Schloss Schönbrunn ist eine der meist besuchten Tourismusattraktionen Österreichs. Internationale Filmproduktionen könnten das Image der Bundeshauptstadt zusätzlich heben.

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Wien – Nach zwei Jahren Pandemie und vier Wochen Krieg in der Ukraine setzt die Stadt Wien neue Akzente, um mittel- bis langfristig an alte Erfolge im schwer gebeutelten Tourismus anknüpfen zu können. Das Zauberwort heißt Film. Bewegtbilder vermögen nicht nur Millionen Menschen zu begeistern, sie sind mitunter auch ausschlaggebend für die Wahl einer Reisedestination, wie Befragungen zeigten.

Ab sofort öffnet die Stadt Wien einen Topf, der mit zwei Millionen Euro dotiert ist und helfen soll, verstärkt internationale Filmproduktionen in die Bundeshauptstadt zu bringen. Gespräche, die man Ende 2019 an der US-Westküste u. a. mit Vertretern von Netflix und des Bezahlsenders HBO geführt habe, hätte ergeben, dass irgendeine Form von Unterstützung notwendig sei, damit sich diese zu einem Dreh vor Ort entschlössen. "Wir haben die Möglichkeit, Förderungen anzubieten, und machen das jetzt," sagte Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke.

Maximal 400.000 Euro

Unterstützt werden 30 Prozent der anfallenden Produktionskosten, maximal gibt es 400.000 Euro je Produktion. Voraussetzung ist weiters, dass es mindestens zwei Drehtage in Wien gibt, dass auf eine österreichische Servicefirma zurückgegriffen wird und der geplante Film eine Mindestlänge von 45 Minuten hat.

Die Gesamtherstellungskosten müssen bei Spielfilmen mindestens vier Millionen Euro betragen, bei Dokumentarfilmen mindestens 500.000 Euro. Zudem gilt das Prinzip first come, first served.

Wertschöpfung

Hanke sprach von einem "Versuch, wie das ankommt", um dann zu überlegen, wie man das fortsetzen kann. Nicht nur Wertschöpfung soll dadurch in Wien bleiben, indirekt sollen dadurch auch wieder vermehrt Gäste angelockt werden.

"Bewegtbilder gehören seit der Geburtsstunde des Films 1895 zum Kanon der Imagebildung einer Destination", sagte Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner. Besondere Relevanz habe dies bei der Erschließung von Fernmärkten. Kettner: "Dort wollen wir den Bekanntheitsgrad und Imagefaktor von Wien über den Hebel der Populärkultur, die über Kanäle wie Netflix verbreitet wird, noch weiter steigern."

Aus regelmäßigen Gästebefragungen wisse man, dass schon jetzt rund acht Prozent der Wien-Gäste durch Film, Fernsehen oder Hörfunk auf die Destination aufmerksam geworden seien. Das Potenzial, das mit dem Vienna Film Incentive gehoben werden solle, liege noch um einiges höher.

Rekordjahr 2019

Allein 2021 war Wien nach Angaben von Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der vor 13 Jahren ins Leben gerufenen Vienna Film Commission, Schauplatz von rund 80 internationalen Produktionen für Kino und TV, deutlich über 100 waren es im Vor-Corona-Jahr 2019. Daran wolle man wieder anknüpfen.

"Fast ausgeschöpft" ist laut Hanke der im Vorjahr aufgelegte Vienna Meeting Fund. Er ist mit vier Millionen Euro dotiert und kommt Veranstaltern von Konferenzen zugute. Eine Verlängerung über 2023 hinaus sei angedacht. (Günther Strobl, 24.3.2022)