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"Feministische Außenpolitik" – wo ist das Problem? Annalena Baerbock machte kürzlich im Bundestag klar, dass Feminismus Fortschritt bedeutet.

Foto: Reuters / MICHELE TANTUSSI

Zeiten großer Krisen und bewaffneter Konflikte sind auch Zeiten, in denen zivilisatorische Fortschritte gern als Luxus beiseitegeschoben werden, den man sich gerade nicht leisten könne. Die Errungenschaften von Feminismus sind ein solcher Fortschritt, und dass das am Mittwoch klipp und klar im deutschen Bundestag und von einer Außenministerin ausgesprochen wurde, ist erfreulich. "Feministische Außenpolitik ist kein Gedöns", sagte Annalena Baerbock (Grüne) und reagierte damit auf CDU-Chef Friedrich Merz, der nicht mehr diese "feministische Außenpolitik" sehen wolle. Wer sich wie so viele für Feminismus nur dann interessiert, wenn man sich über das Gendern aufregen darf, für den funktioniert "feministisch" vielleicht noch als Vorwurf – allerdings braucht es dafür schon einen Batzen Ignoranz.

Auch das brachte Baerbock mit nur wenigen Sätzen auf den Boden, indem sie von Gesprächen mit Frauen in Srebrenica erzählte, die für immer mit den im Bosnien-Krieg erlebten Vergewaltigungen leben müssen. Sexualisierte Gewalt war und ist eine gezielte Methode der Kriegsführung. In den 1990er-Jahren wurde das aber nicht als Kriegsverbrechen bezeichnet – einige Jahre später, in einer UN-Resolution im Jahr 2008, allerdings schon.

Genau so etwas bewirkt feministische Politik. Sie hinterfragt das Altbekannte und schaut kritisch auf die immer gleichen geopolitischen Rezepte und Strategien. Baerbock sagte etwa in Hinblick auf eine langfristige Politik der Abrüstung, der größte Waffenlieferer in dieser Situation zu sein sei nichts, "worauf wir stolz sind". Nein, eine Fürsprache für feministische Politik funktioniert wirklich nicht als Vorwurf, sie ist ein Fortschritt. (Beate Hausbichler, 24.3.2022)