
Annemarie Delleg hat einen von drei ausgezeichneten Texten geschrieben.
Wo ist de Zeit hinkemma?
von Peter Gstöttmaier
Ih steh bei da Gloxwoldkapön, kimmt Grufeneder daher sogt Peta woaßt eh in Grein wird a Lebenshilfe aufgmocht, mogst onfonga? Bin ih glei nächsten Tog noch Grein, hob gschaut, wirkli Oarbeita worn schon do.
Mama hot sofort mit Walter Edtbauer gredt und Ontrog ausgfüllt. 1981 im Frühling wor vü Schnee. 6 Leit homa ongfongt, Irmgard, Gerti, Willi, Anna, Hons und ih.
Oarm homa ongfongt! A Betreua hot in da Fruah olli dahoam oghoid und auf d’Nocht zruckbrocht. Nur longsom homa uns eingricht. Donn homa 1.Gruppm aufgmocht. Damisch Elisabeth hot mit uns gstickt und gflecht. Noch da Reih san mehr Leut dazua kemma. Marianne, de woar taubstumm, is oiweu in Gummistüfi kema, hot olli den Kaffee austrunka, is dauernd auf de Stroßn grennt, wor so gfährli.
Donn homa mit da Bauerei ongfongt, Plotz is zweng worn. 3–4 Johr wor do a Baustö. Schwinghammer und ih san so guate Freund wordn dabei. Woar wie a Vota zu mir. Homa vü Gaudi ghobt, Schmäh is grennt. Hob höfa derfa Mäutamocha. Maurer homs mir zoagt, hom gsogt Peta so muaßt mocha, hobi zombrocht. Hobi vü glernt dabei. 2–3 Maura worn oiweu do, is wos weitagonga. Donn homa amoi Deckn gschoint und Eisn einiton, 3 Stickl oda wiavü, woaß nimma so genau. Polier is kemma nochschaun, kontrolliern!
Frogt wie groß is Deckn, wievü Eisn is drin, fongt rechna on und sogt, hö, hö so geht des net!
3 Stickl san vü zuweng, mess ma nu moi neuch mocha. Hahnvoda hot uns a ghoifa , hobi gern mögn, wor lusti, hot oiweu vom Hosnzualossn dazöht und da Lufti hot oiweu Zähnweh ghobt, a Stamperl Schnops, donn woarn Schmerzn glei weg. So a schene Zeit, is so vü gschegn, host wos gsehgn, wos glernt. Donn woar do a Fenststock zum einmaun. Maura is net trabbi, trinkt zerscht amoi a Bier, hot oiweu a bissal glost bei eahm, Vormittog wor schon fongt er on Fensta einistön und ind Woog richten, hot bissl gfeiglt, ghappat, muaßt vorher mit Keu festmocha sunst hoid des net, donn mit Mäuta und Ziagl ausmaun. Gertraud und Christine worn do, hobm se scho gwundat, Fenstaeinmaun so long daud, eh klor Maura hot wieda moi a kloane Kraxn ghobt.
Wonn Maura mi braucht hom, bin ih länga dobliebm Mäuta mocha und zuarocha. Amoi homs mi mitn Seil auf Deckn aufizogn, hom gsogt ih ghör a dazua, muaß a zubrettern höfa. Dös is a Hockn mi do aufizagn und wieda obabringa, wor stocksteif. Wonn ih länga geh bin ih net so steif, donn ist des leichta. Weihnochtn ist Frau Seitz vorbei kemma hot uns Sackal mit Stundnlohn brocht, Schilling worn des und a Packerl dazua. Hob vü Lob kriagt vom Walta und gonzn Oarbeita, des mog ih. Oarbeitn und dazuaghern is a guates Gfüh. Gibt nix schenas.
Homa wirkli wos Gscheits gschoffa, Haus steht nu oiweu – 40 Joahr schon ! hobi sicha guat gmischt, steht nu long.
Donn Bauerrei wor ferti und ih hob gsogt, jetzt mog ih nimma eini in d‘Flechterrei, ih möcht heraussn oarbeitn. Walter is zum Burgamoasta Nothnogl gonga, hot vahondlt und erreicht, dass mit mir und nu 4 Burschn de 1. Aussngruppm wordn is. Wor so supa, oarbeitn draussn mit Besn und Schaufi. Mülltonnen auslarn, Sträucha schneidn, Rosnmahn, Kontakt und plaudan mit de Greiner und Waldhausna. 25 Johr long hob ih do draussn goarbeit bei jeden Wetta , hob sicha vü gleist.
Woar a so a schene Zeit, bin ih stoiz drauf. Walter hot mir oft ghoifa Ideen umsetzn, a Aussengruppm schoffa, a Biachl schreibm und jetzt derfi in der Tischlerei oarbeitn und nu vü ondare Sochan.
