Es wird versucht, die Abhängigkeit von russischer Energie zu minimieren.

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Die Frage, ob Europa die Energieimporte aus Russland stoppen soll, spaltet die EU-Länder. Eine einfache Übung wäre ein schneller Importstopp nicht, wohl aber eine kostspielige. Die Industrie müsste teurer produzieren, die Preiserhöhungen würden an die Konsumenten weitergegeben. Das wäre schwierig, letztlich gefährde das sogar den sozialen Frieden in Europa, warnen Experten.

Also wird in einem ersten Schritt versucht, die Abhängigkeit von russischer Energie zu minimieren. Deutschland mache hierbei gute Fortschritte. Das Wirtschaftsministerium habe über die Versorger RWE und Uniper drei schwimmende Flüssiggasterminals optioniert, berichtet der Spiegel. Die Abhängigkeit von russischem Erdgas betrage statt bisher 55 Prozent am Ende dieses Monats bereits nur noch 40 Prozent. Ein guter Teil sei durch Flüssiggaslieferungen ersetzt worden.

Mit den neuen Terminals könnten schon im nächsten Winter 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus anderen Regionen der Welt kommen. Durch Einsparungen beim Gasverbrauch, unter anderem durch den Ersatz von Gas- durch Kohlekraftwerke, könne der russische Gasanteil "bis Jahresende auf etwa 30 Prozent gesenkt" werden. Beim Erdöl wird angestrebt, bis Jahresende von Russland fast unabhängig zu sein.

Initiative fordert Embargo

In Deutschland wächst der Druck Richtung Ausstieg. Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fordern in einem Brief an die Regierung in Berlin ein sofortiges Öl- und Gas-Embargo. Hinter der Initiative stehen unter anderem der Pianist Igor Levit, Ex-Airbus-Chef Thomas Enders, CDU-Politiker Norbert Röttgen, Grünen-Politikerin Rebecca Harms sowie Ex-Yukos-Chef und Putin-Gegner Michail Chodorkowski.

Gefordert wird, dass das Embargo mindestens bis zum Abzug der russischen Armee aus der Ukraine befristet sein soll, berichtet das Manager Magazin. Die Unterzeichner begründen ihren Appell mit ihrer "Verantwortung vor der Geschichte und um Europas Zukunft".

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Öl- und Gaslieferungen nach Europa zuletzt zwar garantiert – er fordert dafür aber eine Zahlung in Rubel. Am Freitag wies er Gazprom an, einen Weg dafür zu finden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies zudem darauf hin, dass Novatek als Russlands größter Produzent von verflüssigtem Erdgas so eine Anweisung nicht erhalten habe. Die so zu erwartende Nachfrage nach Rubel hebt den Kurs der russischen Währung an. Seit der Ankündigung von Putin stieg der Rubel um rund neuen Prozent. (Bettina Pfluger, 26.3.2022)