Die Automatisierung des Handels schreitet voran. Neben Self-Checkout-Kassen in Supermärkten landen zunehmend auch Produkte in Automaten. Den vielen schon aus ihrer Kindheit bekannten Kaugummiautomaten folgten die Maschinen für Snacks und Getränke an den Bahnhöfen. Die Produktpalette, die per Maschine verkauft wird, hat sich immer weiter vergrößert.

Seit einiger Zeit kann man sich in Wien auch Accessoires für Smartphones und andere Technikartikel aus dem Automaten holen. An rund 40 Standorten, verteilt auf U-Bahn-Stationen und Bahnhöfe, offeriert die Marke Mobinil in ihren "Handyboxen" ein buntes Sortiment. Neben originalem Apple-Zubehör liegen auch Akkupacks, Kopfhörer, USB-Sticks und andere Dinge in der Auslage. Auch simple Tastenhandys können per Knopfdruck gekauft werden.

Mit den gleichnamigen Ladengeschäften, in denen auch Reparaturdienstleistungen für Smartphones angeboten werden, haben die Automaten nur wenig zu tun. Hinter Automaten und Shops stünden unterschiedliche Betreiber, die sich den Markenauftritt und das Produktangebot teilten, erklärt die Mobi GmbH aus Wien gegenüber dem STANDARD.

Der Mobinil-Automat am Wiener Westbahnhof.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Gadgets 24/7

Zielgruppe der Automaten sind einerseits "junge, technikinteressierte Menschen" und andererseits Personen, die unterwegs sind und gerade dringenden Bedarf haben. Etwa an einem mobilen Akku, um auf dem Weg zu einem Termin das kurz vor der Abschaltung stehende Handy laden zu können. Der große Vorteil der Verkaufsmaschinen liegt auf der Hand: Sie sind, im Gegensatz zu Mediamarkt und Co, rund um die Uhr "geöffnet". Zusätzlich zu den aktuellen Standorten möchte man künftig auch in Universitäten, Krankenhäusern, Schulen und Busbahnhöfen anbieten.

Neben den Akkus sind Kabel, Adapter und Kopfhörer die "Bestseller", schildert das Unternehmen. Das Geschäft laufe auch immer besser, weil die eigene Marke mit fortdauerndem Bestand immer bekannter werde. Wenn möglich, versucht man auf Nachhaltigkeit zu achten. Einweg-Akkus will man nicht verkaufen, Powerbanks werden in vorgeladenem Zustand angeboten, um gleich eingesetzt werden zu können. Welche Produkte jeweils im Automaten zu finden sind, hängt von der lokalen Nachfrage am jeweiligen Standort ab.

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Einkauf mit Hürden

Doch wie gut funktioniert diese Form der "Technik-Versorgung" in der Praxis? DER STANDARD hat den Test gemacht und sich fünf Produkte aus dem Bestand der Automaten besorgt. Dabei verlief der Einkauf einigermaßen holprig. Beim ersten Versuch verweigerte ein Automat offenbar aufgrund eines Softwarefehlers den Verkauf von Produkten, die mehr als 15 Euro kosten. Bei einer anderen Maschine streikte das NFC-Terminal für Bankomat- und Kreditkartenzahlung. Ausbeute des Tages: eine Menge Frust und ein USB-Stick.

Beim zweiten Anlauf, ein paar Tage später, ließen sich drei der Produkte problemlos kaufen – wenn man von den teils beträchtlichen Ladepausen absieht. Die Bezahlung des vierten klappte allerdings nicht, hier dürfte die Schuld aber bei der gesetzlichen Regelung für NFC-basierte Kartenzahlungen zu suchen sein, die alle fünf Transaktionen eine Eingabe des PIN-Codes vorsieht. Der verwendete Automat am Westbahnhof unterstützt jedoch keine PIN-Eingabe.

Mobilnil verweist weiters darauf, dass die Bezahlterminals keine eigene Technik, sondern von einem externen Zahlungsdienstleister sind. Dass es manchmal zu Problemen und längeren Ladezeiten kommt, sei auch der Tatsache geschuldet, dass die Abwicklung drahtlos erfolge und der Mobilfunkempfang bei den unterirdisch stehenden Automaten teils schlecht sei.

Dazu kommt es auch immer wieder zu Schwierigkeiten als Folge von Vandalismus, der allgemein ein großes Problem für das Automatengeschäft darstellt und die Kosten für Sicherheit und Reinigung in die Höhe treibt. Neben regelmäßiger technischer Wartung verfügen die Handyboxen auch über ein System für die automatische Erkennung verschiedener Probleme, wie etwa Stromstörungen oder hängengebliebene Artikel. Behebungen erfolgen in der Regel in einem Zeitraum von sechs bis 48 Stunden. Kunden können sich per E-Mail oder Telefon an den Anbieter wenden.

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Aber was taugen die Produkte selbst? Erstanden wurden eine mit 5.000 mAh Kapazität ausgeschilderte Powerbank der Marke"Setty" (15 Euro), ein Ladegerät des Herstellers "Forever", dem ein Dreifach-Adapterkabel beigelegt ist (15 Euro), ein 32-GB-USB-Stick von "hoco" (15 GB), ein Alcatel-Tastenhandy des Modells 1066G "enjoy.now" (25 Euro) sowie drahtlose Ohrhörer in Airpods-Anmutung mit der Produktbezeichnung i7 TWS Mini um ebenfalls 25 Euro.