Wos mechti nu sogn, Walter hot mi imma ernst gnuma und gfördat, hot ob und zua a mit mir gschimpft, des wor sicha notwendi, ghert a dazua. Passt. IS SO ! Danke Walter. 4o Joahr !!! so schnö vorbei, wo is de Zeit hinkemma?
Peter Gstöttmaier wurde am 24. 1. 1962 in Waldhausen, OÖ geboren. Ein massiver Sauerstoffmangel während der Geburt ist die Ursache seiner Behinderung. Die Pflichtschulzeit absolvierte er in der damaligen "Sonderschule Waldhausen". Nach Grein in die Lebenshilfe wechselte er am 16. 3. 1981. Dort ist er bis zum heutigen Tag in der Außengruppe "Anlagenpflege" tätig. Seit 8. 11. 2010 wohnt Peter alleine und wird mobil betreut. Seine selbstständige Lebensführung, die er mit starkem Willen durchgesetzt hat, ist ihm sehr wichtig, auch wenn diese ihn zeitweise sehr fordert und ihm vieles abverlangt.
Wie ich meine Lebensgefährtin kennengelernt habe
von Robert Saugspier
Ich habe meine Lebensgefährtin beim Einsturz der Reichsbrücke 1976 kennengelernt. Sie hatte ein schönes blaues Kleid mit Blumen an. Damals hatte sie noch kurze schwarze Haare ich habe mich auf einen Pfosten gesetzt. Sie kam zu mir und sagte: "Gehe runter das dir nichts passiert." Und danach sagte Sie: "Ich möchte dich heiraten." Ihr Großvater sagte: "Du hast kein Geld und kein Geschirr wie willst du mit deinen Freund durchs Leben kommen?" Sie sagte zu ihm: "Ich habe ja mein Puppengeschirr." Danach habe ich ihren Großvater nach ihren Namen gefragt, er sagte zu mir, sie heißt Helga. Danach haben wir uns für 23 Jahre aus den Augen verloren.
1999 haben wir in der Tagesstruktur Rueppgasse erfahren, dass wer zu uns in die Zeitungsgruppe schnuppern kommen will. Ein paar Tage davor habe ich ein Horoskop gelesen und es meinen beiden Freunden Sepp Hochmeister und Gerhart Schnöpf erzählt. Sie haben mich beide ausgelacht und mich gefragt, ob ich das wirklich glaube.
Am nächsten Tag war es soweit: Sie kam zu uns. In der Pause fragte ich Sie, wie sie heißt. Sie sagte: "Helga Horak" Ich fragte ein zweites Mal und lachte. Sie fragte mich:" Was ist so lustig an meinen Namen?" Sie hatte das blaue Kleid mit den Blumen an. Ihre Haare waren immer noch schwarz und länger. Ich brachte kein Wort heraus. Es war alles so wie es im Horoskop stand. Mein Freund Sepp sagte zu ihr, dass ich schon 8 Jahre alleine bin. Aber er sagte, auch Robert ist ein guter Mensch. Danach sagte sie: Ich glaube, ich kenne dich. Wir kamen ins Gespräch und kamen drauf, dass wir uns von der Reichsbrücke kennen. Wir sind jetzt schon lange zusammen und glücklich.
Robert Saugspier wurde 1967 in Wien geboren und wuchs im 15. Bezirk auf. Als Kind besuchte er eine Sonderschule, und mit 15 Jahren begann er seine Tätigkeit bei der Lebenshilfe Wien. Dort schrieb er viele Artikel und Interviews als Teil der Zeitungsgruppe Querdenker. Seit 2012 arbeitet Robert Saugspier in der Mit-Gruppe. Die Mit-Gruppe unterstützt Werkstatträte und beschäftigt sich auch mit Selbstvertretung.
Die Bildersammlerin
von Annemarie Delleg
Langsam gehe ich durch den Wald.
Vor mir steht ein Baum, er ragt riesig in dem Himmel.
Andere sammeln im Wald Brennholz, ich sammle Bilder.
Zweige strecken sich lang, so wie die Leute in der Früh im Bett.
Weiße Blüten werden von den Zweigen getragen.
Sie umkreisen den Baum wie ein schönes Kleid.
Feinster Hauch gleitet über die Haut.
Mit geschlossenen Augen höre ich,
die kleinen Bächlein fließen,
die Vögel und ihren Gesang.
In meinem Kopf entstehen Bilder.
Ich werde sie alle malen.
Annemarie Delleg wurde 1988 geboren und wuchs auf einem Bauernhof in St. Lorenzen, Südtirol auf. Dort besuchte sie den Kindergarten und die Volksschule und in Bruneck die Mittelschule. Schon als Kind malte sie gerne. Später arbeitete sie im Integrierten Kunstatelier in Bruneck und seit 2011 in der Kunstwerkstatt Akzent der Lebenshilfe in Bruneck. 2017 kam es zur Heirat mit Julian Messner.
(Peter Gstöttmaier , Robert Saugspier , Annemarie Delleg, ALBUM, 27.3.2022)