Eine Baustelle weniger für Medienministerin Susanne Raab (ÖVP). Die Förderung der Digitalisierung der Medien wurde am Donnerstag beschlossen.

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Wien/Kiew/Moskau – Der Nationalrat hat am Donnerstag eine umfassende Förderung der Digitalisierung der Medien beschlossen – und gleichzeitig auch ein Verbot der Ausstrahlung von Russia Today in Österreich.

In der Debatte war der Angriff auf die Ukraine Gegenstand, weil mit einer Änderung des Audiovisuelle Mediendienste-Gesetzes die Verbreitung von Nachrichten "entgegen unmittelbar anwendbaren Sanktionsmaßnahmen der Europäischen Union" als Verwaltungsübertretung mit Geldstrafe bis zu 50.000 Euro definiert wurde. Konkret wurde mit diesem türkis-grünen Antrag die Ausstrahlung von Russia Today in Österreich verboten, um die Verbreitung von Fake News über den russischen Angriffskrieg zu unterbinden – der STANDARD berichtete darüber.

FPÖ dagegen

Die FPÖ stimmte dem nicht zu. Damit werde Meinungsvielfalt beschränkt, "ein Meinungskanal" geschaffen und alle anderen Meinungen kriminalisiert. Es solle offenbar "nur eine Sicht auf diesen Konflikt zulässig sein", kritisierte die Abgeordnete Susanne Fürst. Von den anderen Fraktionen wurde diese Argumentation vehement zurückgewiesen.

Es gehe darum, Kriegspropaganda zu unterbinden, stellte ÖVP-Abgeordnete Gaby Schwarz klar. Russia Today sei als "Sprachrohr Putins" ein Kriegsinstrument, mit dem diesem "grauenhaften Angriffskrieg der Boden bereitet" werden solle, ergänzte Scherak. In Österreich herrsche keine Zensur, abweichende Meinungen seien natürlich erlaubt – "aber Fake News nicht", betonte die Grüne Eva Blimlinger. Man dürfe die Wirkung von Hetze, Hass, Falschinformationen und Kriegspropaganda nicht unterschätzen. Deshalb stimme auch die SPÖ dieser mit den EU-Sanktionen vorgegebenen befristeten Zensur zu, merkte Selma Yildirim an.

Kritik: Reine Onlinemedien schauen durch die Finger

Anders als noch im Verfassungsausschuss vor zwei Wochen lehnte die FPÖ im Plenum auch die Förderung des medialen Wandels der Medien ab – und zwar mit der Begründung, man sollte das Geld jetzt lieber zur Bekämpfung der Teuerung verwenden. Wie schon im Ausschuss nicht mit an Bord waren auch die NEOS. Ihr Argument ist, dass reine Online-Medien von der Förderung nicht umfasst sind. Ein diesbezüglicher Antrag der SPÖ blieb in der Minderheit. "Absolut unverständlich" sei, dass Online-Medien ausgeschlossen sind. Gerade im digitalen Bereich sei der Innovationszyklus besonders kurz, müsse ständig investiert werden. In diesem Zusammenhang sei auch wichtig, mehr für den nichtkommerziellen Rundfunk zu tun", so SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried in einer Aussendung.

Grüne wollen auch Onlinemedien einbeziehen

Aber die Koalition erwägt eine Änderung. Es gebe nur fünf reine Online-Medien in Österreich, aber "vielleicht schaffen wir es, sie auch noch hineinzukriegen", sagte die Grüne Blimlinger. Medienhäusern, die sich um den digitalen Wandel bemühen, bringt das beschlossene Gesetz zunächst 54 Millionen Euro im Gesamten. Bis 2027 kann die RTR dann jährlich 20 Mio. Euro ausschütten.

Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) zeigte sich in einer Aussendung erfreut über die beschlossene Digitalisierungsförderung. VÖZ-Präsident Markus Mair erachtete sie als "wesentliche Weichenstellung, um Medienunternehmen verlegerischer Herkunft bei ihrer digitalen Transformation zu unterstützen und damit Anreize für innovative Investitionen zu schaffen". "Dass die zur Verfügung gestellten Mittel gegenüber ersten Vorschlägen deutlich gesteigert wurden, freut uns insofern besonders, als damit einer nachdrücklich vom VÖZ geäußerten Forderung nachgekommen wurde. Die rasche Umsetzung samt Publikation der Richtlinien durch die RTR muss nun Priorität haben", hielt VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger fest. (APA, red, 24.3.2022)