Das niederösterreichischste Symbol für den Frühling ist selbstverständlich: die Marillenblüte in der Wachau.

Screenshot: tvthek.orf.at

Es ist kein journalistisches Geheimwissen, dass am Ende einer Nachrichtensendung ein Beitrag zu einem etwas leichteren Thema stehen sollte. Natürlich könnte die Redaktion die Fernsehminuten auch nutzen, um über einen weiteren Krieg, eine weitere Katastrophe oder eine weitere Krankheit zu berichten. Aber auch wenn zum Beispiel Niederösterreich heute kein Hollywood-Blockbuster ist, dürstet das Publikum nach einem Happy End. So wie der Schnaps, der helfen soll, ein deftiges Essen zu verarbeiten (mit dem Unterschied, dass eine gute Nachricht zum Schluss tatsächlich beim Verdauen hilft).

Wobei nicht einmal der Wohlfühlbeitrag in den niederösterreichischen Regionalnachrichten des ORF ohne Bezug zur eingeschränkten Aushaltbarkeit der aktuellen Zeit auskommt: "Im März haben die meisten von uns das Gefühl, der Winter war heuer besonders lang und grau", wird die Geschichte eingeleitet: "Man kann den Frühling kaum erwarten." Und das niederösterreichischste Symbol für diese Jahreszeit ist selbstverständlich: die Marillenblüte in der Wachau.

"Ein jeder Mensch braucht Farbe", und man merke ja, "dass man wieder erwacht und dass einem einfach guttut, das Ganze", wissen die interviewten Wachau-Gäste über den Frühling. Und der Marillenbauer erklärt, dass die Knospen an seinen Bäumen bis zu sieben Grad unter null überleben. Marillen sind halt hart im Nehmen, und sie zeigen: Auch nach einem harten Winter kann man wieder aufblühen.

So können eine Minute und fünfzig Sekunden im Vorabendprogramm ein bisschen Hoffnung stiften – und Lust auf die ersten Marillen machen. (Sebastian Fellner, 24.3.2022)