"Tunic", das sich sehr an der "Zelda"-Serie orientiert, heimste zahlreiche Höchstwertungen ab.

Foto: Finji

Elden Ring, Horizon Forbidden West, Dying Light 2, Ghostwire Tokyo: Nach müdem Start ins Jahr waren die letzten Wochen in Sachen Blockbuster-Releases sehr dicht. Daneben – und quasi immer – haben auch kleinere und unabhängige Studios jeder Größe eine Menge empfehlenswerter Spiele veröffentlicht.

Zur Erinnerung: Die Schubladen "Indie" und "AAA" sind zwar noch nicht obsolet, aber längst nicht mehr so definitionsscharf wie früher. Denn während große Blockbuster in Sachen Budget ihre diesbezüglich kleineren, unabhängig vom klassischen Entwickler-Publisher-Modell produzierten Titel immer noch weit hinter sich lassen, haben Letztere dafür in Sachen Veröffentlichungsanzahl seit Jahren die Nase vorn. 99 Prozent aller veröffentlichten Spiele werden nicht mehr klassisch "abhängig", also unter Vertrag großer Publisher, veröffentlicht.

Aber wie das so ist mit Schubladen: Eine gewisse Nützlichkeit haben sie auch dann noch, wenn sie zu groß oder zu klein geworden sind. Die auch schon wieder zehn Jahre alte "Universaldefinition von Indie" hat nach wie vor ihren Nutzen; man möge ein Auge zudrücken, wenn an dieser Stelle auch AA-Games genannt werden, deren Entwickler zwar unabhängig, aber nicht mehr ganz so klein sind.

Tunic

GameSpot Trailers

(Windows, Mac, Xbox, 27,99 Euro; enthalten im Game Pass)

Das beste klassische Zelda, ganz ohne Zelda: Tunic ist eine Hommage an Nintendos Action-Adventure-Klassiker und schafft es auf bewundernswerte Art und Weise, die Magie und Seele seiner Vorbilder in die Gegenwart zu bringen. Als kleiner Fuchs sind wir klassisch isometrisch auf einer mysteriösen Insel unterwegs. Bunt, niedlich, geheimnisvoll, nicht trivial und einfach rundum gelungen: Verpassen Sie dieses Spiel auf keinen Fall.

Far: Changing Tides

Xbox

(Windows, PS4/5, Xbox, Switch, 19,99 Euro; enthalten im Game Pass)

Sieben Stunden lang nimmt uns Far: Changing Tides mit auf eine einzigartige Schifffahrt, auf der wir Kapitän, Maschinist und Entdecker zugleich sein dürfen. Die beeindruckend atmosphärische Postapokalypse ist die Kulisse für ein ebenso melancholisches wie originelles Abenteuer, das Physik-Puzzles und emotionale Momente ganz ohne Worte miteinander verbindet. So magisch wie der Vorgänger mit dem Untertitel "Lone Sails", aber länger, größer, schöner.

Kingdom of the Dead

GameTrailers

(Windows, 14,99 Euro)

Ein klassisch schnörkelloser First-Person-Shooter ohne Schnickschnack, aber im beeindruckenden, monochromen Stil von Holz- oder Linolschnitten – das sieht man auch nicht alle Tage. Kingdom of the Dead ist spielerisch solide, in Sachen Setting augenzwinkernder B-Movie-Horrortrash und grafisch sowie in seinem 70er-Synth-Soundtrack schlicht großartig. Wer der großen Zeit von Quake und Doom etwas abgewinnen kann, kommt hier sehr stylisch auf seine Kosten.

Dread Hunger

GameTrailers

(Windows, 25 Euro)

Among Us ist als Kultspiel in die Popkultur eingegangen, Dread Hunger funktioniert ähnlich, ist aber weitaus böser geraten. Als Mitglied einer dem Untergang geweihten Arktisexpedition im 19. Jahrhundert kämpfen acht Besatzungsmitglieder ums Überleben. Eis, Kälte und Hunger bedrohen alle gemeinsam, doch zwei der Crew sind außerdem Saboteure, die das Kollektiv aus dem Verborgenen zu Fall bringen wollen. Von Wölfen oder hungrigen Teamkollegen gefressen zu werden ist kein nettes Schicksal; wie immer gilt, dass das Spiel mit FreundInnen am meisten Spaß macht. Ob man auch danach noch befreundet ist, ist ungewiss.

