde im Vorgänger der damals stärkste Qualcomm Snapdragon 888 verbaut, ist diesmal der noch stärkere 888+ das Herz des Geräts. Kam der Chip aufgrund von Überhitzungsproblemen immer wieder ins Gespräch, negiert die verbaute Aktivkühlung im ROG Phone 5S diese mögliche Spaßbremse. Bei der Anzahl an LPDRR5 RAM hat man die Auswahl zwischen 8, 12, 16 oder 18 Gigabyte. Was den Speicherplatz betrifft, darf man als Kunde aus den Größen 128, 256 und 512 Gigabyte wählen – in jeder Variante spricht man vom schnellen UFS 3.1. Speicher. Der Akku ist dafür immer in derselben Größe verbaut und besteht aus zwei 3.000 mAh -Blöcken, die mit maximal 65 Watt geladen werden können. Während Power Delivery 3.0 und Quick Charge 5.0 unterstützt werden, fehlt Wireless Charging leider.

Mobilfunktechnisch darf man aus dem Vollen schöpfen und so ist auch 5G möglich. Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2 und NFC ergänzen das Programm vorbildlich.

Aber jetzt genug der technischen Details – was passiert eigentlich, wenn man das Gerät einschaltet?

Tragbare Konsole

Schon bei der Einrichtung des neuen Asus-Smartphones ROG Phone 5S merkt man schnell, welche Zielgruppe mit dem neuen Gaming-Smartphone angesprochen werden soll. Dank skizzenhafter Zeichnungen auf dem Verpackungskarton und einer Augmented-Reality-Implementierung, hüpft plötzlich ein Steampunk-Ninja über unser Display, begleitet von dröhnendem Sound aus den zwei Lautsprechern des Geräts.

Wie bei vielen anderen Geräten wählt man danach aus der Möglichkeit Daten eines anderen Smartphones zu übertragen oder von null weg zu starten. Je nach Wahl sind dann im Gegensatz zu vielen anderen Geräten aus Asien tatsächlich nur eine Handvoll Apps vorinstalliert. Die meisten davon für die meisten wohl durchaus brauchbar, finden sich doch etwa die bekanntesten Google-Apps wie Gmail oder Maps auf dem Gerät, sowie Netflix und Instagram.

Die Software erinnert an Stock-Android und ist ein schöner Kontrast zu anderen asiatischen Herstellern.
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Bei den Google-Apps findet sich passend zur adressierten Zielgruppe auch Stadia, der Spiele-Streaming-Service des US-Konzerns. Hat man bereits ein Konto auf der Plattform, wird das dank der eingegebenen Gmail-Adresse erkannt und öffnet damit die eigene Spielbibliothek. Bis zu einer schnellen Runde "Assassin's Creed Valhalla" oder "Cyberpunk 2077" sind es dann nur noch wenige Klicks. Hat man den dazu passenden Bluetooth-Controller bei der Hand, wird die Mittagspause gleich ein Stück kurzweiliger.

Sieht man sich im Google Play Store um, findet man ebenfalls kein Spiel, welches das Smartphone ins Schwitzen bringen könnte. Egal ob Rennspiel oder Open-World-Abenteuer, das ROG Phone 5S wird zwar wärmer, aber nie heiß. Auch der Akku strotzt der zusätzlichen 3D-Belastung mit seiner Ausdauer. Laut Hersteller soll der Akku 37 Stunden Gesprächszeit erdulden und rund 19 Tage Standby erlauben. Die rund drei Stunden, die im Test vor allem gespielt wurde, haben dem Akku wenig sichtlichen Saft abgezogen. Wer also längere Autofahrten oder Flüge überstehen will und dabei keine Angst haben will, sein Spiel könnte wegen eines schwachen Akkus ausfallen, der ist hier richtig.

Wer dennoch einmal das Gefühl hat, das Gerät hätte zu wenig Leistung für eine bestimmte Anwendung, der kann in den Einstellungen beispielsweise den X-Modus aktivieren, der sämtliche Leistung aus dem Gerät zur Verfügung stellt, dafür aber den Akku stärker nutzt. Die dynamische Einstellung, die ein Mittel aus Leistung und Haltbarkeit darstellt, hat sich im Test bei allen Anwendungen als ausreichend präsentiert.

Wirklich negativ aufgefallen ist tatsächlich nur das haptische Feedback, das in anderen Smartphones bereits besser umgesetzt wurde. Das spürt man vor allem bei Spielen, die hier natürlich stark profitieren hätten können.

