Richard "Dead Richy" Gein, Sänger der Horror-Punk-Band Bloodsucking Zombies from Outer Space, hat sich in einem Altbau in Meidling sein ganz privates Horrorkabinett eingerichtet.

"Willkommen in meinem kleinen privaten Horror-Museum! Hinter mir an der Wand hängt Bela Lugosi, der erste Dracula-Schauspieler, der sehr bekannt geworden ist. Vincent Price findet man hier auch öfters, den legendären Gruselfilm-Darsteller aus den 1950er- und 1960er-Jahren, sowie auch Christopher Lee. Ich habe kein ‚normales‘ Zimmer, dekoriert ist alles: mit Totenköpfen, Horror-Figuren, selbstgebastelten Bühnenrequisiten und einem Protonenstrahler der Ghostbusters, den wir für einen Videodreh brauchten. Von einem Fan habe ich außerdem mal eine ausgestopfte Fledermaus bekommen.

Ein einziger Horror: Richy Gein in seinem dekorierten Wohnzimmer in Wien-Meidling.
Foto: Lisi Specht

Und natürlich findet sich hier neben vielen tausend CDs, LPs, VHS-Kassetten und DVDs auch alles von Alice Cooper. Für ihn haben wir schon ein paarmal als Vorgruppe gespielt. Unsere Band Bloodsucking Zombies from Outer Spacegibt es nun seit genau 20 Jahren, heuer feiern wir das Jubiläum. Wir sind aber gar nicht so wild, wie sich das anhört. Solange es Horror ist, erlauben wir uns alles, vom Punk bis zum Wienerlied. Auch Falco haben wir schon mal gecovert.

Die Band ist zu klein, damit alle davon leben können, aber sie ist auch zu groß, um sie nur als Hobby zu betreiben. Unser Heimmarkt ist eigentlich Deutschland, dort haben wir früher hauptsächlich gespielt. Die Band ist eine Firma, und das meiste davon hängt an mir. Deshalb hatten wir auch, als ich mich vor zwei Jahren scheiden ließ, gemeinsam beschlossen, dass mir die Band hier in meiner 100-Quadratmeter-Altbauwohnung in Meidling, wo ich seit 15 Jahren zu Hause bin, ein Zimmer zahlt. Dort lagern wir nun Band-Equipment und Merchandising, und ich kann mir die Wohnung weiterhin leisten. Ich zahle hier 967 Euro im Monat, geheizt wird aber mit Gas, deshalb heize ich so wenig wie möglich.

Alles voll mit Memorabilien aus dem Horrorgenre: So fühlt sich Richard "Dead Richy" Gein wohl.
Fotos: Lisi Specht

Ich bin gern allein daheim, lade auch eher selten wen ein. Hie und da sind Kumpels da, und wir trinken ein Bier. Aber ich bin sehr manisch, habe alles gut sortiert, da darf keine Unruhe reinkommen. Da stecken meine Kohle und mein Herz drin!

Ein kleiner Stilbruch ist nur das Schlafzimmer. Dort findet sich nämlich ein Plüsch-Alf. Ich liebe Alf! Irgendwann habe ich den im Haus meiner Eltern wiederentdeckt und beschlossen, dass er mitkommt. So wie ich auch ein paar Möbel meiner vor zwei Jahren verstorbenen Omi hier habe, als Andenken.

Songs schreibe ich hier natürlich auch, zunächst meist mit der Gitarre, dann nehme ich aber auch gleich Demos auf, da hat sich noch selten jemand von den Nachbarn aufgeregt. Einen Proberaum haben wir auch, aber der ist in Wiener Neustadt.

So manches gruselige Deko-Teil wurde auch schon einmal für die Bühnenshow oder ein Musikvideo verwendet.
Fotos: Lisi Specht

Mein Faible für Horror? Das entstand schon in der Kindheit. Schon damals wollte ich immer nur Gruselgeschichten hören. Auch Geisterbahnen faszinierten mich. Obwohl: Fahren damit hab ich mich eh nie getraut.

Mein Vater hatte selber auch schon eine Progrock-Band, er hat sie aber aufgegeben, als ich und mein Bruder kamen. Mit Alice Cooper konnte ich ihn erstmals schocken, das hat mich sehr gefreut. Das war mit acht Jahren. Damals habe ich begonnen, Horrorfilme zu schauen. Poltergeist, Der Weiße Hai, alles gutgegangen. Beim Exorzisten bin ich aber wirklich erstmals zu Tode erschrocken. Der hat mich kalt erwischt. Heute ist das bei mir durchaus ein exzessiver Konsum, das kann man schon so sagen. Wenn ich Urlaub habe, schaue ich schon mal den ganzen Tag oder die ganze Nacht Horrorfilme.

Fotos: Lisi Specht

Mir ist selber gar nicht bewusst, wie das alles hier auf Fremde wirkt. Ich finde es gemütlich, ich mag leere Wohnungen einfach nicht. Wände voll mit Büchern und anderen Dingen, das finde ich gemütlicher.

Würde Geld keine Rolle spielen, würde ich auch genau hier leben. Ich stehe wahnsinnig auf Altbau, es ist einfach so gmiatlich, wenn der Parkettboden knirscht. Ich würde aber nach oben zum Dach durchbrechen, eine Stiege einbauen – und dann meine ganzen Schätze dort oben ausstellen." (PROTOKOLL: Martin Putschögl, 28.3.2022)