Die Rainer-Gruppe ist einer der größten Mazda-Händler Österreichs, verwaltet Immobilien, betreibt Hotels und wird von drei Generationen geführt. Erstaunlicherweise kommt auch der Österreich-Tatort aus dem Hause Rainer. Ein Gespräch mit den Eigentümern über Immobilienblasen und die Frage, wie man Mitarbeiter hält.

STANDARD: Täglich kommen ukrainische Flüchtlinge nach Österreich. Haben Sie als Hotelbetreiber reagiert?

Lemberger: Wir haben unser Senator Hotel Vienna im 17. Bezirk zur Verfügung gestellt, in Kooperation mit den Johannitern und der Stadt Wien. Hier können nun in circa 400 Betten ukrainische Flüchtlinge untergebracht werden. Wir helfen im Rahmen unserer Möglichkeiten.

STANDARD: Hierzulande wirkt sich der Krieg etwa an den Tankstellen aus. Spüren Sie die hohen Spritpreise?

Ernst: Selbstverständlich, aber die Krisen lassen sich aktuell kaum auseinanderhalten. Aufgrund der Pandemie und der großen Lieferschwierigkeiten ist viel zu wenig Ware am Markt. Zusätzlich schieben einige Kundinnen und Kunden ihren Wunsch nach einem neuen Fahrzeug aufgrund der Kriegssituation gerade auf.

Burkhard Ernst und Gabriela Lemberger sind die Eigentümer der Rainer Gruppe, die insgesamt 44 Gesellschaften umfasst. Drei Familiengenerationen führen das Unternehmen gemeinsam.
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STANDARD: Werden Gebrauchtwagen jetzt noch teurer und die Wartezeit noch länger?

Ernst: Die Liefersituation wird sich wegen des Krieges noch dramatisch verschlechtern. Schon jetzt sind die Lieferengpässe gewaltig. Sowohl Neuwagen als auch Gebrauchtwagen fehlen am Markt, das wirkt sich auf die Verkaufspreise aus. Für einen Neuwagen gehen wir davon aus, dass die durchschnittliche Lieferzeit bei einem Jahr liegen wird.

STANDARD: Denken Sie, ein Preisstopp für Sprit wie in anderen Ländern wäre der richtige Schritt?

Lemberger: Energiekonzerne sind oftmals die Gewinner in der Krise. Daher befürworten wir einen Preisstopp.

STANDARD: Kann die Situation ein weiterer Schub für die E-Mobility sein?

Ernst: Ich glaube nicht. Die Regierungen Europas haben sich für diese Antriebsart entschieden, daran ist nicht mehr zu rütteln. In der Tat wurden vergangenes Jahr sehr viele E-Autos verkauft, aber 84 Prozent der Käufer waren Firmen. Dank der Förderung waren E-Autos wirklich günstig. Bei Privathaushalten kam der Trend nicht an. Das hängt an mangelnder Ladeinfrastruktur, und im Vergleich zu einem Verbrennermotor sind E-Autos sehr teuer.

STANDARD: Sprit wird aber auch immer teurer.

Ernst: Wenn die Politik das Dieselprivileg abschafft und eine CO2-Abgabe einführt, darf sie sich nicht wundern, wenn der Spritpreis steigt. Anstatt Geld mit Tanktourismus zu verdienen, zahlen wir das jetzt selbst. Diese Maßnahmen wurden nicht zu Ende gedacht.

Seit heuer verkauft die Rainer Gruppe auch die legendären Vespas.
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STANDARD: Also ist E-Mobility Ihrer Meinung nach nicht die Lösung. Was dann?

Ernst: Mittelfristig werden und müssen wir ein System finden, das Verbrenner ersetzt. Wasserstoff ist denkbar. Auch der Strom im Land reicht nicht aus, momentan erhöht jedes neu zugelassene Auto die Gefahr für ein Blackout, vor dem so viele Menschen Angst haben.

STANDARD: Jetzt wird es aber sehr dystopisch ...

Ernst: Nein. Rechnet man die österreichischen Klimaziele hoch, brauchen wir um 50 Prozent mehr Strom. Die rund 70 Terawatt, die aktuell im Land produziert werden, decken den Verbrauch jetzt schon nicht. Man müsste jährlich ein Kraftwerk bauen und permanent Windräder aufstellen, das wird nicht passieren. Wie soll E-Mobility dann massenfähig werden?

STANDARD: Ihre eigentliche Cashcow sind Immobilien. Dort steigen die Preise ohne ein Ende in Sicht. Ist es eine Blase?

Lemberger: Wir setzen vor allem auf klassische Zinshäuser, nichts im ersten Bezirk und auch kein Palais. Zinshäuser, die einzeln nicht extrem viel abwerfen, aber in der Masse sehr rentabel sind. Miete kommt laufend, und sie steigen im Wert. Das Einzige, wovon es auf der Welt nie mehr geben wird, ist bebaubare Fläche. Niemand wird je ein Haus auf den Hahnenkamm stellen, deswegen sind wir geduldig und verkaufen Zinshäuser nicht. Ich glaube nicht, dass die Preise in absehbarer Zeit fallen, und eine Immobilienblase wie 2008 in den USA schließe ich aus.

STANDARD: Und wenn nun doch die Zinswende kommt?

