Mit der geplanten Erhöhung des Budgets würden dem Bundesheer jährlich sechs Milliarden Euro zur Verfügung stehen.

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Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine vor genau einem Monat bekannten sich alle fünf Parlamentsparteien zu einer Stärkung des Bundesheers. Von einem Schulterschluss war die Rede. Daraus wurde am Donnerstag für das Kabinett von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) eher ein Schuss ins eigene Knie.

Die Ministerin traf die Wehrsprecher aller Parlamentsparteien sowie Experten des Verteidigungsressorts zu einem Informationsgespräch. Dabei informierte sie laut einer Aussendung ihres Ressorts die Abgeordneten über aktuelle Risiken und Auswirkungen auf das Bundesheer sowie über budgetäre Erfordernisse. Die Experten des Ressorts sprachen über notwendige Investitionen sowie moderne Bedrohungsfelder und Herausforderungen. Über genaue Zahlen wurde laut übereinstimmender Aussagen aller Wehrsprecher nicht gesprochen.

Allerdings berichteten kurz danach "Krone" und "Kurier" gleichzeitig, dass Tanner die Wehrsprecher über ihr sogenanntes Neutralitätspaket informiert habe. Demnach soll für das Bundesheer zum einen ein zehn Milliarden Euro schwerer "Neutralitätsfonds" für die nächsten Jahre eingerichtet werden, mit dem der Investitionsrückstau der letzten Jahrzehnte abgebaut wird, und zum anderen das Regelbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angehoben werden. Der Pressesprecher von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) twitterte die Zeitungsgeschichte.

Die Wehrsprecher David Stögmüller (Grüne), Robert Laimer (SPÖ), Reinhard Bösch (FPÖ) und Douglas Hoyos (Neos) widersprachen dem allerdings umgehend und zeigten sich vom Vorgehen der Ministerin empört. Sie seien über diese Zahlen nicht informiert gewesen. Stögmüller bezeichnete die Zeitungsgeschichten gegenüber der APA gar als "Ente". Die Zahlen würden nicht stimmen, "die Verhandlungen über das Heeresbudget haben noch gar nicht begonnen". Im Verteidigungsministerium war trotz mehrmaliger Versuche für die APA niemand zu erreichen.

Die von den Zeitungen als "Neutralitätspaket" bezeichneten Investitionen wären eine nie da gewesene Budgeterhöhung, die dem in den vergangenen Jahrzehnten stark reduzierten Bundesheer neuen Handlungsspielraum eröffnen würde. 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wären um die sechs Milliarden Euro im Jahr. Derzeit liegt das Heeresbudget bei 0,6 Prozent des BIP beziehungsweise 2,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Zum Höhepunkt des Kalten Krieges lag es bei knapp 1,2 Prozent des BIP. (APA, 24.3.2022)