Shadow Warrior 3

PlayStation

(Windows, Xbox, PS4/5, 49,99 Euro)

Ja, Shadow Warrior 3 sieht wie seine Vorgänger fast so hübsch aus wie weitaus teurer produzierte Hochglanz-Blockbuster, das Spiel des polnischen Studios Wild Hog hat aber als "großes" Indie-Game wegen seines lustvoll inszenierten B-Movie-Humors und der Veröffentlichung durch Devolver Digital einen Platz auf dieser Liste verdient – auch wenn es sich preislich schon forsch an AAA-Niveau heranbewegt. Teil drei bietet First-Person-Anarchie mit viel Blut und schlechten Witzen und sehr, sehr viel DNA von Doom Eternal – eine Mischung, die Spaß macht.

Have A Nice Death

IGN

(Windows, Early Access 14,99 Euro)

Action-Roguelikes sind spätestens seit Dead Cells und Hades im Mainstream angelangt, Have A Nice Death versucht sich im Early Access auch an der bekannten Erfolgsformel. Zufallsgenerierung, Permadeath, verschiedene Skills und Upgrades sowie ein wirklich gelungener Cartoon-Style mit großartigen Animationen machen Lust auf mehr. Aktuell gibt’s Content für knapp zehn Stunden, in denen wird man sehr gut unterhalten.

Core Keeper

Core Keeper

(Windows, Early Access um 12,99 Euro)

Terraria trifft Stardew Valley: Mehr muss man eigentlich nicht sagen, um den Erfolg dieses Survival-Sandbox-Spiels zu erklären. Eine halbe Million SpielerInnen seit Anfang März, ein umwerfend entspannter und zugleich motivierender Loop aus Bergbau, Crafting und Erforschen ist im Koop oder solo ein Garant für viele, viele nette Stunden: Core Keeper ist zwar noch im Early Access, aber schon jetzt ein neuer Sandbox-Darling des Jahres.

Conan Chop Chop

Funcom

(Windows, Switch, Xbox, PS4/5, 19,99 Euro)

Der "echte" Conan Arnold Schwarzenegger ist mit Friedensbotschaften in den Medien, der fiktive Fantasy-Barbar selbst haut verlässlich brachial auf den Putz: Im "Party-Roguelite" Conan Chop Chop darf man mit bis zu drei weiteren Abenteurern gegen Monster, Skelette und andere Krieger antreten. Der Fokus liegt auf unkompliziertem Koop-Spaß, der sich besonders in den Bosskämpfen als ganz schön herausfordernd erweist. Wie so oft: Das Spiel eines australischen Indie-Studios ist gemeinsam viel lustiger als allein

Soulash

GryOnLineTrailery

(Windows, 12,49 Euro)

Auskennerinnen wissen: Traditionelle Roguelikes mögen grafisch nicht viel hergeben, spielerisch bieten die lebenden Games-Fossile aber nicht selten außergewöhnliche Erebnisse mit überraschender Originalität. So etwa auch Soulash: In dem sind wir als Erzbösewicht der Wahl in einer Fantasywelt auf Zerstörungstour. Ob wir uns dabei als untoter Nekromant, bestialischer Kriegsgott oder Goblin-Inquisitor über unsere Opfer hermachen, bleibt uns selbst überlassen. Komplex, abwechslungsreich, herrlich böse: Soulash ist ein Geheimtipp für die Nischen-Crowd.

Young Souls

The Arcade Crew

(Windows, PS4/5, Xbox, Switch, 23,99 Euro)

Ein bisschen Dungeon-Crawler, ein bisschen Actionrollenspiel, ein bisschen Brawler, ein bisschen Coming-of-Age-Teenie-Mystery: Young Souls mixt einiges zusammen und macht das ganz gut. Allein oder zu zweit tritt man als rotzfreches Teenie-Geschwisterpaar mit Schwert und Magie in einer Fantasy-Parallelwelt gegen Goblins und Monster an, als Ausgleich geht man in der Kleinstadt der echten Welt Sneakers shoppen oder ins Fitnesscenter. Hübscher Cartoon-Style, solide Kampfmechaniken und motivierende Upgrades machen Young Souls zum sympathischen Koop-Tipp.

(Rainer Sigl, 26.3.2022)