Auf Knopfdruck kann bei der Leistung ein neuer Schwerpunkt gesetzt werden.
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Durchblicker

Bei all dem Fokus auf Ausdauer und starke Hardware bleibt die Frage, ob man dafür bei den Kameras einsparen musste oder wollte. Die Antwort: Jein. Für ein Smartphone dieser Preisklasse ist das Kamera-Setup in Ordnung, aber keineswegs vergleichbar mit den Topgeräten von Samsung oder Apple. Die Hauptkamera mit 64 Megapixel und Weitwinkelobjektiv (f/1.8) macht dennoch speziell bei guten Lichtverhältnissen sehr ansehnliche Fotos. Zusätzlich findet sich eine Ultraweitwinkelkamera (13 Megapixel) und eine Makrokamera in dem Setup, die jedoch trotz des Namens eine vergleichsweise große Distanz zum zu fotografierenden Objekt benötigt, als das normalerweise der Fall ist. Die wirklichen Schwächen zeigen sich bei schlechteren Lichtverhältnissen, wo das Bild schnell zu rauschen beginnt.

Videos können mit bis zu 8K bei 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden oder aber mit 4K und 60 Bildern pro Sekunde. Bei der Selfie-Kamera, die im Rand und nicht im Display verbaut wurde, warten 24 Megapixel, die ebenfalls für alle Nicht-Influencer ausreichen sollten.

Entsperren kann man das Gerät via Gesichtserkennung, Fingerabdruck oder einzugebendem Symbol. Während die Gesichtserkennung allerdings ohne spürbare Verzögerung funktioniert, braucht das Entsperren mit Fingerabdruck etwas länger – nicht lange, aber in dieser Preisklasse darf man bei solchen Dingen pingelig sein.

Software sells Hardware

Nicht vergessen zu erwähnen sei noch die Software des Geräts. Bereits erwähnt wurde das Gaming-Center, bei der man eben den Leistungsmodus auf Knopfdruck verändern kann. Zudem stößt man dort auf Gaming-Foren, in die man sich je nach Interesse einklinken kann. Auch die Spielübersicht findet sich dort. Alles sehr übersichtlich, futuristisch inszeniert und flott. Auch die restliche Software glänzt vor allem mit Einstellungsmöglichkeiten, etwa bei den Audioeinstellungen oder dem Design.

Zudem wirkt die Software in seiner Aufgeräumtheit viel mehr wie Stock-Android als bei Konkurrenten wie Samsung oder Huawei, die sich oftmals mit ihrer eigenen Software versuchen in den Vordergrund zu drängen.

Weitwinkel-Aufnahmen können nicht überzeugen, genau wie Nachtaufnahmen. Ansonsten ist das Kamera-Setup für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend.
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Fazit und Preis

Je nach Ausstattung zahlt man für das ROG Phone 5S um die 1.000 Euro – bei einigen österreichischen Händlern gab es dafür etwa das Modell mit 12 GB RAM und 512 GB Speicher. Das ist eine Preisklasse, bei der man sich schon überlegen sollte, ob man die angebotenen Features wirklich benötigt. Die verbaute Power und der richtig starke Akku sind verlässliche Komponenten, die bei Nutzung in diesem Segment kaum Konkurrenz kennen. Wer dafür das zusätzliche Gewicht, die damit verbundene Klotzigkeit und das unter Flagship-Niveau liegende Kamera-Setup in Kauf nimmt, der wird mit dem ROG Phone 5S viele Stunden Spielspaß verbringen.

Besitzer des Vorgängers brauchen nicht zu überlegen – die Neuerungen sind überschaubar und rechtfertigen wohl keinen Neukauf. (Alexander Amon, 26.3.2022)

Die Selfie-Kamera kann auch nur mit dem arbeiten, was sie zur Verfügung hat.
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Disclaimer:

Für den Test stand lediglich das 5S und nicht die Pro-Variante zur Verfügung. Da laut dem Hersteller das Pro mittlerweile hierzulande nicht mehr verkauft wird, es erschien zeitgleich mit dem 5S im November 2021, beziehen sich die Informationen im Text vor allem auf eben dieses 5S. Das Pro fiel ohnehin nur mit zwei Unterschieden auf. So ist die Version ausschließlich in der maximalen Speicherausstattung erhältlich gewesen beziehungsweise verfügte zudem über ein zusätzliches PMOLED-Display an der Rückseite, das entweder bestimmte Informationen wie den Ladestatus anzeigen oder sogar mit eigenen Animationen bespielt werden konnte. Im 5S ist auf der Rückseite lediglich ein RGB-Lichtpanel in Form des ROG-Logos zu finden.

Das ROG Phone 5S wurde uns von Asus für den Zeitraum des Tests zur Verfügung gestellt.