Lemberger: Wenn die Zinsen sehr stark steigen, dann könnte es einen Ruck am Markt geben. In den kommenden fünf bis zehn Jahren kann ich mir das aber nur schwer vorstellen. Für wohlhabende Menschen, die "nebenbei" mit Immobilien handeln, wird es schwer, wenn die Zeit des billigen Geldes vorbei ist.

STANDARD: Bei den Immobilien kommt Geld herein. Haben die Hotels es in den vergangenen zwei Jahren wieder verschlungen?

Ernst: Corona war furchtbar. Die Hotels haben wir mit Erträgen aus anderen Sparten gegenfinanziert.

Lemberger: Ein Hotel zuzusperren ist eine ähnliche Katastrophe wie eines aufzusperren. Unzählige Handgriffe gehören gemacht, die Lebensmittel, die Wäsche et cetera. Und dann diese Unsicherheit, auf, zu, auf zu, es war zermürbend. Wir brauchten eine Lawine an Geld, um die Hotels am Leben zu halten, die ersten staatlichen Hilfen kamen erst im Winter 2020. Wir haben uns zwangsweise an das Chaos gewöhnt.

Burkhard Ernst kann sich Wasserstoff als Alternative für Verbrennungsmotoren vorstellen – Elektroautos nicht.
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STANDARD: Das bürokratische Chaos?

Lemberger: Während Corona war es die Unsicherheit. Ausufernde Bürokratie gibt es aber nicht erst seit der Pandemie. Die sinnlose Produktion von Papier artet völlig aus, und die westliche Welt administriert sich zu Tode. Die Hälfte der Zeit füllen wir Zettel aus. Für jedes verkaufte Auto gibt es einen Akt, der bestand früher aus drei Zetteln, heute sind es 30 – mit Finanzierungsplan 50.

Ernst: Immobilienentwicklung gehört auch zu unserem Kerngeschäft, wir kaufen Liegenschaften und bauen Wohnungen. Es gibt mittlerweile so viele bürokratische Zwischenschritte. Wer es eilig hat, wird keinen Erfolg haben. An einer großen Immobilie in Favoriten arbeiten wir seit zwölf Jahren, 80 Prozent der Zeit haben wir gewartet.

STANDARD: Zurück zu den Hotels. Viele Hoteliers klagen, dass die Mitarbeiter davonlaufen.

Lemberger: Wem sagen Sie das. Das wird heuer in ganz Europa ein Problem. Wir haben zwar eine Kerntruppe, die seit Jahrzehnten bei uns arbeitet und das Unternehmen nicht verlässt. Dennoch haben wir viele Leute verloren, die in andere Branchen gewechselt sind. Man muss den Leuten halt entgegenkommen.

STANDARD: Wie machen Sie das?

Lemberger: Zum Beispiel durch Arbeitszeitgestaltung. Wenn vier Leute jeweils zehn Stunden arbeiten wollen, dann soll es so sein. Wer mehr arbeiten will, arbeitet mehr.

STANDARD: Was halten Sie von der Viertagewoche?

Ernst: Die haben wir fast in der ganzen Gruppe umgesetzt. Sie kommt nach anfänglichem Gemurre nun wirklich gut an. Dank dieses neuen Schichtrads ist die Werkstatt auch freitagnachmittags und samstags offen. Das wäre meiner Schwester und mir nie eingefallen, dieser Input kam von unseren Kindern.

STANDARD: Drei Generationen in einem Betrieb, hebt man da einen Familienstreit auf Business-Ebene?

Lemberger: Wir wohnen sogar alle in einem Haus, aber in verschiedenen Wohnungen. (lacht) Streit gibt es, aber nicht mehr oder weniger als bei einem "externen" Management. Bei Erfahrungen und Ansichten aus drei Generationen gibt es natürlich Reibungspunkte, aber das ist gut so.

Gabriela Lemberger ist überzeugt, dass wir uns in keiner Immobilienblase wie 2008 in den USA befinden. Sie glaubt nicht, dass die Preise fallen werden.
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STANDARD: Geht es beim Weihnachtsessen also um Verkaufszahlen?

Ernst: Beim Weihnachtsessen nicht unbedingt, aber am Familientisch kann es schon sein. Wir sind so aufgewachsen, bei unseren Eltern ging es immer ums Geschäft, wenn man es nicht anders kennt, passt das.

STANDARD: Autos, Immobilien, Hotels – das passt irgendwie zusammen. Wie fügt sich die Filmproduktion ein?

Ernst: Das ist sozusagen mein bezahltes Hobby. Niki List (Regisseur und Drehbuchautor, Anm.), er ruhe in Frieden, und ich haben vor 30 Jahren begonnen, Filme mit der Firma Cult Film zu produzieren. Niki ist leider 2009 gestorben, aber ich habe weitergemacht. Als Filmproduzent ist man Handwerker und muss schauen, dass der Film rechtzeitig im Kasten ist. Das macht Spaß.

STANDARD: Mit welchen Filmen beschäftigen Sie sich gerade?

Ernst: Wir machen zum Beispiel den Österreich-Tatort. Der letzte hieß Verschwörung und lief ziemlich gut. Auf einen neuen Film namens Schächten freue ich mich sehr, der kommt demnächst ins Kino. Ansonsten ist mein Lieblingsfilm Spiel mir das Lied vom Tod, den hätte gerne ich gemacht. (lacht). (Andreas Danzer, 27.3.2022)