Die Preise für die einzelnen Produkte können allerdings von Automaten zu Automaten schwanken – der mobile Akku kostet etwa am Westbahnhof 15 Euro, in Wien-Landstraße allerdings 20. Die Mobi GmbH verweist hier auf Standort, Selbstkosten und Wettbewerb als die entscheidenden Faktoren für die Preisgestaltung. Im Schnitt kosten die Produkte im Automaten mehr als im regulären Handel, vergleichbar ist die Differenz ungefähr mit jener zwischen Supermärkten und Tankstellenshops.

Brauchbare Produkte

Zusammenfassend lässt sich vorausschicken: Fast alle Produkte erfüllen ihren Zweck eigentlich recht gut. Der mobile Akku kam, wie versprochen, voraufgeladen (73 Prozent), weist circa die versprochene Nennkapazität auf und bietet auch sonst einen guten Featureumfang. Er kann über seine USB-A-Ports zwei Geräte gleichzeitig mit einer Leistung von bis zu zehn Watt laden. Wiederaufladen kann man ihn entweder über eine USB-C- oder microUSB-Schnittstelle, ebenfalls mit bis zu zehn Watt. Auch "Passthrough-Charging" kann das Gerät. Es ist also möglich, andere Geräte aufzuladen, während die Powerbank selbst gleichzeitig auch mit Strom versorgt wird.

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Das klassische Ladegerät erfüllt auch seinen Zweck, ist aber mit der auf der Packung ausgewiesenen Stromstärke von einem Ampere auf maximal fünf Watt Leistung beschränkt. Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck. Lobend zu erwähnen ist das beigelegte Kabel, das dank Textilummantelung ebenfalls robust wirkt und dank integrierten Adaptern in microUSB-, USB-C- und Lightning-Anschlüsse gesteckt werden kann. Das Laden von Android-Handys und einem iPhone klappte ohne Probleme.

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Auch der 32-GB-USB-Stick hält, was er verspricht. Gerade bei günstigen Speichern dieser Art tricksen manche Hersteller gerne bei der Speicherangabe. Das ist hier nicht der Fall. Eine Prüfung mit dem Tool "Flash Drive Tester" zeigt, dass auch wirklich nominell 29,2 GB an freiem, beschreibbarem und lesbarem Speicher verfügbar sind. Weil nur der USB 2.0-Standard unterstützt wird, was auf der Packung klar angegeben ist, muss man sich allerdings mit einer maximalen Schreibgeschwindigkeit von sieben bis acht MB pro Sekunde begnügen.

Der Unterschied zwischen der angegeben und tatsächlichen Kapazität beruht übrigens darauf, dass so gut wie alle Speicherhersteller einen Umrechnungsfaktor von 1.000 statt 1.024 verwenden, wenn es darum geht, Kilobyte in Megabyte und Megabyte in Gigabyte zu summieren.

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Die Ausnahme im Konzert an sich tauglicher Produkte sind die Drahtlos-Ohrhörer i7 TWS Mini. In einer klapprigen Ladehülle stecken hier zwei Bluetooth-Stöpsel, die mehr schlecht als recht Apples Airpods-Design imitieren. Ästhetische Defizite sind freilich verzeihbar, aber akustisch sind die Hörer selbst für diese niedrige Preisklasse eine Zumutung. Musik erschallt, wie durch ein Dosentelefon, der Klang ist dumpf, weitgehend befreit von Bass und Mitteltönen, denen dafür scheppernde Höhen entgegenstehen.

Auch die Aufnahmequalität des Mikrofons klingt ähnlich, weswegen die Hörer selbst für Kommunikationszwecke kaum zweckdienlich sind. Produkte dieser Art finden sich um circa fünf Euro pro Stück – inklusive Einfuhrumsatzsteuer – auf Handelsplattformen wie Aliexpress.

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Das Alcatel-Tastenhandy tut, was es soll. Es gibt einen Steckplatz für eine microSIM-Karte sowie für eine microSD-Speicherkarte mit maximal 32 GB. Grundlegendes wie Telefonieren und SMS funktioniert anstandslos. Multimediafeatures sind von weiterem Zubehör abhängig. Um Sprachnotizen machen oder die Kamera verwenden zu können, ist die Speicherkarte Voraussetzung, für das Radio der Anschluss eines Kopfhörers. Die Kamera liefert aber ohnehin nur QVGA-Auflösung (320 x 240 Pixel) und darf daher als Beiwerk betrachtet werden. Ein Ladegerät (microUSB) ist im Lieferumfang enthalten.

Die Konnektivität des Telefons beschränkt sich auf GSM-Telefonie und 2G, wobei letztere Anbindung keinen erkennbaren Mehrwert bietet. Die Menüführung auf dem Farbdisplay mit 160 x 128 Pixel ist ausreichend logisch gehalten, auch wenn die Bedienung für Touchscreen-verwöhnte Nutzer umständlich ist. Der Li-Ion-Akku soll eine Standbyzeit von bis zu zwölf Tagen erlauben. Als Notfallhandy eignet sich das Gerät auf jeden Fall. Für einen schnellen Einsatz ist auch eine SIM-Karte der "Drei"-Eigenmarke "Eety" dabei, die aber natürlich erst einmal registriert werden muss.

Nur der Anfang

Technikprodukte sind sicherlich nicht die letzte Kategorie an Produkten, die über Automaten verkauft werden. Von Bier über Pizza bis hin zu Fahrradzubehör oder Blumen ist allein in Wien schon eine bunte Auswahl anzutreffen.

Wohin die Reise gehen könnte, zeigt Japan, das wohl unbestritten der Vorreiter in diesem Bereich ist. Wer etwa Gusto auf ein heißes Ramen-Gericht hat, findet dort ebenso Automatenangebote wie für Krawatten und Visitenkarten auf dem Weg zum nächsten Meeting. (Georg Pichler, 29.3.2022)