Ausg’schamtes Kunstwerk: "House of Hyperculture" im Brut Nordwest in Wien.

Milena Nowak

Was macht die Kultur mit dem selbstgeschaffenen Schlamassel, in das sie sich während der fetten vorpandemischen Jahre hineingeritten hat? Das Performerduo Fabian Faltin und Adam Dekan hat da eine megageniale Idee: Aus Kultur muss Hyperkultur werden! Zum Ausklang des diesjährigen Imagetanz-Festivals im Brut-Theater kommt Faltins und Dekans Performancestreich House of Hyperculture gerade recht. Bei diesem komischen Parcours wird das Publikum durch die derzeitige Bleibe des Brut im architektonischen Anhang einer großen Supermarkt-Kiste zur Imagination einer lichten Zukunft geleitet.

Faltin gibt den alerten Publikumsführer, der mit schamanischer Attitüde die Räumlichkeiten, Geschichte und Visionen der Institution erwandert. Er tut das im Bewusstsein, dass Institutionskritik bereits zum systemerhaltenden Ritual einer Kulturszene gehört, die sich vollständig der Logik unserer Wirtschaftsgesellschaft verschrieben hat. Hier liegt auch das Schlamassel. Wenn etwa vor allem die Auslastungsstatistik über das Wohl und Wehe einer Kulturinstitution entscheidet, dann hat die Kunst ein Problem. Faltin und Dekan lösen es mit flockig schwarzem Humor und lassen das Brut zu einem "House of Hyperculture" werden, in dem die Theater-Blackbox als irgendwie obsoletes sakrales Zentrum ruht.

So wird daran erinnert, dass postmoderne Kulturmenschen sich ihre Absolution nicht in der Kirche, sondern im maßregelnden und zugleich hedonistischen Ablasshandel der "Kultur" holen. Wer dieses ausg’schamte Kunstwerk besucht, könnte sich von Station zu Station wohler fühlen. Immerhin darf man als Bonus dann und wann das Zepter des Führers in Form einer langstieligen Rassel halten und so "Verantwortung" zeigen. (ploe) Bis 26. 3.